Gestern veröffentlichte die europäischen Südsternwarte
(ESO) neue Aufnahmen, die mit Hilfe des Wide Field Imagers am
La Silla Observatorium in Chile gemacht wurden. Sie eröffnen einen
Blick in nahezu "unendliche Weiten".
Vom Wide Field Imager beobachteter Galaxienhaufen. Ursache
für die komische Struktur der Galaxie links des Zentrums
könnten die Einflüsse der Galaxien oberhalb und unterhalb
dieser Galaxie sein. Foto: ESO |
Der Wide Field Imager ist eine 67-Millionen Pixel Digitalkamera,
die vor einem Jahr an das 2,2 Meter MPG/ESO-Teleskop in La Silla montiert
wurde. Die Kamera ist sehr lichtempfindlich - so können mehr als 90
Prozent der ankommenden Photonen auch wirklich aufgezeichnet werden - und
verfügt außerdem über ein großes Sichtfeld, das etwa dem Durchmesser
des Monds entspricht.
Hauptaufgabe von mit dem Wide Field Imager möglichen Himmelsdurchmusterungen ist die
Katalogisierung einer möglichst großen Zahl von Objekten beispielsweise
nach Farbe oder Aussehen. Daraus können dann interessante Ziele für
zukünftige Beobachtungen ausgesucht werden. Außerdem ist es durch die
weiträumige Erfassung des Himmels möglich, Strukturen zu erkennen, die
sich über größere Himmelsregionen erstrecken - beispielsweise die
Struktur unserer eigenen Milchstraße, naher Galaxien oder des gesamten
Universums.
Die Milchstraße ist allerdings eine der größten Hindernisse beim
Studium der großräumigen Strukturen des Weltalls: Zu viele Sterne und
Staub verschleiern - schaut man in die falsche Richtung - die freie Sicht
auf entfernte Galaxien und Galaxienhaufen. Bei fotografischen Aufnahmen
wurde das Band der Milchstraße deshalb früher vermieden, da man
festgestellt hatte, dass man hier viel weniger entfernte Galaxien zu
Gesicht bekam als wenn man in eine Region schaute, die nicht durch das
Band der Milchstraße verdeckt war. Man nannte diese Himmelsregion daher
auch Zone of Avoidance (Zone der Vermeidung).
Heute sind die Geräte empfindlicher und man kann viel lichtschwächere
Objekte am Himmel aufspüren. Das hier abgebildete Foto zeigt
Galaxien in Richtung dieser Zone of Avoidance. Diese Himmelsregion
ist auch deswegen interessant, weil Studien der Bewegung der Galaxien in
der Nähe der Milchstraße gezeigt haben, dass sich die Galaxien in
Richtung auf diese Himmelregion zu bewegen. Als Ursache vermutete man einen
sogenannten Great Attractor - eine große Ansammlung von Materie in Form
eines riesigen Galaxienhaufens - in dieser Richtung. Die beobachteten
Galaxien könnten Teil dieses Great Attractors sein.