Hallo Bynaus,
ich habe mir das Paper von Anosova Orlov und Pavlova "Dynamics of nearby multiple stars. The alpha Centauri system" AA 292,115-118(1994) noch einmal durchgelesen. Allerdings habe ich die Referenzen nicht gelesen.
Dabei habe ich folgende Kritikpunkte:
*Datenerhebung und Messfehler:
Bei der Eigenbewegung wurden offenbar Mittelwerte aus früheren Arbeiten genommen. Wieso wurde die Differenz von AC genommen und nicht die zwischen C und Schwerpunkt von AB? Dies führt wegen der Bahnbewegung von AB zu Fehlern. Wurde der Wert für die Präzession auf den Wert für die Epoche T0=1915 korrigiert? (Der Wert von Jenkins für (mu_delta)_C ist eindeutig zu groß.)
Wurde berücksichtigt dass die Richtung der Eigenbewegungen nicht Parallel sind, da Proxima über 2° entfernt ist?
Die Fehler wurden offenbar aus der Standardabweichung verschiedener Literaturwerte bestimmt. Das kann, insbesondere bei nicht unabhängigen Werten oder und einer zu geringen Anzhal den wahren Fehler beträchtlich unterschätzen. Wie dies z.B. bei der Entfernung von Proxima geschehen ist.
Dies hat zu 0,761"±0,001" geführt. Plausibler ist ein Fehler von ~0.004". Der aktuelle Wert (gew. Mittelwert aus Yale95, Hipparcos und Hubble-Messungen) ist übrigens 0,77030"±0,00051"
Ähnlich bei den Werten für die Masse von AB.
Der Fehler in M_C scheint dagegen noch bemerkt worden zu sein.
*Bahnelemente
Zusammen mit brauchbaren Eingangswerten hätten sie einigermassen die Katalogwerte für die Bahn von AB reproduzieren können müssen. Besonderes auffällig ist die Diskrepanz von e=0,963±0,006 zum Wert von e=0,516 (man beachte die Unterschätzung des Fehlers!) was von den Autoren allerdings bemerkt wurde. Ob dies jetzt an den ungeeigneten Eingangsdaten (s.o.) liegt oder, ob ein weiterer Fehler vorliegt kann ich nicht sagen.
Bahn von C um AB: Die Energie ist 6±6 Einheiten. D.h. formal liegt ein ungebundener Orbit vor. Allerdings beträgt die Abweichung zu E=0 nur eine Standardabweichung (ich komme für heutige Werte, außer der RV von Proxima=-16±5, auf 1,07 Standardabweichungen, scheint also OK zu sein).
Damit kann die Vermutung, das Proxima gebunden ist, nicht wiederlegt werden. Zumal die Wahrscheinlichkeit für ein ungebundenes System, wie zu Anfang des Paper geschrieben sehr klein ist (P~1e-8).
Dass die Monte Carlo Simulation für einen hyperbolischen Orbit P=1.0 liefert, sollte nicht verwundern, da die Fehler der Eingangsdaten relativ groß sind.
Zum Schluss ist der Ausweg mit dem Bewegungshaufen m.E. an den Haaren herbeigezogen. Ein solcher Haufen mit einer so großen Geschwindigkeitsstreuung würde in wenigen Millionen Jahren auseinanderlaufen.
Das Paper von Matthews and Gilmore,"Is Proxima really in orbit about alpha Cen A/B" Mon. Not. R. Astron. Soc. 261,L5-L7(1993)
ist wesentlich besser.
Allerdings ist nur eine Messung für die Vermutung verantwortlich, dass Proxima nicht gebunden sein könnte, die RV_C=-15.7±3.3 von Thackeray(1967).
Bei den neueren RV-Werten von Proxima gibt es nun aber keinen Abweichungen mehr.
Trotzdem bleibt es für mich ein Rätzel, wie jemand auf die Idee gekommen ist, Proxima könnte nicht gebunden sein.
Grüße UMa