Moin,
habe den Film jetzt endlich auch geschaut!
Nun ja, lasse ich mal die physikalischen Aspekte außen vor, finde ich den Film recht kurzweilig und - leider - typisch amerikanisch.
Und ein paar schöne Bilder und einen schönen Score gibt es gratis dazu.
Zu den physikalischen Bezügen ist zu sagen: ein Teil ist korrekt oder zumindest aktuelle Hypothese, ein Teil liegt vollkommen daneben.
Zur Hypothese zählt beispielsweise der Teil, in dem gesagt wird, dass die fünfdimensionalen Wesen (wie sich herausstellt, sind das wir Menschen selbst) über Gravitation mit den Menschen kommunizieren.
Tatsächlich ist es so, dass viele Forscher der Meinung sind, dass Gravitation über mehrere Dimensionen wirkt. Der Grund dafür ist die geringe Kraft der Gravitation gegenüber anderen Grundkräften.
Bekannt sind derzeit vier fundamentale Wechselwirkungen (= Grundkräfte):
1.) Starke Kernkraft (10[SUP]0[/SUP] = 1)
2.) Elektromagentische Kraft (10[SUP]-2[/SUP] = 0,01)
3.) Schwache Kernkraft (10[SUP]-14[/SUP])
4.) Gravitation (10[SUP]-41[/SUP])
Das ist auch der Grund, warum z.B. ein einfacher Magnet einen Gegenstand vom Boden heben kann: Die elektromagnetische Kraft ist 10[SUP]39[/SUP] mal stärker als die Gravitation.
Bei den Kräften 1.) bis 3.) weiß man inzwischen, dass sie über Austauschteilchen (Gluonen, Photonen, Bosonen - in dieser Reihenfolge) übertragen werden.
Bei der Gravitation wird zwar das Graviton postuliert, dieses entzieht sich jedoch bisher jeglichen Nachweises.
Nach der Allgemeinen Relativitätstheorie ist Gravitation auch keine Kraft, sondern ein geometrischer Effekt, also eine Scheinkraft.
Das ist die bisher ungelöste Diskrepanz zwischen der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik.
Zurück zum Film und was vollkommen daneben liegt.
Ganz große Bauchschmerzen bereitet mir die Funktion der Energie in dem Film.
Beispiel: Die landen dort mit einer Art Shuttle auf einem Planeten (Miller), auf dessen Oberfläche eine Verweilzeit von 1 Stunde einer Orbitzeit von 7 Jahren entspricht.
Mal abgesehen davon, dass das schon einem dermaßen heftigen Gezeiteneffekt entspricht, der jedes bekannte irdische Material während des Abstiegs zerrissen hätte. Wie wollen die denn mit dem Shuttle (ohne erkennbare Treibstoffreservoires) wieder aus diesem Potentialtopf von der Oberfläche zur Station aufsteigen?
Man bedenke: 1h verhält sich zu 7y wie 1:61320! Sie bräuchten 61320 mal soviel Energie, von Millers Planet wegzukommen, wie von der Erdoberfläche! Und das mit diesem kleinen Shuttle?
Gedanklich richtig machen sie's im Film, als sie "Ballast" abwerfen, um dem Schwarzen Loch "Gargantua" zu entkommen.
Das größte Manko im Film aber ist: Zweimal fliegen die Protagonisten durch Schwarze Löcher. Rein theoretisch müssten sie durch die Blauverscheibung des Lichts Richtung Gammstrahlung gebraten werden.
Nehmen wir an, die Abschirmung des Shuttles verhindert dies: Wie gelangt Cooper wieder zurück in unsere Welt?
Er stürzt ja in Gargantua und man könnte meinen, dass dieses Schwarze Loch mit der Singularität bei Saturn eine Verbindung hat. Nur: Das Wurmloch bei Saturn ist viel zu klein, um ein Raumschiff oder einen einzelnen Astronauten hindurch zu lassen. Und an diesem Punkt schließt sich der Punkt der Unglaubwürdigkeit!
Um ohne Fehl durch ein Schwarzes Loch, aka Wurmloch, fliegen zu können, muss man eine Entfernung von wenigstens 600.000 km einhalten, um nicht von Gezeiteneffekten zerrissen zu werden.
http://cosmology.berkeley.edu/Education/BHfaq.html#q11
Und das Wurmloch bei Saturn? Es ist so klein, dass es keine Auswirkungen auf das Verhalten der Planeten des Sonnensystems hat.
Überlegen wir mal: Wäre die Sonne ein Schwarzes Loch - und es wird mir keiner unterstellen, dass eine zweite Sonnenmasse in der Nähe Saturns in unserem Planetensystem keine Auswirkung hätte -, hätte ihr Ereignishorizont einen Radius von 3 km!
http://en.wikipedia.org/wiki/Event_horizon
Aber im Film? Nichts.
Cooper verschwindet im Alter von 35 Jahren im Wurmloch bei Saturn und erscheint wieder im Alter von irdischen 124 Jahren auf der "Cooper Station".
Und während dieser irdischen 89 Jahre hat das Wurmloch bei Saturn keinerlei Veränderungen der Planetenbahnen bewirkt?
Also ist die Masse um ein Vielfaches niedriger als die Sonnenmasse, ja sogar einer Planetenmasse.
Da aber der Radius des Ereignishorizonts einer Sonnenmasse schon kleiner ist 600.000 km, wie kommt man dann lebendig durch das Wurmloch bei Saturn?
Abgesehen von diesen Schwächen finde ich den Film aber ganz unterhaltsam!
Man muss so einen Film ja auch nicht zwingend unter physikalisch korrekten Aspekten anschauen
PS: Auf der Website
http://interstellarfilm.wikia.com gibt es auch eine schöne Idee für einen zweiten Plot.