Bynaus
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Mahananda schrieb:Die Frage ist dann, ob das in so großem Umfang geschehen kann, dass eine Atmosphäre, die sich im chemischen Gleichgewicht befindet (CO2 + N2), wieder für einen längeren Zeitraum in einen reduzierten Status "kippen" kann. Kleinere Mengen reduzierender Verbindungen setzen sich recht schnell wieder um und bewirken nicht die Entstehung und Anreicherung potenter Monomere.
Ich stimme dir zu dass es später wohl schwieriger ist, weil die komplexen organischen Verbindungen, die die kosmische Strahlung in den Planetenbausteinen geschaffen hat, in der energiereichen Umgebung einer jungen Planetenoberfläche dem chemischen Gleichgewicht zustreben sollten.
Aber ich würde das trotzdem nicht so absolut formulieren wollen. Man denke z.B. an die Abiogenese-Experimente: komplexe organische Verbindungen lassen sich auch in einer "Uratmosphäre" produzieren. Planeten wie Neptun, die noch nach Jahrmilliarden Methan in ihrer Atmosphäre haben, deuten darauf hin, dass nicht jede Atmosphäre als CO2+N2 enden muss - irgendwo muss es einen Übergang geben. So lange wir noch keine Atmosphärenzusammensetzungen bei dutzenden terrestrischen Exoplaneten gemessen haben würde ich mich hier nicht festlegen wollen.
Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass der Vorrat an CO2 in der Atmosphäre, der notwendig ist, um über den Treibhauseffekt Wasser auch auf der Nachtseite dauerhaft flüssig zu halten, infolge der Photosynthese aufgebraucht wird, so dass die dann einsetzende Klimakatastrophe die Artenvielfalt auf einige wenige extremophile Mikroben einengt, die sich in den Dämmerungszonen etablieren.
Ich würde vermuten, dass dies zyklisch verlaufen würde: CO2-Bindung durch Photosynthese würde zu einer gewissen Abkühlung führen, die dann zum Absterben der Photosynthetiker und damit zur Wiederfreisetzung des CO2s führt. Ausserdem muss man sich bewusst sein, dass es sich hier um ziemlich massive CO2-Atmosphären handelt (im Vergleich zur Erde): Ich habe 0.5 bar und mehr in Erinnerung. Diese Mengen lassen sich nicht so einfach photosynthetisch binden.
@UMa:
Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Leben auf unbelebten Planeten gleich bleibt, nimmt sie für alle Planeten zusammen doch ab.
Ich kann deinem Beispiel nicht folgen. Sagen wir, die mittlere Dauer, bis Leben entsteht, wären 100 Milliarden Jahre. Dann beträgt die Chance, dass auf einem bestimmten Planeten eines Roten Zwergs entsteht eben 1/100 Milliarden pro Jahr. Und zwar konstant, durch alle 10000 Milliarden Jahre hindurch. Die Wahrscheinlichkeit insgesamt nimmt nicht ab. Bei den meisten solchen Planeten wird es so um die 100 Milliarden herum geschehen, aber auch davor, und danach, wird es Lebensentstehungs-Events geben. Die totale Anzahl belebter Planeten (bzw., der Planeten, auf denen einmal Leben entstanden ist) wird mit der Zeit stetig steigen, nicht abnehmen.
@Dgoe:
Wieso überhaupt Tausende von Milliarden Jahren dauernd, völlig jenseitig. Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 13,8 Milliarden....
Im diskutierten Preprint wurde gezeigt, dass die lebensfreundlichste Phase des Universums noch in weiter Zukunft liegt, wenn Planeten Roter Zwerge bewohnbar sind. Die Frage ist dann: sind wir Gelbe-Zwerg-Planeten-Bewohner einfach exotisch früh dran oder überschätzen wir die Lebensfreundlichkeit von Planeten um Rote Zwerge? Beides wäre interessant.
Eine mögliche Interpretation der Entwicklungsgeschichte des Lebens (z.B. die beobachteten zeitlichen Abstände zwischen wichtigen Entwicklungsschritten) ist eben die, dass es sich um eine Verkettung von individuell sehr unwahrscheinlichen Ereignissen handelt, deren jeweilige Erwartungszeit deutlich länger ist als die Dauer der Lebensfreundlichkeit der Erde (ca. 5 Mrd Jahre). Eine typische Dauer von 100en von Mrd Jahren für die einzelnen Schritte würde gleichzeitig unser relativ spätes Auftreten innerhalb dieser lebensfreundlichen Ära (-> 90% sind schon durch) als auch das Fermi-Paradox (-> wir wären im kosmischen Schnitt früh dran) erklären.
Allerdings würde dies immer noch nicht erklären, warum wir nicht um einen Roten Zwerg entstanden sind: wenn deren Planeten bewohnbar sind, so sind sie schon heute in der Überzahl. Ja, es kann einfach "Zufall" sein, aber für mich ist das durchaus ein zumindest milder Hinweis darauf, dass die Lösung wohl in einer Überschätzung der Bewohnbarkeit von Planeten Roter Zwerge liegen muss. Wenn das der Fall ist, dann liegt die lebensfreundlichste Phase des Universums nicht in seiner fernen Zukunft, sondern ungefähr in der heutigen Ära (Gleichgewicht aus genügend Zeit zur Entstehung von schweren Elementen & Leben & Intelligenz vs. schnell fallende Produktionsrate von lebensfreundlichen FGK Sternen).