Nun ist auch am Nachthimmel endgültig der Frühling eingekehrt: Die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben,
wurden von den Frühlingskonstellationen verdrängt: Analog zum Wintersechseck
benennen manche auch ein Frühlingsdreieck [Findkarte]:
Es wird gebildet aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im
Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen. Doch auch der Sommer
ist am Himmel schon auszumachen: So erscheint im (Nord-)Osten langsam das
Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier
und Altair im Adler besteht.
Passend zum Frühling kann man im Sternbild Krebs (am Abend im Südwesten)
derzeit gut den Sternhaufen Praesepe (M44), die Krippe, entdecken [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Er hat eine Ausdehnung
am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer der uns am
nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen. Wer ein Fernglas zu Hilfe
nimmt, kann sehen, dass es hier vor Sternen nur so wimmelt.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den wenigen
Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So soll der
griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke" berichtet
haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst Galileo
Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer beobachtete: Er
zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen. Mit heutigen Amateurteleskopen sollten
bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man schätzt, dass der Haufen rund 400 Sterne
enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von der Erde entfernt und etwa 400 Millionen
Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe befindet sich mit M67 ein weiterer
Sternhaufen, der allerdings nur mit dem Fernglas zu sehen ist. Er enthält viele
Hundert Sterne und ist der älteste Sternhaufen unserer Milchstraße.
Das Sternbild, das bei uns Großer Wagen genannt wird, heißt in anderen
Ländern Big Dipper, also "Große Schöpfkelle". Der Grund hierfür ist, wenn
man das Sternbild betrachtet, recht einleuchtend - genauso wie der im
englischsprachigen Raum geläufige Merksatz: Wenn man ein Loch in den Boden der
Kelle des "Big Dippers" macht, spritzt die Milch dem Löwen auf den Rücken.
Gemeint ist hiermit natürlich das Sternbild Löwe [Findkarte],
das sich auf diese Weise leicht am Nachthimmel finden lässt.
Charakteristisch für das Sternbild Löwe ist seine Mähne, die andere auch als
verdrehtes Fragezeichen ansehen. Der Punkt dieses Fragezeichens wäre dann
Regulus, der Hauptstern des Sternbilds. Regulus ist in dieser Region des
Himmels mit Abstand der hellste Stern. Am gesamten Sternenhimmel nimmt er in
Sachen Helligkeit den 18. Rang ein. Obwohl Regulus gern als Frühlingsstern
bezeichnet wird, ist er zu jeder Jahreszeit zu sehen. Im Frühling allerdings
scheint er am höchsten am Himmel zu stehen.