E-ELT: Grünes Licht für Bau des Riesenteleskops

astronews.com Redaktion

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Der Rat der europäischen Südsternwarte ESO hat kürzlich grünes Licht für den Bau des European Extremely Large Telescope (E-ELT) gegeben. Das 39 Meter durchmessende Teleskop soll innerhalb von zehn Jahren auf einem Berggipfel in der chilenischen Atacamawüste errichtet werden. Da noch etwas Geld fehlt, bezieht sich die Entscheidung allerdings zunächst nur auf eine Art Rumpfteleskop. (10. Dezember 2014)

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Dgoe

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Wie kann es also angehen, dass jetzt noch einmal der Baubeginn beschlossen wird?

Den Bau des E-ELT hatte der ESO-Rat, wie berichtetet, im Jahr 2012 beschlossen, wobei allerdings festgeschrieben wurde, dass Arbeiten mit einem Volumen von über zwei Millionen Euro erst dann ausgeschrieben werden können, wenn 90 Prozent der Gesamtkosten des damals auf 1,1 Milliarden Euro veranschlagten Projekts auch sicher finanziert sind. Davon waren allerdings Infrastrukturarbeiten ausgenommen, die im Sommer dieses Jahres auch begonnen haben.
Also hatte man nur den Baubeginn der Infrastrukturmaßnahmen gefeiert, es nur der Presse seinerzeit nicht ganz genau so dargestellt.

Was wäre denn aus den schönen Infrastrukturen, wie ein planer Felsen, geworden, wenn man das Geld nie zusammenbekommen hätte?


Ich kann mir außerdem gut vorstellen, dass es brasilianischen Politikern nicht so einfach fällt, ihren Wählern zu vermitteln, dass ihr ganzer Beitrag genau zu einer Initiative bei den lokalen Nachbarn wandert. Kein Wunder, dass sich da irgendetwas ein wenig verzögert hat, man wollte das Problem aussitzen. Pech nur, dass man sich diesen Trick ausgedacht hat, haha.

Gruß,
Dgoe
 
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Bernhard

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Also hatte man nur den Baubeginn der Infrastrukturmaßnahmen gefeiert, es nur der Presse seinerzeit nicht ganz genau so dargestellt.
"Tja. Peinlich, peinlich kann man da nur sagen."

Pech nur, dass man sich diesen Trick ausgedacht hat, haha.
Dir ist dabei aber hoffentlich klar, dass es das Forum hier gar nicht geben würde, wenn es in grauer Vorzeit nicht gelangweilte Menschen gegeben hätte, die aus "alten" Glasscherben ein Teleskop gebaut hätten. MMn liegen die Probleme also wohl eher bei Brasiliens kränkelnder Wirtschaft oder gewissen Ressentiments bezüglich des alten Kontinents.

Ich persönlich kann da die Einstellung der Verantwortlichen bei der ESO schon verstehen. Bevor man jahrelang auf eine Absage wartet, entwickelt man eben einen Plan B und macht das Beste aus einer unangenehmen Situation.

Ich freue mich auf das E-ELT, weil es Kerneuropa technologisch und wissenschaftlich weiterbringen wird. Punkt.
MfG
 

Dgoe

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Hallo Bernhard,

ich würde mich auch freuen, wenn es klappt, wenn alles klappt, klar. Das wäre riesig, sprichwörtlich!

Der Verlauf zum Berliner Flughafen BER ist nur etwas, was mich öfters zum Nachdenken bewegt hat. Zumal kein Einzelfall. Man gewinnt den Eindruck, dass man mit ein wenig Aufwand den Kostenaufwand womöglich viel besser einschätzen könne, als es die Profis tun. Nicht weil sie inkompetent wären, nein, das halte ich für ausgeschlossen. Erklärbar wäre in meinen Augen, dass sie Interessenkonflikten unterworfen sind und/oder von vorneherein zocken, auf Mechanismen spekulieren, die nur sie so gut kennen, dass sie sie verlässlich einplanen können, inoffiziell. Stichwort Initiierung und Hebel Zugzwang + hie und da ein Vorteil, klitzekleiner Mehr-Profit. So der Verdacht, der sich aufdrängt, wahrscheinlich sind alle natürlich nur ganz unbedarft gewesen, selber überrascht.

Dies gilt ja in mitten einer der weltbest denkbaren, sogar realen Infrastrukturen überhaupt, wie ist das erst am fast anderen Ende der Welt, wo weit und breit keine vergleichbare Infrastruktur vorhanden ist. Von der "Infrastruktur" den Fels zu planieren mal abgesehen. Gut, wird alles importiert, Logistik funktioniert, etabliert. Schön. Straßen sind ja schon da, nehme ich schwer an.

Da kann man eigentlich nur hoffen, dass die Profis aus dem wissenschaftlichen Sektor transparenter und realistischer sind. Immerhin haben ESA und NASA das schon oft bewiesen, oder meistens, eben abgesehen von einigen abweichenden Beispielen, wie mir nur die ISS gerade einfällt (die aber hauptsächlich nur wegen den Space-Shuttle-Kosten aus dem Ruder lief).

Dennoch, es ist ein schier gigantomanisches Projekt in meinen Augen, kein Standard, oder nur etwas mehr als Standard, weit davon entfernt, es ist riesig. Etwas mehr als eine Milliarde Euro sind eingeplant - an sich ein Witz, vergleichbar mit aktuellen Kosten für Curiosity oder ähnlichem, gut es bleibt auf der Erde, dafür aber riesengroß.


Ich finde den gefundenen Kompromiss denkbar schlecht. Da spart man am falschen Ende (Definition des Budgets, Werbung), hat sich von Brasilien verschaukeln lassen. Das genau noch von denen abhängig zu machen, mehr als stur, unflexibel (auch wenn man genau Flexibilität meint gezeigt zu haben). Warum sollte Brasilien ausgerechnet seine Nachbarn explizit unterstützen (indirekt bis ganz direkt), wenn es einfach nur allgemein mitmachen will. Das ist total unsensibel. Da fehlt es dann den ganzen Hochstudierten an Empathie, an außenpolitischen Feingefühl.

Hat nichts mit Ressentiments versus Europa zu tun, Bernhard, kann ich nicht nachvollziehen diesen Einwand, auf Europa sind sie sogar sehr gut zu sprechen, sonst wären sie wohl kaum Anwärter im wissenschaftlichen Sektor, par exemple.

Mag mich ja täuschen, soviel jedenfalls aus dem hiesigen underGROUND:)

Gruß,
Dgoe
 

Bernhard

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Hallo Dgoe,

Da fehlt es dann den ganzen Hochstudierten an Empathie, an außenpolitischen Feingefühl.
Wissenschaft ist hierzulande eigentlich ein Geschäft, wie jedes andere auch. Es gibt einige (oder je nach Sichtweise auch viele) Entscheider, die Gelder verteilen und damit bestimmen, was gemacht wird. Alles andere wäre auch eine ziemlich sinnlose Gefühlsdudelei, mit der man sich bestenfalls zum Hanswursten macht. Sorry, aber so läuft es aktuell nunmal.

Hat nichts mit Ressentiments versus Europa zu tun, Bernhard
Das war nur ein Seitenhieb auf das quasi-koloniale Gehabe der brasilianischen Großgrundbesitzer, die nur noch krampfhaft ihren Status quo verteidigen und damit eine gewisse Rückständigkeit zeigen.

Echte Forschung hat dagegen noch immer sehr viel mit einer gewissen kindlichen Neugier zu tun und die wird so schnell schon nicht aussterben.
MfG
 
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ralfkannenberg

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Man gewinnt den Eindruck, dass man mit ein wenig Aufwand den Kostenaufwand womöglich viel besser einschätzen könne, als es die Profis tun. Nicht weil sie inkompetent wären, nein, das halte ich für ausgeschlossen. Erklärbar wäre in meinen Augen, dass sie Interessenkonflikten unterworfen sind und/oder von vorneherein zocken, auf Mechanismen spekulieren, die nur sie so gut kennen, dass sie sie verlässlich einplanen können, inoffiziell.
Hallo Dgoe,

nein, sicher nicht. Das ist die Ansicht der notorischen Besserwisser, die gar keinen sinnvollen Aufwand leisten können, weil ihnen das Wissen fehlt. Das merken sie aber nicht und tun es trotzdem und begründen dann die Abweichung des Ergebnisses damit, dass die Kompetenz-Träger - vermutlich ebenso wie die nicht genannten Revisoren und die Finanzverantwortlichen, die das Budget bestätigen müssen - eben gewissen Interessenskonflikten unterworfen seien.

Eben: man nennt das eine Verschwörungstheorie.

Besser wäre es, einen der Kompetenzträger mal offen und direkt zu fragen, wie er zu einem bestimmten Ergebnis gekommen ist.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

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Ja,

vermutlich habt ihr recht. Ich neige ja eigentlich überhaupt nicht zu Verschwörungstheorien, hätte jetzt hier auch keine vermutet. Es ging auch nur um einen spontanen subjektiven Eindruck, ohne weitere Fragen gestellt oder recherchiert zu haben.

Gruß,
Dgoe
 

Bernhard

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Es ging auch nur um einen spontanen subjektiven Eindruck, ohne weitere Fragen gestellt oder recherchiert zu haben.
Ja, so etwas kann eben sehr leicht täuschen. Es sei dazu vielleicht noch erwähnt, dass mit dem VLT und den beiden Keck-Teleskopen mMn bereits so viel Erfahrung im Bau von Großteleskopen gesammelt wurde, dass das E-ELT eingermaßen zuverlässig geplant werden kann. Segmentierte Spiegel und adaptive Optik sind mittlerweile eben recht gut beherrschbare und gut verstandene Technologien. Und der Informationsaustausch zwischen den Experten hat sich in den letzten zwanzig Jahren bekanntlich auch "dramatisch" verbessert.
MfG
 
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