Hallo,
doch könnte ich, bei nicht zu 100% ausgeräumten Zweifeln an der Harmlosigkeit der Protonenkollisionen, die Maschine n i c h t starteten - weil auch 0.0001% Wahrscheinlichkeit die Welt zu vernichten schlicht viel zu viel Risiko der Vernichtung von A L L E M sind.
Aus meiner Sicht kommt in dieser Aussage ein ganz grundsätzliches Missverständnis zu Tage. Der Begriff 100% Sicherheit.
Der Laie versteht darunter oft etwas grundlegend anderes, als viele der Menschen, die hier mit diskutieren. Es ist für den Laien kein Widerspruch sich vor einer Gefahr, die mehrere Größenordnungen höher ist, viel weniger zu fürchten, als vor einer wesentlich kleineren Gefahr.
Die Frage nach der Sicherheit beim LHC oder beim zu Bett gehen kann nicht zu 100% beantwortet werden und das liegt unter Anderem an solchen Möglichkeiten:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,518990,00.html
Für diejenigen, die dieser Meldung etwas ratlos gegenüber stehen, empfehle ich die dazu gehörende Diskussion im Astronews-Forum.
http://www.astronews.com/forum/showthread.php?p=29810
Dieser Typ von ‚Gefahr‘ ist aber weder durch aktives noch durch passives Verhalten beeinflußbar.
Immerhin liefert uns die Natur eine Teilantwort: Wir existieren. Also ist es sehr unwahrscheinlich (aber eben nicht unmöglich) daß unser Universum perdü geht.
Kein normaler Mensch würde solche Szenarien als etwas betrachten, das er in seine Lebensplanung einbeziehen muß. Physiker und besonders Mathematiker, sind da etwas anders gestrickt. Nicht in ihrer Lebensplanung, sondern wenn man sie in ihrem Fachgebiet nach einer präzisen Antwort fragt.
Der Hauptteil der hiesigen Diskussion setzt folgendes Szenario voraus:
S1: Es entstehen Mini SL’s
S2: Sie sind stabil
S3: Sie sind langsamer als die Fluchtgeschwindigkeit der Erde
S4: Sie sind alle, ohne Ausnahme, ungeladen
S5: Sie akkretieren Masse so schnell, daß sie dem natürlichen Ende der Erde zuvor kommen.
Zu S1: Nur, wenn eine ganz spezielle Lösung einiger denkbarer Gleichungen aus der Stringtheorie in dafür geeigneter Weise zutreffen.
Das ist, wenn überhaupt, nur durch Versuche zu ermitteln
Zu S2: Dem steht die Hawkingstrahlung entgegen. (Gott sei Dank) mangels schwarzer Löcher in für diese (sehr schwierigen) Messungen ausreichender Nähe, konnte sie bisher nicht bestätigt werden. Aber z.B. die sogenannte Paarbildung, funktioniert nach sehr änlichen Überlegungen und die gehört zu ‚unserem Alltag‘.
Zu S3: Dazu wäre notwendig, daß die komplette kinetische Energie der Atomkerne aus denen sie entstehen sollen, in dem vielleicht entstehenden SL bleibt, und daß sie sich auf einer exakten Linie treffen müssen, was an die Konstruktion dieser Kollisionstrajektorien eine sinnlose Anforderung stellt, ja sogar kontraproduktiv wäre, weil man dann keinen scharfen Fokus hätte.
Zu S4: Sonst gäbe es beim Zutreffen aller übrigen Punkte, durch die Wechselwirkung mit anderen Ladungsträgern und der damit verbundenen Abbremsung, weder Sterne noch Planeten.
Zu S5: Auch das muß bei Objekten, die eine größere Dichte als die Erde haben, schneller gehen. Da es solche Objekte gibt (Sonne, Sterne, weiße Zwerge, Neutronensterne) und sie zum Teil recht alt sind (es genügt ein einziger davon, der alt ist, um die ganze Kette zu sprengen)
So weit, so gut. Nachdem hier ein paar, auch für die Kritiker starke Argumente gegen die Existenz der Kette erkennbar waren, verlegte man sich auf die nächste Eskalationsstufe der Konstruktion eines GAU‘s
Die mini-SL’s machen so wenig Wechselwirkung, daß sie, wenn sie schnell genug sind, die Erde und die Sterne problemlos durchdringen.
Dieses Argument ist sehr delikat. Gibt es auf dem Weg durch die Erde zwei drei Fressakte zuviel, dann fallen sie unter die Fluchtgeschwindigkeit der Erde und bleiben stecken. Die Erde existiert, also kann dann zumindest S5 nicht erfüllt sein. Gibt es zwei drei Fressakte zu wenig, dann können sie nicht schnell genug fressen, um S5 zu schaffen.
Die Sache ist aber noch delikater. Alle die diesen Ballanceakt vollbracht haben, dürfen kein zweites oder drittes oder viertes mal durch einen weiteren Stern hindurch kommen, sonst bleiben sie dort stecken. Wenn S1 zutrifft, dann entstehen Milliarden von ihnen auf jedem Planeten und jedem Stern, ein einziges davon genügt (wenn S1 bis S5 gelten) um diesen zu fressen.
Die Sache ist aber immer noch delikater. Es gibt weiße Zwerge und Neutronensterne.
Damit wurde dann die ganze Angelegenheit auch für die Kritiker etwas zu delikat und man suchte weiter und wurde wieder fündig. Bose-Einstein-Kondensat im Inneren eines Neutronensterns war jetzt das Zauberwort und die ‚Rettung‘ für den Untergang.
Abgesehen davon, daß ich bisher nicht verstanden habe, wie etwas das keine Wechselwirkung macht, eine Kruste tragen kann (hallo Michael?), genügt ein einziger existierender Neutronenstern, (und auch weißer Zwerg) der in seinem Inneren keine exotische Materie im Zustand eines Bose-Einstein-Kondensats enthält, um die Kette zu brechen.
http://arxiv.org/abs/astro-ph/0605106
als Zusammenfassung auch hier
http://www.astronews.com/news/artikel/2006/06/0606-021.shtml
Man ist hier jetzt an einer Stelle angelangt, an der man kaum noch einen Unterschied in der Qualität der Argumente ausmachen kann zwischen den notwendigen Konstruktionsdetails für den Untergang durch CERN und dem ersten Link in diesem Post. Und es stellt sich damit wieder die Frage, was ist denn nun genau mit 100% Sicherheit gemeint?
Alles was wir wissen oder meinen zu wissen, spricht gegen eine Katastrophe. Unsere Existenz spricht gegen eine Katastrophe (immer noch als bestes Argument).
Um trotzdem eine Katastrophe zu konstruieren, mußte man bis hier her schon verdammt tief in die Kiste mit den Unwahrscheinlichkeiten greifen und etwas konstruieren, das der Natur in zig-Milliarden Jahren und zig XXXXillarden Objekten nicht in der Form gelungen ist. Im Prinzip haben solche Konstruktionsmethoden durchaus eine Berechtigung. Aber wenn man dabei den Boden der Physik verliert, dann landet man ganz schnell in Absurdistan. Dann allerdings macht diese Konstruktionsmethode jedes Handeln, aber auch jedes Lassen, extrem gefährlich, ja unmöglich.
Herzliche Grüße
MAC