Ein Transit eines erdgroßen Planeten um Alpha Centauri B entdeckt?

UMa

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Hallo zusammen,

es wurde mit dem Hubble Teleskop nach Transits des potentiellen Exoplaneten Alpha Centauri Bb gesucht.

Es wurde zwar kein Transit dieses Planeten gefunden, aber ein möglicher Transit eines langsameren Planeten.

We rule out the transiting nature of Alpha Centauri Bb with the orbital parameters published in the literature at 96.6% confidence. We find in our data a single transit-like event that could be associated to another Earth-size planet in the system, on a longer period orbit.
http://arxiv.org/abs/1503.07528

Falls das der Transit eines Planeten um Alpha Centauri B ist, hat dieser Planet einen Radius von etwa 6000 km und wegen der Transitdauer von 3,6 h eine Geschwindigkeit von weniger als 100 km/s. Das ergibt wahrscheinliche Umlaufdauern von etwa 10 bis 20 Tagen (median 12,4 Tage) für den möglichen Transitverursacher.
Der über die Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckte mögliche Exoplaneten Alpha Centauri Bb hat dagegen eine Umlaufzeit von 3,24 Tagen.

Grüße UMa
 

Kibo

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Mein Adrenalinspiegel ging kurz hoch. Dann fiel mir auf, dass der mögliche Planet eh weit außerhalb der klassischen habitablen Zone liegt. Das wird mehr so etwas wie eine noch heißere Venus sein.

mfg

PS: Wäre natürlich trotzdem eine interessante Entdeckung, wenn es stimmt.
 
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Bynaus

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Jep, das wäre eine tolle Entdeckung und würde die Chance, dass Alpha Cen Bb real ist, wohl auch etwas erhöhen (weil die meisten Planeten - nach Kepler - nicht alleine sind). Zudem könnt es heissen, dass es weitere Planeten im System gibt, die ebenfalls eines Tages möglicherweise im Transit sichtbar werden könnten (da die meisten Planetensysteme - nach Kepler - sehr koplanar sind). Ein solcher Planet könnte eine "superheisse Venus" sein, aber je nach dem könnten die Temperaturen auch so hoch sein, dass der Planet keine Atmosphäre aus CO2 und N2 halten kann - vielleicht blieben dann in der Atmosphäre nur noch schwere Edelgase und volatile Metalle übrig (könnte man sicher rechnen).

Aber schon verrückt, dass bei Alpha Centauri die Planetensuche gerade dadurch erschwert wird, dass uns der Stern zu nahe steht...
 

SFF-TWRiker

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Der Median der Umlaufdauer des erdgroßen neuen Exos von 12,4 Tagen würde auch relativ genau eine 4:1 Resonanz zu Alpha Cen Bb bedeuten.
Das lässt (mich) auf weitere Planeten mit ca ganzzahliger Resonanz hoffen.

Edit:
Alpha Cen B ist ein K1 Stern mit einer Oberflächentemperatur von ca 5200 K, als ca 300 K weniger als der Sonne. Die habitable Zone liegt laut deut wiki bei 0,73 bis 0,74 AU.
Eine Resonanz von etwa 10:1 zum neuen Exo könnte als evtl genügen.
 
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Bynaus

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Die habitable Zone liegt laut deut wiki bei 0,73 bis 0,74 AU.

Das scheint mir etwas gar eng. Laut der englischen Wiki ist es eher 0.5 bis 0.9 AU. Wenn man eine Leuchtkraft von 0.50 L(sol) ansetzt und die HZ als Zone zwischen den Solarkonstanten 1500 und 750 W/m^2 ansetzt (0.95 - 1.35 AU im Sonnensystem), bekommt man 0.68 - 0.95 AU.

Ich würde sagen, jetzt sollte man erst mal sehen, ob sich eine Bestätigung des zusätzlichen Transits erreichen lässt. Das ist - eben wegen der Nähe des Systems - nämlich alles andere als einfach. Offenbar zieht man einen Crowdfunding-Mission in Erwägung.
 

Kibo

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Wenn das Planet nicht genau vor Alpha Centauri B vorbei gezogen ist sondern ein Stück weit drunter oder drüber, könnte er auch viel weiter vom Stern weg sein um auf so eine Transitdauer zu kommen. Oder?
 

SFF-TWRiker

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Wenn das Planet nicht genau vor Alpha Centauri B vorbei gezogen ist sondern ein Stück weit drunter oder drüber, könnte er auch viel weiter vom Stern weg sein um auf so eine Transitdauer zu kommen. Oder?

Laut #1 sind 10 bis 20 Tage wahrscheinlich, bei einem Median von 12,4 Tagen.
Wenn ich das richtig verstehe sind kürzere oder längere Umlaufzeiten möglich aber unwahrscheinlich.
Aber bei nur einem (vermuteten) Transit muß man auf weitere Ergebnisse warten.
 

Bynaus

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Wenn das Planet nicht genau vor Alpha Centauri B vorbei gezogen ist sondern ein Stück weit drunter oder drüber, könnte er auch viel weiter vom Stern weg sein um auf so eine Transitdauer zu kommen. Oder?

Es ist ja die Transit-Dauer, nicht die Transit-Tiefe, die etwas über die Orbitalgeschwindigkeit des Planeten aussagt. Wenn der Planet aus dem "Geistertransit" Alpha Cen B nur teilweise bedeckt, dann muss er einfach grösser sein.

Die Transit-Dauer gibt aber natürlich auch nicht exakt Auskunft über die Bahn des Planeten, sondern ist eine Funktion von grosser Halbachse der Bahn und deren Exzentrizität. Die Autoren diskutieren ja auch die Möglichkeit, dass es sich beim Transit um Alpha Cen Bb handeln könnte - dann müsste dieser aber eine Exzentrizität von 0.54 haben, was sehr gross ist für einen derart nahen Planeten. Zudem hätte man ihn dann in der zweiten Beobachtungs-Session sehen müssen, womit man dieses Szenario ausschliessen kann. Dass der "Median" bei 12 Tagen Umlaufzeit liegt hat damit zu tun, dass man die Umlaufperiode bisher erst aus der Annahme eines kreisförmigen Orbits abgeleitet hat, da hat man natürlich einen relativ grossen Fehler in der Periode weil sich die Transit-Dauer aus einem einzigen Transit nicht sehr genau bestimmen lässt. Aber selbst, wenn man einen zweiten Transit hätte, gäbe es immer noch die Möglichkeit, dass der Planet eine exzentrische Bahn hat und deshalb eine grössere mittlere Entfernung als die Annahme einer kreisrunden Bahn nahelegt. Ich bezweifle aber, dass man es irgendwie hinkriegt, den jetzt beobachteten Planeten in der HZ kreisen zu lassen (intuitiv, hab nicht nachgerechnet).
 
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Kibo

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Hallo Bynaus,

Um möglich Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, habe Ich hier mal ein Bild erstellt.

Es ändert sich bei den 3 zu sehenden Transitszenarien ausschließlich die Inklination. Wie man sieht, dauert der rote Transit am längsten, dann kommt blau und dann grün. Mit passender Inklination kann die Transitdauer beliebig verkürzt werden. Wenn man also nur die Transitdauer hat, ist das relativ wenig aussagekräftig. Einwände?

mfg
 

Bynaus

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@Kibo: Aha, jetzt verstehe ich, was du meinst. Zwischen den drei Fällen kann man grundsätzlich in etwa unterscheiden, in dem man sich die "Transit-Shape", also den zeitlichen Verlauf des Transits anschaut. Im "grünen" Fall etwa ist der Planet über eine längere Zeit nicht im vollen Transit, während im "roten" Fall der Transit fast instantan beginnt. Die Autoren des preprints sagen das auch:

The host star, Alpha Cen B, benefits from extensive characterisation. Both the stellar mass (M⋆ = 0.934 ± 0.006M⊙) and radius (R⋆ = 0.862 ± 0.005R⊙) are known to a remarkable precision (Kervella et al. 2003). We thus know the stellar density, which can also be constrained by the transit shape (e.g. Seager & Mall´en-Ornelas 2003, assuming a circular orbit.). Combining our knowledge from the host star and the 2013 transit shape allows us to constrain the orbital period, impact parameter and eccentricity, albeit in a degenerate way. We employ our MCMC framework described above to explore what orbital periods/eccentricities/impact parameters are allowed by the HST 2013 transit lightcurve alone.We find that the STIS photometry yields an orbital period 2-sigma upper limit of 20.4 days (the median of the posterior being 12.4 days), with a modest impact parameter ~ 0.0−0.3 and an eccentricity 2-sigma upper limit of 0.24.

Das was du mit deiner Figur visualisiert hast, wird hier "impact parameter" genannt. Ein impact parameter von 1 wäre ein Transit, der tangential zum Stern verläuft, einer von 0 ein Transit, der exakt über die Diagonale des Sterns verläuft. Der beste Fit der Daten ergibt also einen relativ "zentralen" Transit.

Hier übrigens noch ein Artikel auf NewScientist zum generellen Thema, mit dem Hinweis auf die Möglichkeit eines Crowdfundings. http://www.newscientist.com/article/dn27259-twin-earths-may-lurk-in-our-nearest-star-system.html
 
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