Gibt es Farben im All?

MartinX

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Hi,

es gibt ja ganz tolle und sehr schöne färbige Bilder auf zb. der NASA Seite und in div. Dokus zu sehen. Kann man solch tolle Farben in real sehen, wenn man im All wäre?

Gruß, Martin
 

mac

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Hallo MartinX,

es geht (zum Teil)und man muß dazu noch nicht mal im All sein, aber:

Um Farben (mit den eigenen Augen) zu sehen, braucht es genügend Licht, um die Zapfen-Zellen im Auge anzusprechen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stäbchen_(Auge)
http://de.wikipedia.org/wiki/Zapfen_(Auge)

Im Hochgebirge, (z.B. Alpen, 3000 m üNN) ohne Lichtverschmutzung durch Zivilisation, bei klarem Himmel, haut’s einen Stadtmenschen aus den Socken. Mir jedenfalls ging es so. Ich hab‘ mich in den ersten Minuten nicht zurechtgefunden beim Anblick dieses Lichterdomes, weil auch die im Ruhrgebiet noch sichtbaren, hellsten Sterne, hier von den lichtschwächeren fast ‚verschluckt‘ wurden. Und man sieht auch die Farben der Sterne wesentlich deutlicher, als am Himmel einer Großstadt.

Was Du aber mit den eigenen Augen nicht mehr sehen kannst, sind die Farben der meisten Emissionsnebel, die ja gerade auf den länger belichteten Aufnahmen diese beeindruckende Farbpracht zeigen, weil die eben einfach zu wenig Licht aussenden, um die Farbrezeptoren im menschlichen Auge noch anzuregen. Mit einem entsprechend lichtstarken Teleskop kann man diese Grenze zwar verschieben, aber ich glaube (hab' es damals dort nicht ausprobieren können) daß selbst der Orionnebel durch ein für mich bezahlbares Teleskop noch nicht seine Farbpracht zeigen würde.

Aber hier gibt es mehrere Teilnehmer, die da sowohl sehr viel bessere Instrumente, als auch wesentlich mehr Erfahrung haben als ich - vielleicht können die Dir dazu kompetenter antworten?

Herzliche Grüße

MAC
 

Bernhard

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aber ich glaube (hab' es damals dort nicht ausprobieren können) daß selbst der Orionnebel durch ein für mich bezahlbares Teleskop noch nicht seine Farbpracht zeigen würde.
Der Orionnebel ist ein gutes Beispiel, weil er einer der hellsten Gasnebel am Himmel ist. So kann man in einem Spiegelteleskop ab 8-10 Zoll Spiegeldruchmesser bereits feinere Strukturen im Nebel erkennen. Im Gegensatz zu verschiedenen Reflexionsnebeln in der Nähe des Orionnebels erscheinen die hellsten Gebiete dieses Nebels in einem fahlen Grün, also nicht besonders spektakulär. Reflexionsnebel streuen das Licht der hellsten Sterne in den Nebeln und deswegen erscheinen diese Nebel dann in der gleichen Farbe, wie diese Sterne, also meistens leicht bläulich. In sehr großen Amateurteleskopen ab 16 Zoll Spiegeldurchmesser erkennt man im Orionnebel dann die ersten rötlichen Strukturen, allerdings sehr lichtschwach.

Ganz ohne Hilfsmittel wird man also auch im All vorwiegend die Farben der Sterne (Blau, Weiß, Orange bis Rot) erkennen. Sehr beeindruckend soll ferner das Zentrum unserer Milchstraße sein, das man allerdings in unseren Breiten auch im Sommer nicht sieht, weil es zu weit südlich steht. Viele Amateurastronomen fahren deswegen wenigstens einmal in ihrem Leben auf die Südhalbkugel, um dieses Zentrum bei möglichst dunklem Himmel bewundern zu können. Angeblich sind dabei ebenfalls einige Farben zu erkennen.

Weitere schöne Farben sieht man mit kleinen Teleskopen auch bei Doppelsternen. Berühmtestes Beispiel wäre da Albireo in Orange-Blau oder Kohlenstoffsterne der spektralen N-Reihe mit einer blutroten Färbung: http://www.josef-graef.de/sterne/sternenkunde/
 

Bynaus

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Vielleicht sollte man noch hinzufügen dass die meisten "farbenprächtigen" Weltall-Bilder nicht das wiedergeben, was ein Mensch mit entsprechend grossen Telleraugen (oder entsprechend geringem Abstand) sehen würde. Meist hat man z.B. drei Bilder, die auf drei unterschiedlichen Wellenlängen aufgenommen wurden, die Farben Rot, Blau, Gelb (oder Grün) zugeordnet, und legt sie dann übereinander. Die Wellenlängen, bei denen die Bilder aufgenommen wurden, entsprechen aber nicht den tatsächlichen Wellenlängen von Rot, Blau und Grün/Gelb. Wie von meinen Vorrednern erwähnt - das heisst nicht, dass das Universum "farblos" und jedes Astrobild ein "Fake" ist. Es heisst bloss, dass man die Farben von Astrobildern (insb. Emissionsnebel u.ä.) nicht allzu ernst nehmen sollte. Bei Planetenmissionen hingegen wird oft gesagt, ob ein Bild in den korrekten Farben (so wie das menschliche Auge es erkennen würde) wiedergegeben ist.
 
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