Ich denke nicht, dass es SpaceX um Wiederverwendbarkeit um jeden Preis geht. Vielmehr geht es ihnen darum, (um jeden Preis) eine unabhängige Zivilisation auf dem Mars aufzubauen. Das erfordert zehntausende von Siedlern mit hunderttausenden von Tonnen Fracht. Unter dieser Prämisse sind Wegwerfraketen schlicht keine gangbare Lösung. Wenn überhaupt, dann geht das nur mit einer günstig und häufig wiederverwendbaren Rakete, die sehr grosse Frachtmengen (oder grosse Besatzungen) transportieren kann. Go big or go home, sozusagen.
Das MBC hingegen ist eine mögliche Lösung für ein ganz anderes Problem (Zyniker könnten jetzt sagen, das hier gemeinte Problem sei, wie LM an viele künftige NASA-Milliarden kommt, aber wir wollen nicht zynisch sein). Hier geht es nicht um eine Kolonie (in dieser Weltsicht sind solche Ideen ohnehin lächerlich, ganz egal welchen Erfolg SpaceX in den letzten 10 Jahren hatte), sondern um einen Aussenposten für vier Astronauten oder so, gebaut nach denselben alten Lösungen die schon zum Bau der ISS und bald vielleicht zum Bau des "Deep Space Gateways" (oder der "Lunar Orbital Plattform-Gateway", wie es neu heisst) verwendet wurden und werden. Diese Lösung ist wohl nicht finanzierbar. Die NASA hat ja bereits gesagt, dass man die ISS aufgeben muss, wenn man nur schon das DSG bauen will. Und wo kommt dann am Ende das Geld für das Marsprogramm bzw. für das MBC her? Ohne eine massive Erhöhung des NASA Budgets wird es nicht möglich sein. Deshalb halte ich das für eine Sackgasse.
Das Space Shuttle war ein Beispiel dafür, wie man Wiederverwendbarkeit nicht versuchen sollte. Zuviele Budgetkürzungen, zu viele faule Kompromisse, zu viele politische Zugeständnisse, kein Geld für einen (ursprünglich geplanten) verbesserten Nachfolger, etc. SpaceX muss all diesen Ansprüchen nicht genügen. Sie können einfach die technisch beste, wiederverwendbare Rakete entwerfen und bauen (wobei natürlich Erfahrungen von Shuttle bis Dragon und F9 Block V einfliessen werden). Nachfrage nach Raketenstarts gibt es immer, und wenn sie mit der BFR/BFS die Preise der Konkurrenz um eine oder zwei Grössenordnungen unterbieten können, entsteht auch ein ganz neuer Markt, der noch mehr Geld in die Taschen spült und helfen wird, die Marskolonie zu finanzieren.
Old Space ist am Ende - sie (und die Politiker in Washington) haben es nur noch nicht wirklich gemerkt. Die Rädchen der Maschinerie werden sich noch ein Jahrzehnt oder so weiter drehen, bevor sie zum Stillstand kommt. Aber dann wird es plötzlich sonnenklar sein, dass die NASA im Weltraum sehr viel mehr tun kann, wenn sie den Fracht- und Personentransport im Weltraum extern und zu fixen Kosten vergibt, also an SpaceX, aber vielleicht auch an Blue Origin, und andere, von denen wir heute noch nicht wissen (durchaus denkbar, dass ein paar der Old Space Firmen auch aufspringen wenn sie merken, dass die alten Ansätze definitiv nicht mehr greifen). Und dann kann ein einziges "gechartertes" BFS zum Mars mehr Wissenschaft produzieren als ein MBC im Orbit in einem Jahrzehnt könnte - zu einem drastisch tieferen Preis.