Braune Zwerge: Ein neuer und sehr kalter Nachbar der Sonne

astronews.com Redaktion

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Astronomen haben einen neuen Nachbarn der Sonne entdeckt: Mithilfe von Daten des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) und Beobachtungen des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer spürten sie in nur 7,2 Lichtjahren Entfernung einen Braunen Zwerg auf. Es handelt sich damit um das viertnächste Sternsystem. Auf dem Braunen Zwerg herrschen arktische Temperaturen. (28. April 2014)

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ralfkannenberg

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Astronomen haben einen neuen Nachbarn der Sonne entdeckt: Mithilfe von Daten des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) und Beobachtungen des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer spürten sie in nur 7,2 Lichtjahren Entfernung einen Braunen Zwerg auf. Es handelt sich damit um das viertnächste Sternsystem. Auf dem Braunen Zwerg herrschen arktische Temperaturen. (28. April 2014)

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Ein sehr schöner Erfolg für den Autor, der vergangenes Jahr schon das drittnächste Sternsystem entdeckt hatte.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Ein Brauner Zwerg mit geschätzten 3 bis 10 Jupitermassen. Könnte also gut auch ein herausgeworfener Planet sein... Ich bin wirklich gespannt, was da draussen in der näheren Umgebung noch so rumfliegt.
 

Kosmo

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Schön, dass dieses Objekt planetarer Masse in unserer Nachbarschaft entdeckt wurde.
 

SFF-TWRiker

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Ein Brauner Zwerg mit geschätzten 3 bis 10 Jupitermassen. Könnte also gut auch ein herausgeworfener Planet sein... Ich bin wirklich gespannt, was da draussen in der näheren Umgebung noch so rumfliegt.
Du hast gerade angesprochen, was mich stutzig macht.
Laut wiki haben Braune Zwergsterne zwischen 13 und 75 Jupitermassen. Hat sich etwas in der Definition Brauner Zwerge geändert?

Der kleinste und kühlste war imho

http://de.wikipedia.org/wiki/ULAS_J003402.77-005206.7

Mit Typ T 8.5 ist dieser schon sehr weit unten an der Grenze
Effektivtemperatur 600 K
Distanz 14-22 pc/ 46-72 Lj im Sternbild Walfisch
Entdeckung 2007 Warren et al.

Leider wird in der wiki Liste nur der Typ, aber nicht die Masse angegeben.

Edit:
Ich antworte mir schon mal teilweise selber
Die 13 MJup sind eine Grenze der IAU, aber

"The 13 Jupiter-mass cutoff is a rule of thumb..."
http://en.wikipedia.org/wiki/Sub-brown_dwarf#Low-mass_brown_dwarfs_vs_high-mass_planets

Für Körper unterhalb der 13 MJup werden auch folgende Begriffe benutzt:
sub-brown dwarf, planetary-mass brown dwarf, free floating planet und very-low-mass brown dwarf.

Für Braune Zwergsterne gibt es die folgenden Typen: >M6.5, L, T (wie der oben von mir angeführte Körper) und Y, wobei seit 2011 7 Körper des Typs >Y2 bekannt sind.
Der gleich zitierte, 47 Lj entfernte, in der Lyra befindliche Körper hat 3-6 MJup bei 250-400 K.
http://en.wikipedia.org/wiki/WISE_1828+2650
Edit:
[Mit Stand vom 15.04.2013 waren sogar schon 18 Y-Type Stars bekannt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Y-type_stars ]

Für einen Laien ist dies schwierig verständlich, wenn einfach von einem Braunen Zwerg geschrieben wird, aber in der populären Presselandschaft kann man kaum erwarten, dass einer der vier oben genannten Begriffe verwandt wird und noch weniger, dass dieser sinnentsprechend übersetzt wird.

Gibt es eigentlich eine gute Erweiterung für den Merkspruch für die Typen L, T und Y
(Oh, be a fine Girl, kiss me!)?

Noch ein Edit:
Y dwarf Star? Because they're cool, that's Y! (Choi, Charles Q., 2011)

http://www.space.com/12714-coldest-failed-stars-brown-dwarfs-wise.html

Enthält eine Video-Simulation der Braunen Zwergsterne ~ 100 Lj um unsere Sonne
 
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Kosmo

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I know where this thread is going! :cool:

Der Artikel ist ein Beispiel par excellence, warum die Bezeichnung Brauner Zwerg für leichte Objekte nicht sinnvoll ist. Und ja, es ist für Laien extrem verwirrend! Niemand wird sagen können, ob dieses Objekt aus einer kollabierenden Wolke entstanden ist. Und Deuterium brennt auch nicht. Wieso Brauner Zwerg?
 

Nathan5111

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Gibt es eigentlich eine gute Erweiterung für den Merkspruch für die Typen L, T und Y
(Oh, be a fine Girl, kiss me!)?

Hier.

Useful mnemonics for remembering the spectral type letters are "Oh, Be A Fine Guy/Girl, Kiss Me" or "Oh Boy, An F Grade Kills Me". To also include the colder spectral classes L, T and Y, the first mnemonic can be extended by adding "Love To You", or to "Oh, Be A Fine Guy/Girl, Kiss Me Later Today, Yolo".
 

Bynaus

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I know where this thread is going!

Und ich Dummerchen dachte schon, wenn ich nicht auf deinen Post antworte, könnten wirs sein lassen... :)

Fangen wir hier an:

Gibt es eigentlich eine gute Erweiterung für den Merkspruch für die Typen L, T und Y
(Oh, be a fine Girl, kiss me!)?

Natürlich! Oh, be a fine girl, kiss my lips tenderly, YEAH! :D

Ok, nach der Kür doch noch die Pflicht:

Laut wiki haben Braune Zwergsterne zwischen 13 und 75 Jupitermassen. Hat sich etwas in der Definition Brauner Zwerge geändert?

Es gibt keine verbindliche Definition von Braunen Zwergen. Braune Zwerge waren ursprünglich - und sind es immer noch - für das unterste Ende der Hauptreihe im Hertzsprung-Russel-Diagramm vorgesehen, sprich, die allerkleinsten und leuchtschwächsten Sterne (Braun = zwischen Rot und Schwarz). Jeder Stern, der nicht genug Masse hat, um Kernfusion permanent im Gang zu halten, ist demnach ein Brauner Zwerg. JEDER. Auch wenn seine Masse 3-10 Jupitermassen beträgt. Natürlich kannte man erst nur die massivsten "Braunen Zwerge" (mit einigen 10 Jupitermassen), weil die am einfachsten zu finden sind. Doch was genau ist denn eigentlich ein "Stern"? Auch hier gibts keine verbindliche Definition. Eine Grenze bei der Fähigkeit zur Kernfusion (ob permanent oder nicht) zu ziehen ist willkürlich, denn der Prozess, der Sterne produziert, produziert eben auch eine Menge Objekte, die viel zu klein sind, um auch nur ihr Deuterium zu verbrennen - bis hinunter zu ein paar wenigen Jupitermassen. Für viele Astronomen sind deshalb ALLE Objekte, die die Sternbildung so produziert, und die keine permanente Kernfusion betreiben, Braune Zwerge.

Umgekehrt gibt es eine verbindliche Definition des Planeten (die allerdings seltsamerweise nur für das Sonnensystem gilt). Aber unter einem Planeten stellt man sich generell das Produkt eines Nebenprozesses der Sternbildung vor, nämlich die Verklumpung von Staub zu grösseren Körpern innerhalb der Akkretionsscheibe eines Sterns. Solche Objekte sind Planeten, wenn sie gross genug sind, um ihre Bahnen einigermassen freizuräumen (dh, wenn sie nicht Teil einer grösseren Population sind). Aber wie sieht das nach oben aus? Immerhin scheint es so, dass Planeten nicht zu Sternen mit permanenter Kernfusion heranwachsen können - die Akkretionszeit dafür wäre deutlich länger als die Überlebensdauer der Scheibe, die die Planeten hervorbringt. Aber es können durchaus Planeten entstehen, die über dem Deuteriumbrennlimit liegen. Sind die dann plötzlich keine Planeten mehr? Müssen die dann jetzt plötzlich mit völlig verschiedenen Objekten, die zu anderen Zeiten, unter anderen Umständen, durch andere Prozesse entstanden sind, in eine Klasse geworfen werden, bloss weil sie die gleiche Masse haben? Das ist etwa so, wie wenn man fordern würde, dass Merkur fortan als Mond gilt, weil er kleiner als Ganymed und Titan ist. Oder ein besonders schweres Flugzeug plötzlich zum Schiff wird.

Ich stimme Kosmo ein Stück weit zu - für Objekte wie den neu entdeckten Braunen Zwerg in der Nachbarschaft der Sonne ist die unter Astronomen verbreitete Auffassung von "Brauner Zwerg" verwirrlich. Vielleicht sollte man sich was neues für den untersten Zipfel des untersten Endes der Hauptreihe überlegen (Dunkelbrauner Zwerg? ;) Oder eben Planemo - vielleicht gar nicht so schlecht). Mich stört vor allem die Umkehrung: dass man, wenn man alles über den Kamm der Masse schert, eben auch diese komplett unterschiedlichen Objekte (grosse Planeten vs. Braune Zwerge) plötzlich in die gleiche Kategorie wie die kleinsten "Sterne" einboxt. Das ist nicht sinnvoll - ein massiver Planet, der zufällig auch Deuteriumfusion betreibt, ist nun mal einfach kein "Brauner Zwerg" im astronomischen Sinn (siehe oben: unteres Ende der Hauptreihe).
 

Kosmo

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Immerhin scheint es so, dass Planeten nicht zu Sternen mit permanenter Kernfusion heranwachsen können - die Akkretionszeit dafür wäre deutlich länger als die Überlebensdauer der Scheibe, die die Planeten hervorbringt.
Und wenn es nun unerwarteterweise doch ein Objekt mit permanenter Kernfusion gibt, das aus einer Akkretionsscheibe entstanden ist? Wäre das dann kein Stern? Nach meiner Logik schon, da ich einen Stern nach seiner Masse definieren würde, welche wiederum bestimmt, ob eine permanente Kernfusion in Gang gehalten werden kann.

Aber es können durchaus Planeten entstehen, die über dem Deuteriumbrennlimit liegen. Sind die dann plötzlich keine Planeten mehr? Müssen die dann jetzt plötzlich mit völlig verschiedenen Objekten, die zu anderen Zeiten, unter anderen Umständen, durch andere Prozesse entstanden sind, in eine Klasse geworfen werden, bloss weil sie die gleiche Masse haben?
Wie du weiter oben schriebst, ist es für dich klar, dass sich Sterne durch ihre Entstehungsgeschichte definieren:

"[...]der Prozess, der Sterne produziert, produziert eben auch eine Menge Objekte, die viel zu klein sind, um auch nur ihr Deuterium zu verbrennen[...]"

Im Prinzip ist diese Enstehungsgeschichte bei keinem einzigen BZ bewiesen. Und ich denke, je kleiner ein Objekt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein Objekt aus einer Akkretionsscheibe handelt, welches seinen Stern verlassen hat. Daher ist eine Definition nach Masse sinnvoll (nämlich die Grenze zur Deuteriumfusion). Und da eben auch Exoplaneten über eine entsprechende Masse verfügen können, würde ich soweit gehen auch diese als BZ zu bezeichnen. Denn letztendlich könnte auch dieser Exoplanet in Wirklichkeit aus einer Wolke entstanden sein, womit es sich ja auch laut deiner Definition um ein Doppelsternsystem handeln würde.

Und wenn die Masse nicht eindeutig bewiesen ist, muss man eben sagen, dass man sich noch nicht sicher ist, um was für ein Objekt es sich handelt.
 
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Bynaus

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Und wenn es nun unerwarteterweise doch ein Objekt mit permanenter Kernfusion gibt, das aus einer Akkretionsscheibe entstanden ist? Wäre das dann kein Stern?

Es wäre sicher sternähnlich, da es Kernfusion betreibt. Aber es wäre zumindest ein "ungewöhnlicher" Stern. Er wäre sehr stark an schwereren Elementen angereichert und hätte deshalb ein sehr ungewöhnliches Spektrum.

Aber lass mich umgekehrt fragen: wenn ein Gesteinsplanet mit 14 Jupitermassen entdeckt würde - wäre das ein Brauner Zwerg?

Im Prinzip ist diese Enstehungsgeschichte bei keinem einzigen BZ bewiesen.

Es geht nicht darum, etwas zu beweisen. Braune Zwerge entstehen in Massen in Sternentstehungsregionen - dort werden sie auch beobachtet. Die Natur hört nicht einfach auf, Objekte durch Wasserstoffwolkenkollaps zu produzieren, bloss weil diese Objekte dann später zu wenig Masse für permanente Kernfusion haben. Es gibt mit Sicherheit Objekte mit zu wenig Masse für permanente Kernfusion, die nicht Akkretionsscheiben entstanden sind. Diese Objekte nennt man Braune Zwerge. Ob nun im Umkehrschluss jedes Objekt im interstellaren Raum, mit zu wenig Masse für permanente Kernfusion, auch ein Brauner Zwerg ist, ist eine andere Frage.

Daher ist eine Definition nach Masse sinnvoll (nämlich die Grenze zur Deuteriumfusion).

Wenn du schon beweisen willst: dann viel Spass dabei, zu beweisen, dass ein Objekt tatsächlich Deuterium fusioniert. Deuteriumfusion ist erstens ein gradueller Prozess: auch Jupiter fusioniert (ganz klein wenig) Deuterium, je höher die Masse, desto mehr wird es. Bei 13 Jupitermassen (ungefähr - der tatsächliche Wert hängt von der Metallizität ab, die sich bei leuchtschwachen oder gar nicht sichtbaren Objekten gar nicht bestimmen lässt) wird einfach mehr als die Hälfte des Deuteriums verbrannt - und das auch nur gemäss heutigen Sternmodellen. Dann hält das Deuteriumbrennen natürlich auch nicht an: wenn es verbrannt ist, kühlt das Objekt wieder aus, und ist nach ein paar Jahrmilliarden nicht mehr von einem massiven Planeten zu unterscheiden. Ist dann ein Brauner Zwerg nur so lange ein Brauner Zwerg, wie er Deuterium verbrennen kann? Wie stellt man genau fest, ob er es noch tut oder nicht? Was, wenn er sich aus Deuterium-armem Material bildet? Wie beweist man das? Was, wenn die Massenunsicherheit 13 Jupitermassen umfasst, was ist es dann? 13 Jupitermassen ist eine völlig willkürliche Zahl.

Und ich denke, je kleiner ein Objekt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein Objekt aus einer Akkretionsscheibe handelt, welches seinen Stern verlassen hat.

Ich glaube, die tatsächliche Massenuntergrenze für Braune Zwerge liegt irgendwo bei ein paar (~1-3) Jupitermassen. Kleinere Objekte kann der Sternbildungsprozess nicht machen, weil die Aufheizung des kollabierenden Gases das verhindert. Irgendwo in diesem Bereich sollten die rausgeworfenen Planeten irgendwann die Population solcher Objekt im interstellaren Raum zu dominieren beginnen. Denn Planeten mit mehr als 1-3 Jupitermassen sind ohnehin sehr selten.

Weil der neu entdeckte Braune Zwerg in der Nachbarschaft der Sonne eben deutlich über dieser Mindestmasse von Braunen Zwergen (bzw. "Höchstmasse" von häufigen Planeten) liegt, ist es naheliegend (aber nicht absolut sicher), dass er wohl eher wie Stern denn wie ein Planet entstanden ist. Deshalb wird er eben auch als Brauner Zwerg bezeichnet.

Und da eben auch Exoplaneten über eine entsprechende Masse verfügen können, würde ich soweit gehen auch diese als BZ zu bezeichnen. Denn letztendlich könnte auch dieser Exoplanet in Wirklichkeit aus einer Wolke entstanden sein, womit es sich ja auch laut deiner Definition um ein Doppelsternsystem handeln würde.

Siehst du, hier ist das Problem: einige "Braune Zwerge" nach deiner Definition sind eindeutig wie Planeten entstanden, etwa wenn sie sich in einem kreisförmigen Orbit, vielleicht noch mit einem deutlich leichteren Planeten als Nachbar auf einem koplanaren Orbit befinden. Solche Dinge lassen sich - im Gegensatz zum Deuteriumbrennen - leicht feststellen. Gleichzeitig gibt es Planetensysteme mit echten Braunen Zwergen, die also wirklich durch Kollaps entstanden sind, deren Bahnen entsprechend weit und exzentrisch sind und nicht in der gleichen Ebene mit anderen Planeten im System liegen. Deine Definition fährt einfach mit der Dampfwalze über solche Unterschiede. Wie gesagt: wenn du Monde allein nach Masse definierst, wird aus Merkur plötzlich ein Mond - oder aus Ganymed und Titan werden Planeten. Beides macht keinen Sinn, weil es Objekte mit fundamental verschiedenen Geschichten und Umgebungen in die gleiche Kategorie wirft.

Mein Vorschlag wäre, das neue Objekt in der stellaren Nachbarschaft als "massearmer Brauner Zwerg" oder allenfalls als "Brauner Zwerg ohne mutmassliches Deuteriumbrennen" zu bezeichnen, und die oben genannten supermassiven Planeten als ebensolche oder als "Planeten mit mutmasslichem Deuteriumbrennen". Dabei bleiben die Kategorien klar. Allenfalls kann man beim Braunen Zwerg noch nachschieben, dass es nicht sicher, aber durchaus möglich ist, ob er einst zu einem Planetensystem gehörte.
 
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Bynaus

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Übrigens: In der englischen Wikipedia ist die unter Astronomen gebräuchliche Sprachregelung richtig wiedergegeben:

Brown dwarfs are substellar objects too low in mass to sustain hydrogen-1 fusion reactions in their cores, unlike main-sequence stars, which can. They occupy the mass range between the heaviest gas giants and the lightest stars, with an upper limit around 75 to 80 Jupiter masses (MJ). Brown dwarfs heavier than about 13 MJ are thought to fuse deuterium and those above ~65 MJ, fuse lithium as well.

Man beachte den zweiten fetten Satz (fett von mir).
 

Kosmo

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Es wäre sicher sternähnlich, da es Kernfusion betreibt. Aber es wäre zumindest ein "ungewöhnlicher" Stern. Er wäre sehr stark an schwereren Elementen angereichert und hätte deshalb ein sehr ungewöhnliches Spektrum.
Du würdest es als Stern bezeichnen? Nichts anderes habe ich ja bei den BZ vorgeschlagen.

Wenn du schon beweisen willst: dann viel Spass dabei, zu beweisen, dass ein Objekt tatsächlich Deuterium fusioniert. Deuteriumfusion ist erstens ein gradueller Prozess: auch Jupiter fusioniert (ganz klein wenig) Deuterium, je höher die Masse, desto mehr wird es. Bei 13 Jupitermassen (ungefähr - der tatsächliche Wert hängt von der Metallizität ab, die sich bei leuchtschwachen oder gar nicht sichtbaren Objekten gar nicht bestimmen lässt) wird einfach mehr als die Hälfte des Deuteriums verbrannt - und das auch nur gemäss heutigen Sternmodellen. Dann hält das Deuteriumbrennen natürlich auch nicht an: wenn es verbrannt ist, kühlt das Objekt wieder aus, und ist nach ein paar Jahrmilliarden nicht mehr von einem massiven Planeten zu unterscheiden. Ist dann ein Brauner Zwerg nur so lange ein Brauner Zwerg, wie er Deuterium verbrennen kann? Wie stellt man genau fest, ob er es noch tut oder nicht? Was, wenn er sich aus Deuterium-armem Material bildet? Wie beweist man das? Was, wenn die Massenunsicherheit 13 Jupitermassen umfasst, was ist es dann? 13 Jupitermassen ist eine völlig willkürliche Zahl.
Die Problematik bei der Deuteriumfusion ist mir bekannt. Dennoch existiert diese Grenze in der Fachliteratur und auch bei der deutschen Wikipedia. Hier hat man eine Grenze, um BZ und Objekte planetarer Masse abzugrenzen und so für Klarheit zu sorgen, darum geht es mir ja. Du könntest ja mal in die deutsche Wikipedia-Diksussion einsteigen, wenn du das für unsinnig hältst. Ist ja langsam überfällig. ;-)

Siehst du, hier ist das Problem: einige "Braune Zwerge" nach deiner Definition sind eindeutig wie Planeten entstanden, etwa wenn sie sich in einem kreisförmigen Orbit, vielleicht noch mit einem deutlich leichteren Planeten als Nachbar auf einem koplanaren Orbit befinden. Solche Dinge lassen sich - im Gegensatz zum Deuteriumbrennen - leicht feststellen. Gleichzeitig gibt es Planetensysteme mit echten Braunen Zwergen, die also wirklich durch Kollaps entstanden sind, deren Bahnen entsprechend weit und exzentrisch sind und nicht in der gleichen Ebene mit anderen Planeten im System liegen. Deine Definition fährt einfach mit der Dampfwalze über solche Unterschiede. Wie gesagt: wenn du Monde allein nach Masse definierst, wird aus Merkur plötzlich ein Mond - oder aus Ganymed und Titan werden Planeten. Beides macht keinen Sinn, weil es Objekte mit fundamental verschiedenen Geschichten und Umgebungen in die gleiche Kategorie wirft.
Ich will überhaupt nicht an die Definition der IAU von Planeten und Monden ran, hat also in der Diskussion gar nichts zu suchen. Mir geht es einzig und allein um die Abgrenzung von Objekten planetarer Masse, Braunen Zwergen und Sternen. Die Planetendefinition der IAU bezieht sich, wie du schon sagtest, auf Objekte im System Sol. Die IAU lässt mir also genug Spielraum für meine Argumentation. Ich halte es für kein Problem die Hand voll Exoplaneten mit >=13MJup als Braune Zwerge zu bezeichnen.

Mein Vorschlag wäre, das neue Objekt in der stellaren Nachbarschaft als "massearmer Brauner Zwerg" oder allenfalls als "Brauner Zwerg ohne mutmassliches Deuteriumbrennen" zu bezeichnen, und die oben genannten supermassiven Planeten als ebensolche oder als "Planeten mit mutmasslichem Deuteriumbrennen". Dabei bleiben die Kategorien klar. Allenfalls kann man beim Braunen Zwerg noch nachschieben, dass es nicht sicher, aber durchaus möglich ist, ob er einst zu einem Planetensystem gehörte.
Ich verbuche es als Teilerfolg, dass ich dich zumindest zu Zugeständnissen bringen konnte. ;-)
 

ralfkannenberg

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Wir wollen beide, dass die IAU endlich über ihren Schatten springt und unserer jeweiligen Definition folgt. ;)

ok, das ist plausibel und vermutlich auch besser als das, was die IAU dann "umsetzen" wird.

Der bisherige Rekordhalter bezüglich Kälte eines Braunen Zwerges war übrigens WISE 1828+2650, der mit ~25°C nicht einmal Badewannen-Temperatur erreicht, wobei ich "irgendwo" (kann es aber nicht mehr finden) gelesen habe, dass der nun doch wärmer ist als ursprünglich kommuniziert.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Kosmo schrieb:
Du würdest es als Stern bezeichnen? Nichts anderes habe ich ja bei den BZ vorgeschlagen.

Wie gesagt, es wäre ein "sternähnliches" Objekt, auf den ersten Blick. Aber bei all dem Metall, das da drin wäre, wäre es wohl nicht mal auf der Hauptreihe. Es wäre recht einzigartig.

Siehe Frage oben: Wie hältst dus denn umgekehrt: wäre ein hypothetischer Felsplanet mit 14 Jupitermassen (Gestein und Eisen) ein Brauner Zwerg? Oder auch: ist ein sehr massearmer Weisser Zwergstern, mit, sagen wir, 20 Jupitermassen, ein Brauner Zwerg?

Dennoch existiert diese Grenze in der Fachliteratur und auch bei der deutschen Wikipedia.

Die englische Wikipedia ist in der Regel näher am aktuellen Stand der Fachliteratur dran. Und ja, natürlich gibt in der älteren Fachliteratur auch diese Grenze. Man kannte ja lange gar keine so kleinen Braunen Zwerge, da kam die Diskussion schon gar nicht auf. Aber nun, da man sie findet, wird sie mehr und mehr ignoriert, wie man auch bei diesem letzten Artikel wieder gesehen hat.

Hier hat man eine Grenze, um BZ und Objekte planetarer Masse abzugrenzen und so für Klarheit zu sorgen, darum geht es mir ja.

Es sorgt ja gerade nicht für Klarheit, wenn du die natürliche Grenze zwischen zwei verschiedenen Objektklassen einebnest, nur weil sie zufällig die gleiche Masse haben.

Ich will überhaupt nicht an die Definition der IAU von Planeten und Monden ran, hat also in der Diskussion gar nichts zu suchen.

Es ging mir bloss darum, zu zeigen, dass eine Definition, die nur die Masse (oder Grösse, oder eine andere sehr allgemeine Eigenschaft) berücksichtigt, nicht sehr sinnvoll ist. Das lässt sich mit dem Beispiel von Planeten vs. Monden sehr schön zeigen. Die IAU Diskussion von Planeten müssen wir hier nicht diskutieren.

Ich halte es für kein Problem die Hand voll Exoplaneten mit >=13MJup als Braune Zwerge zu bezeichnen.

Nur schon das Wort "Zwerge" impliziert ein Objekt aus der Klasse der Sterne. Denn Braune Zwerge sind nur relativ zu den Sternen wirklich Zwerge. Gegenüber den meisten Planeten sind sie Riesen oder Giganten. Es ist deshalb nur schon aus didaktischen/sprachlichen Gründen angezeigt, diese Objektklassen auch sprachlich zu trennen. Willst du einer Schulklasse sagen: "Es gibt, in aufsteigender Masse geordnet, Zwergplaneten, Felsplaneten, Supererden, Neptune (Eisriesen), Gasriesen, und dann, die allergrössten Planeten, die nennen wir Braune.... Zwerge!". Quatsch. :) Sinnvoller wäre "Super-Gasriesen" oder sowas.

Ich verbuche es als Teilerfolg, dass ich dich zumindest zu Zugeständnissen bringen konnte. ;-)

Am Ende wollen wir beide das gleiche: Klarheit. Und dass die IAU unsere jeweiligen Definitionen übernimmt... ;) Du musst wissen, dass ich schon lange vor 2006 dafür war, Pluto den Planetenstatus abzusprechen... :) :D
 
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Kibo

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Bynaus will, dass die Entstehung und Umgebung berücksichtigt werden, Kosmo möchte, dass die Masse mit berücksichtigt wird. Warum nicht beides gleichzeitig?

Hier mal ein Entwurf der vielleicht für euch beide akzeptabel wäre:

-Sterne sind Objekte die Wasserstoff fusionieren können oder Braune Zwerge.
-Braune Zwerge sind Objekte die stellar entstanden sein können aber niemals Wasserstoff fusionieren konnten, die Mindestmasse die ein Objekt haben muss um stellar zu entstehen, muss noch heraus gefunden werden.
-Objekte, die unter der Mindestmasse für Braune Zwerge liegen und rund sind (hydrostatisches Gleichgewicht), sind
a)Planeten, wenn sie einen Stern umkreisen und ihre Bahn frei geräumt haben
b)und Planemos, wenn sie sich im interstellaren Medium befinden.
- Objekte, deren Masse im Definitionsbereich von braunen Zwergen liegt, die aber nachweislich nur wie Planeten entstanden sein können (weil sie auf einer kreisrunden Bahn um einen Stern kreisen), werden planetare braune Zwerge genannt und nicht zur Klasse der Sterne gezählt.
- kleinere Objekte sind Asteroiden.

mfg
 

ralfkannenberg

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Ein Brauner Zwerg mit geschätzten 3 bis 10 Jupitermassen. Könnte also gut auch ein herausgeworfener Planet sein... Ich bin wirklich gespannt, was da draussen in der näheren Umgebung noch so rumfliegt.
Hallo zusammen,

wer sich für solche interessiert, sollte vielleicht hie und da mal einen Blick auf die arXiv-Preprints von Davy Kirkpatrick werfen.

Da finden wir diesen aktuellen Report WISE Y Dwarfs As Probes of the Brown Dwarf-Exoplanet Connection (C.Beichman, C.R.Gelino, J.D.Kirkpatrick, M.C.Cushing) von Anfang des Jahres, und auf Seite 3 steht etwas über den von mir schon o.g. "Badewannen-temperierten" Braunen Zwerg, der es unter gewissen Annahmen nur auf 5 Jupitermassen bringt:

The first paper in this program reported a parallax for one of the coldest WISE Y dwarfs, WISE1828+2650, classified as a >=Y2 object with a temperature of ~300-500 K and a mass of ~ 5 MJup for an assumed age of ~5 Gyr (Beichman et al. 2013).

Weiter liest man dort im Anschluss:

We report here on parallax determinations of 15 WISE objects with spectral types of T8 or later made using imaging with the Hubble Space Telescope (HST), the Spitzer Space Telescope, and the Keck-II telescope. In what follows, we define the sample (§2), describe the observations (§3) and derive the kinematic parameters (§4). In §5 we use the spectral energy distribution and absolute magnitudes to estimate the masses of the Y dwarfs, address the possible ages of the sample objects on the basis of their kinematic properties, and discuss the apparent cutoffs in the distributions of brown dwarf and planetary companions in the range of <15 MJup.
Dieser "Cutoff" könnte einige von Euch interessieren - mich übrigens nicht; ich werde nichts weiter dazu schreiben und insbesondere auch keine Zusammenfassung liefern !!!

Interessant ist wohl auch diese Entdeckung (Preprint von August 2013): Discovery of the Y1 Dwarf WISE J064723.23-623235.5 (J.D.Kirkpatrick, M.C.Cushing, C.R.Gelino, C.A.Beichman):

The best fit to these models indicates an effective temperature of 350-400K and a mass of ~5-30 M_Jup. Kinematic analysis hints that this object may belong to the Columba moving group, which would support an age of ~30 Myr and thus an even lower mass of <2 M_Jup

Der Vollständigkeit halber sei auch noch der neueste Preprint in diesem Zusammenhang genannt, das ist Three New Cool Brown Dwarfs Discovered with the Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) and an Improved Spectrum of the Y0 Dwarf WISE J041022.71+150248.4 (M.C. Cushing, J.D.Kirkpatrick, C.R.Gelino vom Februar; hier wird ein 17. Y-Brauner Zwerg WISE J220905.73+271143.9 vorgestellt sowie ein verbessertes Spektrum vom Y-Braunen Zwerg WISE J041022.71+150248.4.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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SFF-TWRiker

Registriertes Mitglied
ok, das ist plausibel und vermutlich auch besser als das, was die IAU dann "umsetzen" wird.

Der bisherige Rekordhalter bezüglich Kälte eines Braunen Zwerges war übrigens WISE 1828+2650, der mit ~25°C nicht einmal Badewannen-Temperatur erreicht, wobei ich "irgendwo" (kann es aber nicht mehr finden) gelesen habe, dass der nun doch wärmer ist als ursprünglich kommuniziert.


Freundliche Grüsse, Ralf

Die englische Wiki gibt aktuell 250 bis 400 K an.

Zur obigen Diskussion:
Mir wären K.-O.-Kriterien für diese astronomischen Objekte auch wichtig.

Vernünftig erschiene mir ein Ansatz über die Enstehung um schon mal Sterne, brown dwarfs und sub-brown dwarfs von Planeten zu trennen.
Es wäre schwer zu vermitteln, wenn man einen sub-brown dwarf findet, der in einem Orbit um einen Super-Jupiter kreist und man sagen würde dass sein Stern der Mond eines Planeten ist.
Daher würde ich empfehlen, dass Sterne irgendwann mal Wasserstoff zu Helium fusionieren (am Ende der "Karriere" ist ja der Wasserstoff mehr oder weniger komplett fusioniert worden).
Brown dwarfs (ohne den Zusatz Stern) können Deuterium über einen relevanten Zeitraum und in einer relevanten Menge (was Spezialisten festlegen) fusionieren
Sub-brown dwarfs können auch dies nicht.

Planeten entstehen durch Akkretion schwerer Elemente (alle unsere 4 Gasplaneten haben Kerne mit mehreren Erdmassen schwerer Elemente).
Planeten, die Deuterium fusionieren, könnte man brown-dwarfoide/substellare Planeten nennen.
Riesenplaneten als Zwerge zu bezeichen würde aber etwas merkwürdig klingen, aber man könnte ja elegantere Bezeichnungen finden.
Ich meine, wissenschaftliche Bezeichnungen, sollten v.a. Funktionen abgrenzen.
 
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