Hi Dgoe,
Japan ist doch aber wesentlich größer als die betroffene Region, mit Sicherheit gab es Dieselgeneratoren und Hubschrauber im Umland zuhauf. Vielleicht fehlte nur die Idee und/oder Koordination, dann aber (hatten)hätten auch andere Nationen ebenso wenig genutzt. Sicher, der Schock lähmt alle Aktivitäten und fremde Hilfe wäre wohl effektiver, aber die sind auch weiter entfernt, in Japan gibt es das alles doch in Massen.
ich antworte jetzt mal mit meiner Erfahrung aus 11 Jahren Katastrophenschutzzugehörigkeit mit Übungen und Logistikaufgaben sowie Geländeerkundung - einen Ernstfall mit 25.000 Toten/Vermißten und etwa 100.000 - 400.000 Verletzten habe ich glücklicherweise nicht erlebt.
- die Mobilisierung von Hilfkräften und Transportmöglichkeiten erfolgt nach der Feststellung des Katastrophenfalles durch die zuständige Behörde - bei uns das Landratsamt oder Regierungspräsidium, je nach Schadensstärke innerhalb von 6 Stunden (Nachbarkreise), 12-18 Stunden (anderer Regierungsbezirk innerhalb eines Bundeslandes), 24 - 36 Stunden durch andere Bundesländer.
- dabei liegt das Hauptaugenmerk zuerst auf Rettung von Personen in den betroffenen Gebieten, deren Evakuierung und Versorgung, dann der Sicherung von potentiell gefährlichen Industriekomplexen (Chemiefrabriken, Kraftwerken, Staudämmen...).
Ich kann nur vermuten, daß auch die japanischen Notfallpläne zuerst die Rettung von Menschen vorsehen und dann die Sicherung potentiell gefährlicher Komplexe umfaßt... Die Regierung Japans war mit der Schadensfeststellung in den vom Erdbeben massiv getroffenen Gebieten beschäftigt, als sich der Tsunami ereignete. Bis das Schadensausmaß durch den Tsunamie nach 3-4 Stunden halbwegs bekannt war, gingen die ersten Meldungen von Tepco bezüglich Kühlungsproblemen vermutlich schlicht unter. Die nüchterne Meldung Tepcos, "Kühlungsprobleme in Block 1" an die Behörde erschien angesichts der unfassbaren Zerstörung zweitrangig. Ohne den Tsunami wäre das "busines as usual" gewesen. Da hätten "Bordmittel" von Tepco und anderen Kraftwerksfirmen ausgereicht...
Hinzu kommt, daß bereits 2 Tage vor dem Hauptbeben erste Zerstörungen an der Infrastruktur (Verkehrswege, Gebäude, Versorgungsbetriebe, Kommunikationseinrichtungen) durch Vorbeben mit der Stärke 6 und 7 der Momenten-Magnitude stattfanden. Das Hauptbeben mit Stärke 9 war in ganz Japan zu spüren. Auf allen Inseln. Und dann kamen die Nachbeben. Immernoch zwischen 6 und 8. Und viele kleinere quasie alle paar Minuten. Falls Du noch kein Erdbeben in dieser Größenordnung erlebt hast, kannst Du Dir schlicht nicht vorstellen, was an Elektronik und Kommunikationsmitteln dabei ausfällt. Wie schwierig die Kommunikation wird, wenn Du aufpassen mußt, daß Du nicht durch lose Gegenstände erschlagen oder verschüttet wirst.
Wenn mehr als 1/4 des Landes von Erdbebenschäden und Tsunamie betroffen sind, reichen eigene Mittel nicht mehr. Weil man schlicht nicht weiß, welche noch verfügbar sind und wie man sie zum Einsatzort bringen soll. Nicht in dem Zeitfenster, das es nach dem Tsunamie zur Vermeidung der Kernschmelze noch gab...
Grüße
Sissy