Ross 128 b: Wohnlicher Exoplanet in unserer Nachbarschaft?

astronews.com Redaktion

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Astronomen haben mithilfe des Instruments HARPS einen kleinen extrasolaren Planeten entdeckt, der um den Zwergstern Ross 128 in nur elf Lichtjahren Entfernung kreist. Auf dem Planeten könnten lebensfreundliche Temperaturen herrschen. Zudem gilt Ross 128 als inaktiver Roter Zwergstern, was es potentiellem Leben auf der Oberfläche einfacher machen sollte. (15. November 2017)

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Bynaus

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Bei den angegebenen möglichen Oberflächentemperaturen muss man bedenken, dass es sich hier um die Schwarzkörpertemperatur handelt - also ohne die Wirkung einer allfälligen Atmosphäre (nur Flux und Albedo zählen). Nach derselben Rechnung beträgt die Oberflächentemperatur der Venus ca. -40°C...

Aber spannend, all die erdgrossen Planeten um nahe Rote Zwerge!
 

SFF-TWRiker

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Es wurde auch imho nirgends erwähnt, dass der Planet wahrscheinlich eine gebundene Rotation hat.

Das solche kleinen Planeten durch auf der Erde stationierte Instrumente gefunden werden ist schon ein neuer qualitativer Fortschritt.
Damit wird man in wenigen Jahren dann eher sagen können, wie typische Planetensysteme aussehen, oder dass es keine typischen Systeme gibt, weil sie "individuell" völlig verschieden sind.
Evtl muß dann auch die bisherige "Hochrechnung" von 1 bis 2 Planeten pro Stern in der Milchstraße deutlich nach oben korrigiert werden. Bisher kennt man ja nur relativ wenige Systeme mit 3 oder mehr Planeten.
 

Gelko

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Im Augenblick ist schwer etwas zu Habitabilität von Planeten um rote Zwergsonnen zu sagen. Die Sache wird völlig kontrovers diskutiert. Auch die Effekte der gebundenen Rotation lassen sich durch passende Atmospheren un manchen Simulationen abmildern.In einer neurn Arbeit wird sogar überlegt,ob eine Atmosphere unter gewissen Bedingungen nicht die gebundenen Rotation verhindern könnte.http://science.sciencemag.org/content/early/2015/01/16/science.1258686
Das eigentliche Interessante an der Entdeckung ist die Verifizierung erdgrosser Planeten um unmittelbare Nachbarsonnen.Wie habitabel die dann wirklich sind,werden wir erst durch Analysen ihrer Atmospheren erfahren. Das dauert leider noch lange.
 

DELTA3

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Bei den angegebenen möglichen Oberflächentemperaturen muss man bedenken, dass es sich hier um die Schwarzkörpertemperatur handelt - also ohne die Wirkung einer allfälligen Atmosphäre (nur Flux und Albedo zählen).

Woher nimmt man das Albedo dieser Exoplaneten?
 

Bynaus

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Evtl muß dann auch die bisherige "Hochrechnung" von 1 bis 2 Planeten pro Stern in der Milchstraße deutlich nach oben korrigiert werden. Bisher kennt man ja nur relativ wenige Systeme mit 3 oder mehr Planeten.

Ja gut, aber diese Hochrechnung (für Kepler) bezieht sich ja nur auf den Bereich, wo man die Planeten bisher finden könnte, also so ungefähr innerhalb der Venusbahn.

Auch die Effekte der gebundenen Rotation lassen sich durch passende Atmospheren un manchen Simulationen abmildern.

Es ist sogar möglicherweise so, dass die gebundene Rotation dank einer Atmosphäre sogar bei höheren Einstrahlungsleistungen noch die Bewohnbarkeit des Planeten gewährleisten könnte. Denn es könnten sich so Wolken am substellaren Punkt bilden, die die Albedo des Planeten erhöhen und ihn so kühlen.

Woher nimmt man das Albedo dieser Exoplaneten?

Für erdgrosse Planeten sind das im Moment reine Schätzwerte. Man setzt z.B. die Albedo der Erde oder Venus ein und sagt, die Temperatur wäre bei dieser Albedo so oder so. Sobald man die Planeten in einem Teleksop auflösen kann, kann man die Albedo direkt messen.

Bei Gasriesen kann man nach sogenannten "ellipsoidalen Variationen" suchen, dh, die scheinbare Helligkeit des Sterns ändert sich in Abhängigkeit der Planetenphase (wenn der Planet "hinter" dem Stern steht - ohne von diesem bedeckt zu werden - ist der Stern etwas heller als wenn der Planet "davor" steht). Aus dem Planetenradius (entweder gemessen oder abgeschätzt) und der eingestrahlten Energie kann man dann die Albedo des Gasriesen abschätzen.
 

FrankSpecht

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Moin Bynaus,
Für erdgrosse Planeten sind das im Moment reine Schätzwerte. Man setzt z.B. die Albedo der Erde oder Venus ein und sagt, die Temperatur wäre bei dieser Albedo so oder so. Sobald man die Planeten in einem Teleksop auflösen kann, kann man die Albedo direkt messen.
Das ist mir nicht ganz klar.

Die Albedo ist doch ein reiner Rückstrahlungswert ohne Dimension. Was kann sie denn über die Temperatur eines Planeten aussagen, wenn man seine Beschaffenheit nicht ausreichend kennt?
Der Planet könnte doch eine hohe Albedo wegen einer Eisoberfläche haben (kalt) oder wegen stark reflektierender Atmosphäre (warm - wie Venus).
Oder sagt man einfach allgemein „von, bis“?
Oder gibt es einen Zusammenhang zwischen Albedo und Entfernung zum Mutterstern?

Wie würde sich da z.B. das Szenario "Schneeball Erde" einordnen?
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Wenn man die Albedo messen kann, kann man die Strahlungstemperatur des Planeten direkt bestimmen. Die Temperatur an der Oberfläche kennt man deswegen jedoch noch nicht, bzw nur dann, wenn da keine Atmosphäre vorhanden ist. Wenn man den Planeten allerdings im Teleskop auflösen kann, sollte es möglich sein, die Atmosphärenzusammensetzung zu bestimmen und daraus am Ende die Oberfkächentemperatur.
 

Alex74

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...zumal durch die Fundmethode gar nicht sicher ist welche Masse der Planet nun hat, das könnte, wenn wir halbwegs direkt auf die Rotationsachse drauf schauen, immernoch ein jupitergroßer Planet sein - oder ist die Rotationsachse von Ross 128 bekannt, so dass man diese Unsicherheit herausrechnen kann?
 

DELTA3

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...zumal durch die Fundmethode gar nicht sicher ist welche Masse der Planet nun hat, das könnte, wenn wir halbwegs direkt auf die Rotationsachse drauf schauen, immernoch ein jupitergroßer Planet sein

??? In dem Bericht steht, dass es ein Gesteinsplanet ist, der etwa so groß ist wie die Erde. Ausserdem könnte man ihn mit der Radialmethode gar nicht finden, wenn man direkt auf die Rotationsachse von Ross 128 sieht, vorausgesetzt, dass die Planetenbahn etwa um dieselbe Achse verläuft. Ich denke, es gibt bisher keine Methode, einen Planeten zu finden, dessen Bahn senkrecht zur Blickrichtung verläuft.

Was allerdings unklar ist:

Der jetzt aufgespürte Planet hat einen 20-mal geringeren Abstand von Ross 128 als die Erde von der Sonne. Er dürfte allerdings nur etwa 1,38-mal mehr Strahlung als die Erde abbekommen. Die Temperaturen auf seiner Oberfläche könnten daher zwischen 20 und -60 Grad Celsius liegen.

Wenn er mehr Strahlung abbekommt als die Erde, warum sollte er dann kälter sein?

Gruß, Delta3
 

Bynaus

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Alex hat nicht ganz unrecht, in dem Sinn, dass die angegebene Masse des Planeten eigentlich als msin(i) gesehen werden muss, mit i = Inklination. Aber damit m hier wirklich im Bereich einer Jupitermasse zu liegen kommt, muss i schon sehr klein sein. Das ist a priori nicht besonders wahrscheinlich - aber auch nicht auszuschliessen. Korrekt ist aber auch, dass für i = 0° (wir blicken exakt auf die Normale der Planetenbahn) der Planet mit der Radialgeschwindigkeitsmethode nicht gefunden werden könnte. In diesem Fall wäre die Astrometrie am besten - obwohl diese immer noch keine verlässliche Planeten-Entdeckung geliefert hat...

Die Venus bekommt auch mehr Strahlung ab als die Erde - aber sie reflektiert auch mehr (wegen ihrer hohen Albedo). Die Strahlungstemperatur der Erde beträgt ca. -15°C, jene der sehr viel weisseren Venus ca. -40°C (im Prinzip wäre es also denkbar, dass in Venus-Entfernung ein komplett zugefrorener Planet mit sehr dünner Atmosphäre stabil sein könnte...). Über die tatsächlichen Oberflächentemperaturen sagt das natürlich noch nichts aus.
 
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