Die ersten Astronomen, die das erste Teleskop des Very
Large Telescope der ESO benutzten, konzentrierten sich gleich
auf eines der spannendsten Forschungsgebiete der modernen Astrophysik:
Wie sind eigentlich großräumige Strukturen im frühen
Universum entstanden? Mit ANTU kamen sie dem Problem auf die Spur.
Falschfarbendarstellung des ionisierten Wasserstoffs um 1138-62.
Foto: ESO |
Viele Astronomen beschäftigt derzeit die Frage, wie eigentlich
die ersten Galaxien und Galaxienhaufen aus dem ursprünglichen
Gas entstanden sind. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass
sehr grosse Riesengalaxien, die oft im Zentrum von Galaxienhaufen
gefunden werden, nach und nach durch die Verschmelzung vieler kleinerer
Galaxien entstanden sind, die sich zuvor aus dem Gas gebildet haben.
Um die Entstehung der ersten Galaxien und Galaxienansammlungen
zu verstehen, muss man natürlich am besten nach Objekten Ausschau
halten, die möglichst alt sind, so dass die gesuchten Prozesse
gerade ablaufen. Gute Kandidaten für solche Untersuchungen
sind hier sogenannte Radiogalaxien, die eine starke Strahlung im
Radiobereich - also im langwelligen Bereich des elektromagnetischen
Spektrums - aufweisen. Diese Radiostrahlung, so die Theorie, könnte
das Ergebnis von Explosionen im Zentrum der Galaxie sein, die zu
Stande kommen, wenn kleinere Galaxien in das dortige Schwarze Loch
stürzen.
Die ersten Astronomen, die das im April für den Forschungsbetrieb
freigegebene erste VLT-Teleskop ANTU benutzten, untersuchten dann
auch die Radiogalaxie 1138-262. Durch ihre Entfernung von etwa 10.000
Millionen Lichtjahren sehen wir sie heute zu einer Zeit, zu der
das Universum nur etwa ein fünftel seines heutigen Alters hatte.
Frühere Untersuchungen ergaben, dass 1138-262 von heissem
Gas umgeben ist, das dem ähnelt, was man in der Nähe des
Zentrums naher Galaxienhaufen beobachtet. Mit dem Hubble
Weltraumteleskop wurden außerdem noch zahlreiche Klumpen entdeckt,
so dass viele Astronomen davon ausgehen, dass man es bei 1138-262
mit dem Endstadium der Entstehung einer Riesengalaxie aus vielen
kleinen Galaxien zu tun hat.
Mit Hilfe des FORS1-Instrumentes an ANTU machten die Wissenschaftler
Aufnahmen in zwei unterschiedlichen Wellenlängenbereichen.
Damit beobachteten sie einmal das Licht, was von Wasserstoffgas
produziert wird und einmal jenes, das direkt von Sternen kommt.
Das Ergebnis: Die Galaxie ist von einer riesigen Wasserstoffwolke
umgeben. Sie ist mit einer Ausdehnung von 500.000 Lichtjahren, die
größte dieser Strukturen, die je beobachtet wurde. Die
Größe entspricht etwa dem fünffachen der sichtbaren
Ausdehnung unserer Milchstrasse.
Zudem konnten die Astronomen im "Gasbild" Objekte ausmachen,
die im "Sternenbild" fehlten. Diese deuten sie als kleinere
Begleitgalaxien der großen Radiogalaxie. Diese Bild würde
die bisherige Ansicht untermauern, dass es sich bei 1138-262 um
eine Riesengalaxie handelt, die sich in einem Galaxienhaufen bildet.
Als nächstes soll nun die Zugehörigkeit der gefundenen
Begleitgalaxien zu 1138-262 bestätigt werden.
|
ESO,
Webseite der Europäischen Südsternwarte |