Ich muss jetzt mal blöd nachfragen ...
Das ist keine blöde Frage.
Man kann in der Physik nichts beweisen?
Richtig, man kann in der Physik nichts beweisen.
Ein Beweis im mathematischen Sinn ist eine logisch zulässige Kette von Schlüssen, die von letztlich unbeweisbaren (!) Axiomen zu einen Theorem führt; dieses Theorem ist wahr, unter der Voraussetzung, dass die Annahmen wahr sind - was aber eben nicht beweisbar ist.
Ein Beweis (A) im Rahmen der theoretischen Physik würde z.B. von den Newtonschen Gesetzen ausgehend beweisen, dass das Glas zu Boden fällt, wenn die Newtonschen Gesetzen wahr sind - was aber eben nicht beweisbar ist.
Ein Beweis (B) im Rahmen der experimentellen Physik müsste z.B. auf Basis des zuvor diskutierten Beweises (A) belegen, dass immer wenn die Newtonschen Gesetzen wahr sind, jedes Glas (Vase, Bierkrug, ...) in jedem beliebigen Experiment zu jeder Zeit und an jedem Ort im Universum zu Boden fällt. Das ist aber offensichtlich nicht durchführbar.
Die einzigen Beweise, die im Rahmen der Physik möglich sind, sind Beweise, dass eine physikalische Theorie
nicht zutrifft, entweder weil die zugrundeliegenden Annahmen nicht gelten, oder weil die Kette von Schlüssen nicht korrekt ist. Der Beweis selbst erfolgt durch ein experimentelles Gegenbeispiel.
Dies ist der Grund, warum die Falsifikation einer Theorie bzw. die Widerlegung einer Hypothese im Rahmen der Wissenschaftstheorie eine zentrale Rolle spielt, auch wenn das im praktischen Vorgehen und im Sprachgebrauch nicht Einzug findet. Z.B. spricht man beim Nachweis der Gravitationswellen von einer
Bestätigung der ART (einer von unendlich vielen möglichen, die notwendig wären, um die Theorie tatsächlich zu bestätigen), nicht von einer
gescheiterten Widerlegung (wobei eine einzige genügt, um die Theorie zu Fall zu bringen).