Erstbesiedelung Amerikas

FrankSpecht

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Moin,
über Spiegel online bin ich auf folgenden interessanten Artikel aufmerksam geworden: Muss die Geschichte Amerikas umgeschrieben werden?

Es geht darum, dass neue Funde darauf hindeuten könnten, dass die Erstbesiedelung Nordamerikas vor bereits über 130.000 Jahren stattfand, und nicht erst vor ca. 15.000 Jahren mit der Clovis-Kultur.
Um welchen Menschentypus es sich hier gehandelt haben könnte, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.

Ich finde den Artikel mit seinen Pros und Kontras spannend geschrieben.
Bezug wird auf diesen Nature-Artikel genommen: A 130,000-year-old archaeological site in southern California, USA

Die Vorstellung, dass die menschliche Linie (oder kleine Gruppen darin) die Welt schon viel früher "erobert" haben könnte, fasziniert mich einfach :)
 

kgbbg

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Interessant. Ich vertrete auch die Meinung, daß die etablierte Wissenschaft dazu neigt, unseren vor-Vordersten viel zu wenig zuzutrauen. Zudem wird allzuoft an den Thesen festgehalten, die einmal aufgestellt worden sind. Frei nach dem Motto was nicht sein darf, kann nicht sein... Übrigens ist das ja bereits seit Jahrtausenden so wie dieses Zitat beweist:

»Seit unserer frühesten Jugend sind wir daran gewöhnt, verfälschte Berichte zu hören, und unser Geist ist seit Jahrhunderten so sehr von Vorurteilen durchtränkt, dass er diese phantastischen Lügen wie einen Schatz hütet – so dass uns schließlich die Wahrheit unglaubwürdig und die Fälschung wahr erscheint. «
Sanchuniathon, legendärer phönizischer Schriftsteller, ca.12/13. Jhd. v. Chr.

Ebenso verhhielt es sich ja mit der "Erstentdeckung" die ja immer wieder Kolumbus zugeschrieben wurde. Und Rätsel gibt es allemale. Leider werden entsprechende Mittel für allemöglichen Zwecke verschwendet, nur nicht darauf, ordentliche Forschung zu ermöglichen. Ich frage mich zB., woher die Inspiration der Künstler für die typisch negroiden Züge auf den Großskulpturen der Olmeken in Südamerika rührt. Ebensogut kann Südamerika bereits durch afrikanische Entdecker infiltriert worden sein. Thor Heyerdahl hat es ja bewiesen. Auch das Erreichen der Westküste über den Pazifik ist nicht ausgeschlossen.
Sehr interessante Thematik.
 

Alex74

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Es ist ja nicht der erste Hinweis auf eine viel ältere Kultur, da gibt es seit langem einen Streit.
Ich habe auch aufgehört diesen Streit zu verfolgen weil hier ganz offensichtlich in den USA irgendwelche Verbände sich gegen neuere Erkenntnisse wehren. Auch wenn die Fundlage nicht besonders konsistent ist, so etwas müsste eigentlich erst recht Neugierde entfachen und den Drang "dem müssen wir mal mehr nachgehen" - stattdessen exakt das Gegenteil.
Ich hoffe daher schon dass mal Funde auftauchen, die diese ideologisch gewordene Debatte sprengen könnte.
 

Bernhard

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so etwas müsste eigentlich erst recht Neugierde entfachen und den Drang "dem müssen wir mal mehr nachgehen" - stattdessen exakt das Gegenteil.
Das ist mMn eine typisch europäische Sichtweise. In Amerika wird das aber schon etwas anders gewertet. Wer sich dort für die "Altvorderen" einsetzt, sieht sich schnell mit massiven Reparationsängsten bezüglich der Ureinwohner konfrontiert, wovon man "drüben" verständlicherweise wenig wissen will.

Aber das nur am Rande. Für Archäologen sind Funde natürlich immer auch ein Grund zum Feiern.
 

Ich

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Ich vertrete auch die Meinung, daß die etablierte Wissenschaft dazu neigt, unseren vor-Vordersten viel zu wenig zuzutrauen. Zudem wird allzuoft an den Thesen festgehalten, die einmal aufgestellt worden sind. Frei nach dem Motto was nicht sein darf, kann nicht sein... Übrigens ist das ja bereits seit Jahrtausenden so wie dieses Zitat beweist:
weil hier ganz offensichtlich in den USA irgendwelche Verbände sich gegen neuere Erkenntnisse wehren.
Wer sich dort für die "Altvorderen" einsetzt, sieht sich schnell mit massiven Reparationsängsten bezüglich der Ureinwohner konfrontiert, wovon man "drüben" verständlicherweise wenig wissen will.
Ich kenne mich in der Thematik wenig aus. Kann mich mal jemand ins Bild setzen, wieso ein solcher Artikel gleich bei drei Personen verschwörungstheoretische Ansätze auslöst?
MMn ist ide Sache relativ einfach: Alle heutigen Amerikaner stammen von Menschen ab, die später eingewandert sind. Was auch Sinn ergibt, wenn man bedenkt, dass der Kontinent vorher durch ein Polarmeer vom Rest der Welt getrennt war. Wenn es frühere Besiedlung gab, dann ist sie offensichtlich gescheitert.
Ich darf von mir behaupten, in dieser Frage vollkommen unideologisch zu sein. Bis eben war mir nicht einmal klar, dass es da irgendwelche Ideologien geben soll. Und trotzdem würde ich die These einer frühen Besiedlung erst glauben, wenn die Beweise wasserdicht sind. Das schließt ein radiometrisch datiertes Skelett ein. Ich halte das für den ganz normalen Gang der Wissenschaft. Ihr wisst ja, extraordinary claims und so.
 

Bernhard

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Alle heutigen Amerikaner stammen von Menschen ab, die später eingewandert sind.
Ich möchte da eigentlich nur klarstellen, dass ich zwischen den europäischen Siedlern und den "Indianern" unterscheiden wollte, welche definitiv aus unterschiedlichen Einwanderungsepochen stammen. Über Populationen vor den Indianern hört und sieht man manchmal ein paar Details im TV.
 
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Major Tom

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Und trotzdem würde ich die These einer frühen Besiedlung erst glauben, wenn die Beweise wasserdicht sind...

Ich weiss nicht wie „wasserdicht“ folgender Ansatz wäre – klingt jedenfalls interessant:

Ein Team um Matthias Meyer :)))vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI) in Leipzig hat Bodenproben aus sieben bekannten Fundstätten in Europa unterucht, die zwischen 14.000 und mehr als 550.000 Jahre alt sind. In fünf davon konnten sie Erbgut von Frühmenschen nachweisen.
„Wir wissen, dass einige Bestandteile von Sedimenten DNA binden können“, sagt Meyer. Die entdeckten Erbgut-Schnipsel stammten demnach von Weichteilen, die keine fossilen Spuren hinterlassen.
http://science.sciencemag.org/content/early/2017/04/26/science.aam9695
 

Ich

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Eben, man diskutiert, ob das von 13000 oder vor 15000 Jahren war. Wenn jetzt einer 130000 Jahre behauptet, dann muss er logischerweise mehr bringen als einen Knochen mit Spiralbruch. Wie man aber zur Vermutung kommt, dass die "powers that be" Grund haben sollen, solche behaupteten Erkenntnisse zu unterdrücken, habe ich noch nicht verstanden. Was ist daran so brisant?
 

mac

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Hallo kgbbg,

Ich vertrete auch die Meinung, daß die etablierte Wissenschaft dazu neigt, unseren vor-Vordersten viel zu wenig zuzutrauen.
Hm. Kannst Du das belegen, oder ist das mehr so ein Bauchgefühl?



Zudem wird allzuoft an den Thesen festgehalten, die einmal aufgestellt worden sind. Frei nach dem Motto was nicht sein darf, kann nicht sein...
auch hier wären Beispiele angesagt!



Übrigens ist das ja bereits seit Jahrtausenden so wie dieses Zitat beweist:

»Seit unserer frühesten Jugend sind wir daran gewöhnt, verfälschte Berichte zu hören, und unser Geist ist seit Jahrhunderten so sehr von Vorurteilen durchtränkt, dass er diese phantastischen Lügen wie einen Schatz hütet – so dass uns schließlich die Wahrheit unglaubwürdig und die Fälschung wahr erscheint. «
Sanchuniathon, legendärer phönizischer Schriftsteller, ca.12/13. Jhd. v. Chr.
ist es nicht viel eher so, daß durch das Primat des Experimentes/der Beobachtung in der Wissenschaft auch solche Vorurteile überwunden wurden? Na ja, vielleicht nicht bei allen Menschen?



Ebenso verhhielt es sich ja mit der "Erstentdeckung" die ja immer wieder Kolumbus zugeschrieben wurde.
Da wäre es doch mal angesagt, eine chronologische Reihenfolge der entsprechenden Zuschreibungen zum Beweis dieser Behauptung heranzuziehen.



Und Rätsel gibt es allemale. Leider werden entsprechende Mittel für allemöglichen Zwecke verschwendet, nur nicht darauf, ordentliche Forschung zu ermöglichen.
Na, da können wir uns wohl glücklich schätzen, daß diese Mittelvergabe nicht allein durch Dich festgelegt wird – natürlich mit dem Manko, daß Du es besser machen würdest.



Ich frage mich zB., woher die Inspiration der Künstler für die typisch negroiden Züge auf den Großskulpturen der Olmeken in Südamerika rührt. Ebensogut kann Südamerika bereits durch afrikanische Entdecker infiltriert worden sein.
Die müßten dann aber ziemlich enthaltsam gelebt haben, wenn man den Genetikern folgt. Und daß es nur Männer waren, steht zumindest im Widerspruch zu Deinem ersten Zitat in meinem Post.



Thor Heyerdahl hat es ja bewiesen. Auch das Erreichen der Westküste über den Pazifik ist nicht ausgeschlossen.
Was hat er bewiesen? Daß es möglich gewesen wäre, oder daß es so war?



Sehr interessante Thematik.
Ja.

Herzliche Grüße

MAC
 
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Mahananda

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Ich frage mich zB., woher die Inspiration der Künstler für die typisch negroiden Züge auf den Großskulpturen der Olmeken in Südamerika rührt.

Ich frage mich, wie man darauf kommen mag, dass man die Olmeken, die an der Ostküste Mexikos heimisch waren, nun in Südamerika ansässig werden lässt, obwohl Mexiko doch nachgewiesenermaßen ein Staat in Mittelamerika ist, nach dem der Golf von Mexiko seinen Namen erhalten hat.

Ebensogut kann Südamerika bereits durch afrikanische Entdecker infiltriert worden sein.

Wenn man mal davon ausgeht, dass die Olmeken nicht in Südamerika, sondern in Mittelamerika ansässig waren, ist das mit den "typisch negroiden Zügen" auch nicht so eindeutig, wie es auf dem ersten oberflächlichen Blick scheinen mag. Die Olmeken waren besessen vom Jaguar als zentrales mythologisches Tier, um den herum sie ihre Kulte organisierten. Die abgebildeten Köpfe und Wesen waren in der Regel Mischwesen aus Mensch und Jaguar, so dass sich die Gesichtspartien auch über Jaguarlefzen erklären lassen, die die physiognomischen Konturen scheinbar "negroid" verformen.

Macht man sich dann noch mit anderen Kunstwerken der Olmeken vertraut, ergeben sich stärkere Ähnlichkeiten zur chinesischen Shang-Dynastie (ca. 3600 - 3100 Jahre alt), was auch zeitlich in den gleichen Rahmen passen würde. Von daher wäre eine Beeinflussung durch chinesische Auswanderer, die vielleicht über den Pazifik nach Mexiko gekommen sind und sich später an der Atlantikküste festgesetzt hatten, denkbar. Aber auch dafür fehlen stichhaltige Belege. Eine reine Ähnlichkeit der bildnerischen Kunstwerke ist da bei weitem nicht hinreichend.
 

FrankSpecht

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Leute,
ist es nicht möglich, einen solchen Artikel ohne politische Verschwörungstheorie oder dänikenschne Prosa zu diskutieren?
Bevor man zu diesen Mitteln greift, muss doch erst einmal bestätigt sein, dass die Altersbestimmung im genannten Artikel korrekt ist.
Dass die Verortung von Olmeken mit Südamerika außer Frage steht, ist doch klar :rolleyes:
 
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