Es kann doch nicht sein, dass der Botschafter mit der schlechten Nachricht zu den mit den Experimenten einhergehenden Risiken für die Verunsicherung der den Risiken ungefragt ausgesetzten Menschen verantwortlich gemacht wird.
Herr Rössler mahnt schon seit 1998 vor den Risiken der Versuche am LHC. Dass die Boulevardpresse sich erst jetzt des Themas annimmt ist ein Hinweis darauf, dass zuvor alle anderen Wege - leider vergeblich - versucht worden sind CERN (den Experimentator) zu einer transparenten Risikoevaluation zu bewegen.
[...]
Somit ist jede weitere publizistische Zurückhaltung hinfällig. Nicht Herr Rössler ist an 'Lieschen Müllers' Verunsicherung schuld und auch nicht die Boulevardpresse sondern der risikoverursachende Experimentator CERN.
Hallo Marc Fasnacht,
erstmal halte ich es für zielführend, dass sie sich in die Diskussion einklinken. Mit ihren Ängsten kann man sie sicherlich besser abholen, wenn sie ins Gespräch treten, anstatt intellektuell isoliert gegen den LHC anzurennen.
Es scheint mir jedoch notwendig, auch durchaus im Sinne der angestrebten
win-win-Situation, einige ihrer Aussagen gerade zu rücken. Herr Rössler wird nicht dafür verantwortlich gemacht, dass Menschen wie
'Lieschen Müller' durch die Aktivitäten am CERN verunsichert werden. Herr Rössler steht in der Verantwortung dafür, den
'Lieschen' eine Bedrohungssituation einreden zu wollen, die mit den Experimenten am LHC nichts zu tun haben, sondern lediglich in seiner Phantasie entstanden sind.
Es ist nun mal so, dass Herr Rössler 1998 gemeinsam mit einigen Studenten herausgefunden haben will, dass mit der ART etwas nicht stimme. Das
Ergebnis dieser 'Chaosvorlesung' schlug sich in einer Veröffentlichung in den 'Lecture Notes in Physics' (Vol. 503/1998, pp. 370ff.) nieder:
'Gravitational slowing down of clocks implies proportional size increase'. Es ist aber mitnichten so, dass Herr Rössler seit 1998 vor dem LHC gewarnt hat. Auf diesen Zug ist er erst
im letztes Jahr aufgesprungen:
Das ist schwierig und nicht leicht verständlich zu machen: zeitunabhängige relative Raumexpansion (bzw. in der anderen Richtung -schrumpfung). Über fast 10 Jahre hat sich deshalb nichts getan.
Es gab noch eine Zwischenveröffentlichung im Jahr 2005,
'The scale change of Einstein’s equivalence principle' bei 'Chaos, Solitons & Fractals', Vol. 25, pp. 897ff. Diese Veröffentlichungen von Rössler et al. sind zu banal, dass sie von Physikern ernstgenommen wurden. Es gibt keine Besprechungen und keine Zitierungen ausser durch Rössler selbst. Ende 2007 springt Herr Rössler auf den 'LHC-Widerstand' des
Walter L. Wagner auf. Er
zimmert ein paper zusammen, das nun seine zehnjährige Entdeckung über den Boulevard in die Beachtung heben soll, die dem Revolutionär versagt geblieben ist. Das paper deklariert er wie folgt:
Paper submitted simultaneously to Science, Nature and Z. Naturforsch. to get the best criticism of the world, with the publishing rights going to the one who accepts first. For J.O.R.
Es ist bis jetzt dort nicht veröffentlicht. Warum auch? Jeder referee wird sich schwer damit tun, ein Argument für eine Veröffentlichung in einem anerkannten Journal zu finden. Dass Herr Rössler sich diesem wissenschaftsüblichen Prozess nicht stellt und lieber den Boulevard bemüht, um sich ins Rampenlicht zu rücken, liegt in seiner hypertrophen Selbstüberschätzung:
Meine Hörer aus der Chaosvorlesung und ich sind auf ein neues Faktum in der allgemeinen Relativitätstheorie gestoßen, das uns von fast allen Fachleuten unterscheidet, aber nie bestritten wurde. Wir haben es 1998 unter dem Titel “Gravitative Uhrenverlangsamung impliziert proportionale Größenzunahme“ auf englisch in den “Lecture Notes in Physics“ des Springer-Verlags veröffentlicht, ohne bisher Kritik dafür zu ernten.
Nun, Marc Fasnacht,
unkritisiert, unwidersprochen? Kann man daraus einen Anspruch ableiten, unwiderlegt zu sein? Ich meine, nein. Umso erstaunlicher ist es natürlich, wenn Herr Rössler sich ermutigt fühlt, seine junk science als
'condicio sine qua non' medial zu vermitteln. Rösslers Phantastereien werden wahrscheinlich mehr Opfer produzieren, als es die konkrete Physik am LHC jemals vermögen wird. Herr Rösslers Leistungen im
'field under discussion' sind zu gering und zu fragwürdig, um einen privaten übergesetzlichen Notstand ausrufen zu dürfen und die
"weitere publizistische Zurückhaltung" als hinfällig zu betrachten.
Dass hier auf astronews endlich Ansätze einer fairen Diskussion zu sehen sind erfreut mich - eigentlich aber wäre es CERN's Angelegenheit Herrn Rössler zu widerlegen.
Nun ist es so, dass Herr Rössler einen
exklusiven Lokaltermin beim CERN erhalten hat. Zusammen mit zwei Aktivistinnen von Rolf Landua persönlich empfangen, hat Rössler dem Physiker sogar 'abgerungen' seine papers zu prüfen.
Nun, ich sags mal so. Wenn CERN nicht antwortet, könnte ich das verstehen, Wenn Antworten existieren, bitte ich Pellegrino/Fasnacht diese auch öffentlich zu machen. Allerdings sollte es für ihre Bedenken ausreichen, dass wir selbst auf astronews den Rössler nach Strich und Faden widerlegen. Was braucht es noch mehr?
Grüsse galileo2609