Erdnahe Asteroiden: Asteroid 2004 BL86 hat einen Mond

astronews.com Redaktion

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Am frühen Abend des 26. Januar 2015 flog der Asteroid 2004 BL86 in einem Abstand von etwa 1,2 Millionen Kilometern an der Erde vorüber. Astronomen nutzten die Chance, um den etwa 325 Meter durchmessenden Brocken aus dieser relativen Nähe genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei stellten sie fest, dass 2004 BL86 einen kleinen Mond hat. (28. Januar 2015)

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DELTA3

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Der kleine Mond, der ihn umkreist, hat einen Durchmesser von etwa 70 Metern.

Das wäre ungefähr ein fünftel der Größe des Asteroiden. Auf dem Bild (Radarbild?) sieht es aber so aus, als hätte der kleine Mond nicht mal 1/10 der Größe des Asteroiden! Ist das mit den 70m ein Druckfehler oder ist die bildliche Darstellung so ungenau? Worauf beruht die Größenangabe?

Gruß, Delta3
 

Bynaus

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Radar-"Bilder" sind eben keine Bilder: es sind bildartige Diagramme von Reflektionszeitpunkten und -wellenlängen von Radiowellen durch den Asteroiden. Schnelle Rotation etwa lässt den Asteroiden "breiter" werden. Es reicht also, wenn der Asteroid schneller rotiert als sein Mond, um einen nicht bildlich zu verstehenden Unterschied in der Grösse ihrer entsprechenden Darstellungen im "Radiogram" zu verursachen.

Siehe: http://www.planetary.org/blogs/emily-lakdawalla/2011/3248.html
 

DELTA3

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Hallo Bynaus, danke für die Erklärung. Ich weiß natürlich, dass Radarbilder keine optischen Bilder sind, sondern dass das Objekt mit dem Radarstrahl zeilenweise "abgescannt" wird, um ein Bild zu erzeugen. Das wird sicher nicht mit Radiowellen gemacht, sondern mit Mikrowellen oder Millimeterwellen, denn je kleiner die Wellenlänge, um so besser die Auflösung, wie bei optischen Systemen auch.

Ich kenne natürlich die Technologie nicht, wie man das über so große Entfernungen macht, besonders bei so schnell beweglichen Objekten und einer Laufzeit der Signale von ca. 8 s für Hin- und Rücklauf bei 1,2 Mill. Km. Aber da der Asteroid recht gut aufgelöst erscheint, müsste das für den Mond doch genauso gelten, sofern er größer als ein Pixel ist. Vor Allem sollten auch die Größenrelationen erhalten bleiben, wenn die Bildtechnologie für beide die gleiche ist.

Andererseits soll der Asteriod ja sogar mit einem Fernglas oder kleinem Teleskop beobachtbar gewesen sein. Hätte man da nicht auch optische Bilder machen können?

Gruß, Delta3
 

Bynaus

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Das wird sicher nicht mit Radiowellen gemacht, sondern mit Mikrowellen oder Millimeterwellen, denn je kleiner die Wellenlänge, um so besser die Auflösung, wie bei optischen Systemen auch.

Diese Obeservationen werden üblicherweise mit dem Arecibo oder einem ähnlichen Radioteleskop gemacht. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Arecibo-Observatorium

"Empfangsbereich: 300 MHz bis 10 GHz"

Das enstpricht Wellenlängen von 1 m bis 3 cm.

Aber da der Asteroid recht gut aufgelöst erscheint, müsste das für den Mond doch genauso gelten, sofern er größer als ein Pixel ist. Vor Allem sollten auch die Größenrelationen erhalten bleiben, wenn die Bildtechnologie für beide die gleiche ist.

Die scheinbaren "Grössenrelationen" im Bild sind keine tatsächlichen "Grössenrelationen" weil hier ein Radiogram und eben kein Bild vorliegt. Wie gesagt: der Mond des Asteroiden bewegt sich relativ zu diesem (das Radiogram ist ja im Ruhesystem des Asteroiden dargestellt). Das führt dazu, dass die Proportionen der dargestellten Objekte nicht ihren tatsächlichen, räumlichen Proportionen entsprechen. Siehe dazu nochmals den Artikel, den ich oben verlinkt hatte.

Andererseits soll der Asteriod ja sogar mit einem Fernglas oder kleinem Teleskop beobachtbar gewesen sein. Hätte man da nicht auch optische Bilder machen können?

Hat man bestimmt, nur schon etliche Amateurastronomen haben das gemacht. Ich bin sicher, dass auch das eine oder andere professionelle Team optische Aufnahmen hat, aber die Datenauswertung dürfte länger dauern. Sowas wie "der Asteroid hat ja einen Mond!" lässt sich hingegen verkünden sobald das Radiogramm fertig ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

DELTA3

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Hallo Bynaus,
kleine Anmerkung: 10 GHz entsprechen einer Wellenlänge von 3 cm. Das Bild muss ja auch nicht vom Arecibo Radioteleskop stammen, dazu müsste der Asteroid ja ziemlich genau über der Karibik gewesen sein, da das Radioteleskop nur einen relativ engen Bereich erfassen kann. In jedem Fall gilt, dass die Auflösung umso besser ist, je kleiner die Wellenlänge ist.

Das mit dem Radiogramm habe ich schon verstanden, aber auch wenn Asteroid und Mond sich relativ zueinander bewegen, erscheint es mir nicht logisch, dass die Größenrelationen so weit voneinander abweichen können, wenn für beide dasselbe Abbildungsverfahren verwendet wird.

Hat man dann die Größe des Mondes von 70m auf andere Weise bestimmt, wenn sie aus dem Radarbild nicht zu ermitteln ist?

Gruß, Delta3
 

DELTA3

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Hallo Bynaus,
kleine Anmerkung: 10 GHz entsprechen einer Wellenlänge von 3 cm. Das Bild muss ja auch nicht vom Arecibo Radioteleskop stammen, dazu müsste der Asteroid ja ziemlich genau über der Karibik gewesen sein, da das Radioteleskop nur einen relativ engen Bereich erfassen kann. In jedem Fall gilt, dass die Auflösung umso besser ist, je kleiner die Wellenlänge ist.

Das mit dem Radiogramm habe ich schon verstanden, aber auch wenn Asteroid und Mond sich relativ zueinander bewegen, erscheint es mir nicht logisch, dass die Größenrelationen so weit voneinander abweichen können, wenn für beide dasselbe Abbildungsverfahren verwendet wird.

Hat man dann die Größe des Mondes von 70m auf andere Weise bestimmt, wenn sie aus dem Radarbild nicht zu ermitteln ist?

Gruß, Delta3
 

Bynaus

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kleine Anmerkung: 10 GHz entsprechen einer Wellenlänge von 3 cm.

Ja natürlich, da hatte ich mich vertippt. Habs korrigiert, danke!

Das Bild muss ja auch nicht vom Arecibo Radioteleskop stammen, dazu müsste der Asteroid ja ziemlich genau über der Karibik gewesen sein

Naja, innerhalb von 24 Stunden ist jeder Asteroide irgendwann über der Karibik - und ob man nun ein Bild bei exakt der grössten Annäherung macht oder ein bisschen vorher / nachher spielt keine grosse Rolle. Aber es war nicht Arecibo, sondern Goldstone, aber das wird in einem ähnlichen Bereich operieren. Das Wort "Radar" enthält übrigens sogar die "Radio"-Welle!

Das mit dem Radiogramm habe ich schon verstanden, aber auch wenn Asteroid und Mond sich relativ zueinander bewegen, erscheint es mir nicht logisch, dass die Größenrelationen so weit voneinander abweichen können, wenn für beide dasselbe Abbildungsverfahren verwendet wird.

Ich bin sicher, wenn man sich ein wenig in die Details des Abbildungsverfahrens vertieft, wird das relativ schnell klar. Nicht alles, was nicht offensichtlich ist, ist auch nicht logisch.

Hat man dann die Größe des Mondes von 70m auf andere Weise bestimmt, wenn sie aus dem Radarbild nicht zu ermitteln ist?

Doch, sie wurde aus dem Bild bestimmt, einfach nicht so, dass man auf einem Einzelbild des Radiograms die Pixel gezählt hatte. Die Grösse ist ein Produkt aus Relativgeschwindigkeit und Pixelausdehnung.
 

DELTA3

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Hallo Bynaus,

Hat man dann die Größe des Mondes von 70m auf andere Weise bestimmt, wenn sie aus dem Radarbild nicht zu ermitteln ist?
Doch, sie wurde aus dem Bild bestimmt, einfach nicht so, dass man auf einem Einzelbild des Radiograms die Pixel gezählt hatte. Die Grösse ist ein Produkt aus Relativgeschwindigkeit und Pixelausdehnung.

Na ja, danke, das muss ich halt dann mal so glauben...

Gruß, Delta3
 

ralfkannenberg

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Die Grösse ist ein Produkt aus Relativgeschwindigkeit und Pixelausdehnung.
Hallo zusammen,

ich denke nicht, dass das im vorliegenden Fall der Grund für den Unterschied ist, den Delta bemängelt, denn die Relativgeschwindigkeit würde den Mond grösser aussehen lassen als er ist. Delta hat aber bemerkt, dass er kleiner aussieht als er ist.

Das aber wird es wohl sein:

Schnelle Rotation etwa lässt den Asteroiden "breiter" werden. Es reicht also, wenn der Asteroid schneller rotiert als sein Mond, um einen nicht bildlich zu verstehenden Unterschied in der Grösse ihrer entsprechenden Darstellungen im "Radiogram" zu verursachen.

Ich habe mal mit dem Lineal am Bildschirm nachgemessen:

Durchmesser Planetoid quer: 13 mm
Durchmesser Planetoid hoch: 17 mm

Durchmesser Mond quer: 1/3 * Durchmesser Mond hoch
Durchmesser Planetoid hoch: 2 mm, wobei sich der Mond senkrecht bewegt, d.h. diese Zahl könnte überschätzt sein.

Nehmen wir jetzt einmal an, dass die Relativgeschwindigkeit des Planetoiden vernachlässigbar ist.

Dann haben wir: Durchmesser "Mond hoch" = 2/13 * Durchmesser Planetoid quer. 2/13 ~ 1/6, also hat der Mond einen Durchmesser von 325/6 Meter, also rund 54 Meter.

Nehmen wir nun noch an, dass die Rotation den Planetoiden 1.5mal grösser erscheinen lässt, so hätten wir als Faktor (2*1.5)/13, also rund 1/4.

325/4 ergibt 81 Meter.

Das Monddurchmesser liegt also mit dieser sehr einfachen Schätzung zwischen 54 Metern und 84 Metern.

Allerdings hätte ich "gefühlsmässig" lieber mit den 17 mm gerechnet, weil der Planetoid auf dem Bild trotz Rotation in der Höhe gleich zu bleiben scheint; das führt zu einem Faktor (2*1.5)/17, also 3/17, das ist etwas mehr als 1/6. Hätte ich den Korrekturfaktor der Rotation zu 1.7 gewählt, könnte man einfacher rechnen, dann wäre der Korrekturfaktor 1/5, also 325/5, das ergibt 65 Meter.

Ich würde mit dieser einfachen Abschätzung den Monddurchmesser auf 54-65 Meter schätzen. Es ist keine Schande, da noch 10% Ungenauigkeit draufzulegen - es ist wohl eher mehr, dann kommen wir auf 48-72 Meter.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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