Bleiben Fahrstühle ins All ein Traum?

astronews.com Redaktion

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Es klingt nach Science Fiction, doch viele Techniker glauben fest daran, dass mit Hilfe moderner Werkstoffe bald Fahrstühle kostengünstig Nutzlasten ins All transportieren können. Eine italienische Studie kommt allerdings zu einem anderen Schluss: Mit dem heutigen Wissen lassen sich keine Seile herstellen, die den extremen Belastungen eines solchen Aufzugs gewachsen wären.
mehr: http://www.astronews.com/news/artikel/2006/05/0605-018.shtml
 

Bynaus

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Hmhmhm... Ohne Orbitalseile wird der billige Zugang zum Weltraum für lange Zeit ein Traum bleiben. Ich bin mir nicht so sicher, was ich von der Untersuchung halten soll: Es kann sein, dass Strukturfehler die Zugfestigkeit eines einzelnen Nanoröhrchens vermindern: Aber man baut ja den Lift auch nicht aus nur einem einzigen Nanoröhrchen. Ein Stahlseilt hat doch (man korrigiere mich, wenn das falsch ist) auch eine grössere Zugkraft als etwa ein gleich massives Stück aus Stahl oder z.B. seine einzelnen "Fäden": Die geschickte "Verwebung" entlastet einzelne Seilabschnitte und macht das Seil insgesamt fester. Etwas ähnliches lässt sich bestimmt auch beim Nanoröhrchen-Seil realisieren.

Z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Stahlseil

Wie dort aus der Formel zu sehen ist, hängt die Zugfestigkeit eines Stahlseils nicht nur von der Festigkeit des Stahls ab, sondern auch noch von anderen Faktoren.
 

kosmosmops

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Grosses Fragezeichen?!

Hallo zusammen! Ich wollte mal ein grundlegendes Problem bezüglich des Space- Liftes aufzeigen: Warum unbedingt ein Seil???
Wäre ein viereckiges Grundgerüst, an dessen Seiten sich kleine Plattformen, Kabinen o.ä. (bis ca. 2-3 Tonnen Ladungslast pro Transporteinheit) befinden, die sich mittels eigener Elektromotoren (gespeist von einer stromführenden Schiene?) und durch ausgeklügelte Zahnradtechnik selbstständig bewegen lassen, nicht eine viel elegantere Lösung? Oder ist die Idee so malle, dass sie nicht umseztbar ist? Einen phatten Gruss an alle :D
 

Bynaus

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Kein herkömliches Material (ausser eben Kohlenstoff-Nanoröhrchen) ist geeignet, um die gewaltigen Zugkräfte auszuhalten, die bei einem Orbitalseil auftreten. Deshalb...
 

spiegelstef

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Woher soll die Tangentialbeschleunigung kommen?

So ein Aufzug wäre natürlich toll, geht aber leider nicht. Ganz unabhängig von dem Material, was zur Verfügung steht. Es reicht nicht, den Fahrstuhl mit allem, was drin ist, von der Erdoberfläche senkrecht anzuheben; er muss gleichzeitig auch beschleunigt werden, und zwar senkrecht zur Bewegungsrichtung des Fahrstuhls und zwar ziemlich kräftig, auf einige 1000 Kmh.
Dies ist bei einem Fahrstuhl, der an Seilen hängt, nur mit Raketen möglich. Lässt man diese Tangentialbeschleunigung weg, dann wird der Fahrstuhl durch die Corioliskräfte so weggedrückt, dass er nicht mehr funktioniert. Er wird praktisch um die sich drehende Erde herumgewickelt.
Schöne Idee, geht aber leider nicht!
Gruß Spiegelstef
 

Bynaus

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Schöne Idee, geht aber leider nicht!

Die Climber steigen ja nur sehr langsam am Seil hoch. Die Beschleunigung in Tangentialer Richtung (die am Ende, in der geostationären Umlaufbahn, zu einer Geschwindigkeit von 11000 km/h führen muss) ist daher moderat. Das führt zu einem seitlichen Zug auf das Seil (in Gegenrichtung zur Rotationsrichtung der Erde) - dies kann jedoch ausgeglichen werden, in dem das Seil am Boden verankert wird und das Gegengewicht im geostationären Orbit etwas weiter von der Erde entfernt wird. Die Energie für die Tangentialbeschleunigung kommt damit aus der potentiellen Energie des Gegengewichts, das gleiche gilt für den zusätzlichen Drehimpuls.
 

mac

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Bynaus schrieb:
Die Energie für die Tangentialbeschleunigung kommt damit aus der potentiellen Energie des Gegengewichts, das gleiche gilt für den zusätzlichen Drehimpuls.
Hallo Bynaus,

Das ist zwar richtig, aber noch nicht das Ende der 'Nahrungskette`. Die Energie wird aus der Rotationsenergie der Erde abgezapft. Sie kann nur dann zurückgewonnen werden, wenn die komplette Masse wieder zurück auf die Erde kommt. (Nicht das jetzt jemand glaubt, daß wir damit unsere Umwelt nennenswert verändern können!)

Herzliche Grüße

MAC
 
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Bynaus

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(Nicht das jetzt jemand glaubt, daß wir damit unsere Umwelt nennenswert verändern können!)

"Haben Sie auch das Gefühl, dass jeder Tag eine Stunde zu kurz ist? Ja? Spenden sie für unseren Orbitallift!!" :D :)
 

Bewegt

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Erzeugt der Mond ein schwaches Magnetfeld? (etwa ungefähr ein achtzigstel des Erdmagnetfeldes?)
 

Bewegt

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Es ist doch so, das grösserer Durchfluss von Strom durch einen Leiter das magnetische Feld des Leiters verstärkt, oder?
 

mac

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Bewegt schrieb:
Ist an den Polen der Erde die Fliehkraft kleiner als am Äquator?
Auf der Drehachse gibt es keine Fliehkraft.

Bewegt schrieb:
Erzeugt der Mond ein schwaches Magnetfeld? (etwa ungefähr ein achtzigstel des Erdmagnetfeldes?)

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/13/13946/1.html

Bewegt schrieb:
Es ist doch so, das grösserer Durchfluss von Strom durch einen Leiter das magnetische Feld des Leiters verstärkt, oder?
Ja.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

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Also ich hab' mir jetzt (endlich) mal den Artikel durchgelesen.

;) So ein unsympatischer Schwarzseher! ;)

Da gab's vor 150 Jahren mal einen, der genau ausgerechnet hatte, wieso eine Hummel nicht fliegen kann. :D

Kopf hoch Leute! Die exakte Reproduktion der DNS funktioniert ja schließlich auch! Also kann es kein unüberwindbares grundsätzliches Problem geben!
Außerdem: Wer sagt denn, daß Nanotubes das Letzte Wort sein müssen? ;)

Soweit ich das aus dieser Pressemitteilung verstehe, sind die 30% Schwächung bei einem fehlenden C ja wohl auf die Basisstruktur eines Nanotubes bezogen?
Wie Bynaus schon geschrieben hat, kann das ja wohl bei einer Seilstruktur mit untereinander verbundenen Büscheln aus Nanotubes (keine Ahnung ob das chemisch überhaupt geht?) ganz anders sein.

Die anderen Einwände: Mikrometeoriten und chemische Erosion sind auch nicht zwangsläufig ein kO-Argument. Man kann ja wohl nicht ernsthaft glauben, das sowas Wartungsfrei für alle Ewigkeit funktioniert.

Und auch wenn es vorläufig noch nicht auf der Erde funktioniert, auf Mond und Mars ist es erheblich leichter.

optimistische Grüße

MAC
 

Nachor

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Maßstab

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spiegelstef schrieb:
So ein Aufzug wäre natürlich toll, geht aber leider nicht. Ganz unabhängig von dem Material, was zur Verfügung steht. Es reicht nicht, den Fahrstuhl mit allem, was drin ist, von der Erdoberfläche senkrecht anzuheben; er muss gleichzeitig auch beschleunigt werden, und zwar senkrecht zur Bewegungsrichtung des Fahrstuhls und zwar ziemlich kräftig, auf einige 1000 Kmh.
Dies ist bei einem Fahrstuhl, der an Seilen hängt, nur mit Raketen möglich. Lässt man diese Tangentialbeschleunigung weg, dann wird der Fahrstuhl durch die Corioliskräfte so weggedrückt, dass er nicht mehr funktioniert. Er wird praktisch um die sich drehende Erde herumgewickelt.
Schöne Idee, geht aber leider nicht!
Gruß Spiegelstef
Deine Argumentation setzt unnötigerweise voraus, daß keine Raketen eingesetzt werden. Aber Deine Grundannahme ist genau richtig, das Seil würde sich aufwickeln. Man könnte aber Ionentriebwerke über die Konstruktion mit Strom speisen. Diese sind sogar NOTWENDIG.
 
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Maßstab

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Bynaus schrieb:
Die Climber steigen ja nur sehr langsam am Seil hoch. Die Beschleunigung in Tangentialer Richtung (die am Ende, in der geostationären Umlaufbahn, zu einer Geschwindigkeit von 11000 km/h führen muss) ist daher moderat. Das führt zu einem seitlichen Zug auf das Seil (in Gegenrichtung zur Rotationsrichtung der Erde) - dies kann jedoch ausgeglichen werden, in dem das Seil am Boden verankert wird und das Gegengewicht im geostationären Orbit etwas weiter von der Erde entfernt wird. Die Energie für die Tangentialbeschleunigung kommt damit aus der potentiellen Energie des Gegengewichts, das gleiche gilt für den zusätzlichen Drehimpuls.
Und wie sieht es mit den hinabgehenden Fahrstühlen aus? Kommt da die Tangentialbeschleunigung auch aus der potentiellen Energie? :p :D :rolleyes:
 

mac

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Maßstab schrieb:
Aber Deine Grundannahme ist genau richtig, das Seil würde sich aufwickeln.
Hallo Masßstab,

Du hättest recht, wenn das Seil gerade so weit hinausreicht, daß es nur sich selber hält.

So ist das aber nicht geplant!

Wenn das Seil (und noch ein Gegengewicht) ein gutes Stück über diese Mindestlänge hinausragen, gibt es ordentlich Zug auf das Seil. Ein Aufzug, der (nicht zu schnell) an dem Seil hochklettert, würde zwar eine entsprechende Beschleunigung erfahren, aber die erzeugte Zugkraft könnte dieser Beschleunigung widerstehen. Die Notwendige Energie kommt dabei aus der Erdrotation.

Herzliche Grüße

MAC
 
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