SpaceX - Ankündigungen, Realität, Zukunft

Bynaus

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Ich finde, in diesem Forum fehlt ein richtiger Thread zu SpaceX, und zu den Plänen und Visionen, die wir gelegentlich von Elon Musk vernehmen dürfen. Klar, es gibt ein paar Spezialthreads, die gewisse Aspekte behandeln, aber ein allgemeiner Diskussionsthread fehlt. Und den möchte ich hiermit eröffnen.

Und zwar mit dieser Rede hier:

http://www.youtube.com/watch?v=wB3R5Xk2gTY&list=UUd00LnxD97eIAzwbbPizV9g&index=2&feature=plcp

Elon Musk erhält die Goldmedalie der Royal Aeronautical Society in Grossbritannien, und gibt aus diesem Anlass eine etwa einstündige Rede. Dort, und in der anschliessenden Fragerunde, streut er gelegentlich neue Details zum geplanten, voll wiederverwendbaren Raketensystem (basierend auf der Falcon 9) und zur nächsten Version der Dragon-Kapsel ein. Ausserdem erwähnt er den langfristigen Plan (eher: Vision), eine Kolonie mit 80000 Menschen auf dem Mars zu gründen (wobei jeder 500'000 $ für den Flug dorthin hinlegt). Er diskutiert auch das "MCT" (Mars Colonial/Cargo Transport?) ein wenig, was wohl entweder eine Kapsel, ein interplanetares Raumschiff oder vielleicht auch einfach eine Rakete ist (es ist auf jeden Fall kein neues Triebwerk: das einzige Triebwerk, das derzeit in Entwicklung ist, heisst Raptor und wird mit Methan und LOX betrieben).

Ich glaube, wenn man hier etwas zwischen den Zeilen liest, dann kann man vermuten, wie dieses "komplett wiederverwendbare" Raketensystem aussehen wird: Eine Erststufe, die wie der "Grasshopper" wieder senkrecht landen kann - und eine Oberstufe, die völlig mit der "Dragon 2" integriert wird, und die ebenfalls senkrecht landen kann. Ich kann mir vorstellen, dass man diese Oberstufe/Dragon 2 auch im Orbit wieder auftanken könnte, um damit z.B. zum Mond zu fliegen, oder sie an eine interplanetare Transferstufe koppeln könnte, so dass sie direkt auf dem Mars landen kann. Aber das ist jetzt natürlich alles Spekulation.

SpaceX ist neben beeindruckenden Leistungen in der Vergangenheit auch durch Ankündigungen von Zeitplänen aufgefallen, die dann bei weitem nicht eingehalten werden konnten. So hätten dieses Jahr etliche Falcon 9 starten müssen, um den inzwischen auf beeindruckende 40 Starts angewachsenen Backlog abzutragen - es waren gerade mal deren zwei (die beiden Missionen zur ISS). Nächstes Jahr sollen nicht nur diese Starts, sondern auch der Erstflug der Falcon Heavy stattfinden. Ob es wirklich soweit kommt?
 

PlanetHunter

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Danke fürs Eröffnen. Ich wollte gestern schon diesbezüglich einen Thread in "Mission Mars" wiederbeleben, hatte aber keine Zeit mehr.

So eindrucksvoll es ist, was sich SpaceX vorgenommen hat - und so machbar es auch ist - ich frage mich mittlerweile immer mehr, ob Musk sein Geld nicht besser in die Entwicklung eines Weltraumaufzugs und/oder die Errichtung einer Kolonie/Station auf dem Mond investieren sollte.
Warum gleich zum Mars? Nur um sein Vorhaben der "multiplanetaren Spezies" zu verwirklichen? Ich finde das zu voreilig.
Ist man einmal auf dem Mond, kann man dort äußerst wertvolle Informationen für eine dauerhafte Besiedlung gewinnen. Zum Mars ist es dann auch nur noch ein "Katzensprung".

Eins aber ist klar: Wenn es jemand schaffen kann, dann Musk.
 

Bynaus

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Beim Weltraumaufzug ist die Technologie einfach noch nicht da, und zwar grundsätzlich: wir können einfach keine 100000 km langen Nanoribbons mit der nötigen Zugfestigkeit herstellen. Für das wiederverwendbare Raketensystem hingegen ist die Technologie im Prinzip vorhanden - alles, was es noch braucht, ist das technologische finetuning.

Mars ist in gewisser Hinsicht "lebensfreundlicher" als der Mond: so gibt es eine Atmosphäre, die immerhin einen Teil der Strahlung (und das ganze Mikrometeoritenbombardement) abschirmt. Es gibt deutlich mehr Wasser, und die Gravitation ist höher. Ausserdem gibts einen 24.6h-Tag. Beim Mond hat man auch ganz andere, zusätzliche Probleme, wie z.B. elektrostatischer Staub, den es so auf dem Mars nicht gibt.

Aber ich stimme mit dir überein dass Musk Kolonien auf Asteroiden etwas gar voreilig abkanzelt (er antwortet auf diese Frage explizit im oben verlinkten Vortrag). Er bringt da auch den alten Brüller, wonach der Asteroidengürtel ja weiter weg sei als Mars (und ignoriert damit völlig die erdnahen Asteroiden). Ich denke (wie schon oft erwähnt hier im Forum), dass solche Asteroiden-Kolonien langfristig erfolgreicher sein werden als jede Marskolonie, u.a. weil sie auch ein Exportprodukt aufzweisen haben. Und für Asteroiden-Kolonien ist der Mond sicher kein schlechtes Übungsumfeld!

Eins aber ist klar: Wenn es jemand schaffen kann, dann Musk.

Ich denke, es ist tragisch, dass so eine Entwicklung gegenwärtig von einer einzigen Person abhängt (man stelle sich vor, Musk baut in seinem Tesla einen Unfall...). Wir bräuchten fünf, zehn "Musks" weltweit, damit wir einigermassen sicher sein können, dass diese Visionen Realität werden können.
 

Sissy

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Hi Bynaus,

Beim Weltraumaufzug ist die Technologie einfach noch nicht da, und zwar grundsätzlich: wir können einfach keine 100000 km langen Nanoribbons mit der nötigen Zugfestigkeit herstellen. Für das wiederverwendbare Raketensystem hingegen ist die Technologie im Prinzip vorhanden - alles, was es noch braucht, ist das technologische finetuning.

da stimme ich Dir zu.

Mars ist in gewisser Hinsicht "lebensfreundlicher" als der Mond: so gibt es eine Atmosphäre, die immerhin einen Teil der Strahlung (und das ganze Mikrometeoritenbombardement) abschirmt. Es gibt deutlich mehr Wasser, und die Gravitation ist höher. Ausserdem gibts einen 24.6h-Tag.

das Wasser + die höhere Gravitation wäre da in meinen Augen der entscheidende Part. Und die im Vergleich zum Mond moderaten Temperaturen.

Die Temperaturen am Marsäquator entsprechen grob denen in der Antarktis. Damit haben wir doch reichlich Erfahrung, was Materialverhalten angeht. Wie schaut es eigentlich mit der CO2 Atmosphäre aus? Ist die irgendwie agressiv? Korrodiert da was (Glas, Beton, Metall)?

Natürlich ist man "schneller" auf dem Mond (Reisezeit etwa 4 Tage) und könnte eventuell eine kleine Kolonie auch notfalls evakuieren. Wenn ich die Wahl hätte zwischen Kolonie auf dem Mond und dem Mars würde ich klar den Mars nehmen. :)

Andererseits was könnte der Mars exportieren? Musik, Bücher, Software fällt mir da spontan ein. Hardware eher nicht, wegen der höheren Gravitation, die erstmal überwunden werden muß... Obwohl, wenn man ein elektrisches Katapult den Olympus Mons hochbaut, könnte man der eventuell ein Schnippchen schlagen und so "günstig" den Marsorbit erreichen. Von dort aus dann per chemischem Antrieb in Richtung Erde starten... Kann das mal jemand durchrechnen? Das krieg ich leider nicht gebacken.

Beim Mond und Asteroiden würde sich der Abbau von seltenen Elementen vermutlich lohnen, eventuell könnte man auch Treibstoff (bei Asteroiden) vor Ort herstellen und so gleich "Tankstellen" betreiben. ;)

Grüße
Sissy
 

Bynaus

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Wie schaut es eigentlich mit der CO2 Atmosphäre aus? Ist die irgendwie agressiv? Korrodiert da was (Glas, Beton, Metall)?

Nein. Korrosion ist (hauptsächlich) ein Oxidations-Phänomen, und ohne freien Sauerstoff wird da auch nichts angegriffen. CO2 ist fast so inert wie ein Edelgas.

Musik, Bücher, Software fällt mir da spontan ein.

Ja. Allerdings dürfte es doch schwierig sein, hier mit der Erde kommerziell mitzuhalten (kann ein, sagen wir, Provinzkaff mit ein paar 100 Einwohnern einigermassen zuverlässig Musik von Weltklasse produzieren? Ich bezweifle es...) - und so einträglich, dass man aus den Einnahmen den Nachschub an Ersatzteilen und Experten finanzieren könnte, kann das auch nicht sein. Ich kann mir noch den Betrieb und die Versorgung von Stationen auf dem Mars vorstellen - sowohl für Wissenschaft (staatliche Finanzierung) und Tourismus (preiskräftige private Finanzierung).

Ja, Treibstoff und seltene Metalle dürften die wichtigsten Exportgüter von Asteroidenkolonien (und Mondkolonien, wobei die Elemente dann andere sein dürften) sein.

Aber wir sollten nicht zu weit vom Thema abkommen. Bisher haben wir von SpaceX noch nichts konkretes zur Marslandung gehört, aber man darf das (gemäss Musk) im Verlauf des nächsten Jahres erwarten.

Interessant scheint mir auch die Ankündigung, Dragon zu einer überall einsetzbaren (unbemannten) Landeplattform weiterzuentwickeln. Will heissen: Wenn man auf dem Mars unter Schub landen kann, kann man das auch auf Ceres, Merkur, Europa, Titan, Enceladus, Triton... Und mit der Falcon Heavy hat man auch gleich die Startplattform, um eine Dragon + Oberstufe an all diese Orte zu befördern.
 

Kosmo

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Wenn ich die Wahl hätte zwischen Kolonie auf dem Mond und dem Mars würde ich klar den Mars nehmen.
Da halte ich Projekte wie Planetary Resources für deutlich realistischer. Ein Marsbesuch ist derzeit und in den kommenden Jahren leider eine gigantisch Ressourcenvernichtungsaktion.

Wenn wenigstens ein Teil der Kosten wieder eigefahren werden kann (Planetary Resources) und darüber hinaus zumindest in der Phantasie der gut betuchten Anteilseigner die Möglichkeit existiert, irgendwann kostendeckend zu arbeiten, sieht das Ganze schon etwas machbarer aus. Wobei private bemannte Asteroidenmissionen wohl auch noch mehr als ein Jahrzehnt Jahre entfernt liegen. Sag ich mal.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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eine gigantisch Ressourcenvernichtungsaktion.

Das würde ich jetzt auch wieder nicht sagen. Die Mondlandung etwa hat die Anzahl der Uniabschlüsse in naturwissenschaftlichen und Ingenieurs-Berufen enorm in die Höhe schnellen lassen, und diese Leute waren es, die später die Computerrevolution in Gang gesetzt haben (etwas, was in der Sowjetunion nie im gleichen Umfang geschehen ist). Es gibt tausende von Produkten, die als Spinoff dieses angeblich so "nutzlosen" Unternehmens entwickelt wurden. Weltweit hat die Mondlandung den USA Respekt und Achtung einbracht. Bei einer Marsmission käme wohl noch ein internationaler Aspekt (Kooperation, Austausch von Technologie, Ideen, Menschen...) dazu. Diese Dinge sind allesamt schwer zu quantifizieren, aber man darf hier nicht einfach nur auf die Ausgabenseite schauen. Auf der Einnahmeseite steht weit mehr als ein paar Fussabdrücke im Marssand.
 

Enas Yorl

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SpaceX ist neben beeindruckenden Leistungen in der Vergangenheit auch durch Ankündigungen von Zeitplänen aufgefallen, die dann bei weitem nicht eingehalten werden konnten. So hätten dieses Jahr etliche Falcon 9 starten müssen, um den inzwischen auf beeindruckende 40 Starts angewachsenen Backlog abzutragen - es waren gerade mal deren zwei (die beiden Missionen zur ISS). Nächstes Jahr sollen nicht nur diese Starts, sondern auch der Erstflug der Falcon Heavy stattfinden. Ob es wirklich soweit kommt?

Ich würde aus dieser Rede und speziell seiner Marsvision nicht zu viel herauslesen. Solche Absichtserklärungen müssen erst einmal vor der finanziellen Realität bestehen, ansonsten wäre die NASA schon lange auf dem Mars. Am Ende wird es darauf hinauslaufen wie SpaceX in fünf oder zehn Jahren dasteht, und ob die Politik bereit ist, solche Projekte zu unterstützen.
In Bezug auf das Marketing ist das natürlich clever, Elon Musk zeigt hier das SpaceX bereit ist, bei Missionen jenseits des Erdorbits mitzumischen. Beim Ziel so einer Mission, dürfte SpaceX je nach politischer Unterstützung flexibel sein.
 

TomTom333

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- es waren gerade mal deren zwei (die beiden Missionen zur ISS).

Ich halte das für eine herausragende Leistung und die sucht seines gleichen. Ich vermisse deinen Respekt vor dieser Leistung, welchen du sonst eigentlich immer hier anbringst. Das fast alle Pläne sehr ambitioniert sind ist doch klar und wir wissen seit Apollo, das die Pläne sehr schwer einzuhalten sind. (Siehe Rede von Kennedy)

Der Antrieb soll nach meinen Infos auf Sauerstoff und Methan basieren, beides nicht gerade reichlich auf dem Mars zu finden.
Ein Weltraumlift auf dem Mars ist wegen seiner Drehung nicht zu realisieren.... Richtig ??
Man darf auch nie vergessen das Musk in der Privatwirtschaft arbeitet. Und wer Business Richtig versteht (wie ich, hihihih) der weis, dass klappern zum Handwerk gehört.
 

Kibo

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Musk hat aber bei Weitem kein Monopol auf private Raumfahrt, er ist nur gerade viel in den Medien. (Ich hoffe das es auch weiterhin gut für ihn läuft)

Aufträge der Nasa zum Raumschiffbau:
460 Millionen Dollar an Boeing, Projekt CST-100
440 Millionen an SpaceX, Projekt Dragon
212 Millionen an Sierra Nevada Corporation Projekt Dream Chaser

mfg
 

Bynaus

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TomTom333 schrieb:
Ich halte das für eine herausragende Leistung

Ich auch. Aber jetzt lass mal die Kirche im Dorf :) : ich sehe nicht, warum du mir "fehlenden Respekt" attestieren müsstest, wenn ich nur ganz einfach und neutral auf einen Fakt hinweise: Es hiess, dass dieses Jahr 6 Starts stattfinden würden - es waren aber nur deren zwei.

(Siehe Rede von Kennedy)

Warum? Der 21. Juli 1969 war definitiv vor dem Ende des Jahrzehnts.

Der Antrieb soll nach meinen Infos auf Sauerstoff und Methan basieren, beides nicht gerade reichlich auf dem Mars zu finden.

Dafür gibts dort jede Menge CO2 und H2O. Die beiden lassen sich unter Energieaufwand rekombinieren zu CH4 und O2.

Ein Weltraumlift auf dem Mars ist wegen seiner Drehung nicht zu realisieren.... Richtig ??

Warum nicht? Das ist nur bei Venus ausgeschlossen, da dort der "geostationäre" Orbit grösser ist als die grosse Halbachse... Auf dem Mars gäbe es soweit kein Problem für einen Weltraumlift, bloss dass der etwas schwingen muss um Phobos nicht in die Quere zu kommen.

Kibo schrieb:
Musk hat aber bei Weitem kein Monopol auf private Raumfahrt

Natürlich nicht. Aber bisher hab ich noch nie jemanden von, sagen wir, Sierra Nevada mutige Visionen zur Besiedlung des Mars formulieren hören. Bei Musk kommt dazu, dass es ihm in der Vergangenheit immer wieder gelungen ist, seine Kritiker zu überraschen. Deshalb kauft man ihm das mit der Mars-Mission viel eher ab als jedem anderen PowerPoint-Visionisten...
 

TomTom333

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Es hiess, dass dieses Jahr 6 Starts stattfinden würden - es waren aber nur deren zwei.
2 von 6 finde ich eine super Quote! Woher hast du das mit den 6 ???


Dafür gibts dort jede Menge CO2 und H2O. Die beiden lassen sich unter Energieaufwand rekombinieren zu CH4 und O2.
Ups, Ok, nicht bedacht. Aber das ist sehr viel Energie die ich da für eine Tankfüllung brauche

bloss dass der etwas schwingen muss um Phobos nicht in die Quere zu kommen.
Den lassen wir vor dem Bau mal gezielt abstürzen. Würde den "Geologen" (bist du nicht einer?) sicher gefallen ...


Deshalb kauft man ihm das mit der Mars-Mission viel eher ab als jedem anderen PowerPoint-Visionisten...
Sehe ich genau so. Wenn nicht ihm dann vielleicht noch Branson und dann laaaaaange keinem
 

Bynaus

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2 von 6 finde ich eine super Quote! Woher hast du das mit den 6 ???

Nein, das ist keine besonders gute Quote, gerade für ein kommerzielles Unternehmen. 6 Leute einen Internetanschluss innerhalb eines bestimmten Zeitraumes bestellen und nur 2 erhalten ihn, dann sind die anderen 4 ziemlich verärgert und könnten über einen Wechsel zu einem anderen Provider nachdenken...

Die 6 Starts standen Anfang Jahr im Launch Manifest auf der SpaceX-Webseite.

Den lassen wir vor dem Bau mal gezielt abstürzen. Würde den "Geologen" (bist du nicht einer?) sicher gefallen ...

Nein, das würde zumindest mir nicht gefallen! Phobos ist ein Archiv, das 4.5 Mrd Jahre Marsgeschichte bewahrt hat (Auswurfgesteine durch Einschläge auf der Oberfläche; gilt auch für den Mond, aber in etwas geringerem Masse).

Ausserdem dürfte es keinesfalls so leicht sein, Phobos abstürzen zu lassen...
 

PlanetHunter

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Beim Weltraumaufzug ist die Technologie einfach noch nicht da, und zwar grundsätzlich: wir können einfach keine 100000 km langen Nanoribbons mit der nötigen Zugfestigkeit herstellen.
Das ist mir bewusst. Ich meinte mit "investieren", dass er in die Forschung investieren soll, eben diese langen Nanoröhren herstellen zu können. Bei sich bei SpaceX, und nicht irgendwo an einer Uni. Das sollte wahrscheinlich billiger kommen als tatsächlich eine Rakete in den Orbit oder noch weiter zu schießen.

Mars ist in gewisser Hinsicht "lebensfreundlicher" als der Mond: so gibt es eine Atmosphäre, die immerhin einen Teil der Strahlung (und das ganze Mikrometeoritenbombardement) abschirmt. Es gibt deutlich mehr Wasser, und die Gravitation ist höher. Ausserdem gibts einen 24.6h-Tag. Beim Mond hat man auch ganz andere, zusätzliche Probleme, wie z.B. elektrostatischer Staub, den es so auf dem Mars nicht gibt.
Klar, der Mars ist einfach für den Menschen passender. Auch ich würde lieber zum Mars als zum Mond! Aber mein Argument war ganz sprichwörtlich: "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?" ;)
Auf einer Mondstation hätte ich nicht das Problem des 20- bis 40-minütigen Kommunikationslags, ich bin schneller (und damit günstiger) da. Aus rein wissenschaftlicher Sicht würde ich mir erst einmal eine "einfache" Experimientierplattform suchen, bevor ich zu den richtig großen Sprüngen ansetze.

Ich denke, es ist tragisch, dass so eine Entwicklung gegenwärtig von einer einzigen Person abhängt (man stelle sich vor, Musk baut in seinem Tesla einen Unfall...). Wir bräuchten fünf, zehn "Musks" weltweit, damit wir einigermassen sicher sein können, dass diese Visionen Realität werden können.
Da stimme ich dir voll und ganz zu. Vielleicht schafft es Musk ja, ein paar mehr Menschen seines Kalibers mit ins Boot zu holen. Eventuell sogar Branson, auch wenn ich ihn für zu exzentrisch für einen solchen Job halte. Musk gefällt mir diesbezüglich sehr. Er wirkt immer sehr bodenständig und bei seinen Präsentationen sogar ein wenig schüchtern. Sehr sympathisch.
 

Bynaus

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Das sollte wahrscheinlich billiger kommen als tatsächlich eine Rakete in den Orbit oder noch weiter zu schießen.

Ich glaube nicht: Bei der Rakete weiss er, dass es funktionieren kann. Beim Lift wissen wirs nicht, wir wissen nicht einmal, ob es grundsätzlich möglich ist, dieses Material überhaupt herzustellen.

Auf einer Mondstation hätte ich nicht das Problem des 20- bis 40-minütigen Kommunikationslags, ich bin schneller (und damit günstiger) da.

Ich weiss, was du sagen willst, und stimme dir auch grundsätzlich zu. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass jemand in einem von SpaceX gebauten Gefährt seinen Fuss auf den Mond setzt, lange bevor jemand anders dies auf dem Mars tut. Ganz egal, was Musk sagt (die mit der Falcon 9-Oberstufe integrierte "Dragon 2", die ich im Eingangspost angesprochen hatte, sollte durch Wiederbetankung im Orbit in der Lage sein, zumindest zur Mondumlaufbahn und wieder zurück zu fliegen - ein weiteres Tankdepot im Mondorbit sollte dann Landungen möglich machen - ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die USA, kurz bevor die Chinesen (nach 2025 oder so) dort oben landen, doch noch eine kleine Mission aus diesen Stücken zusammenzimmern...).

Aber Nähe kann auch ein Nachteil sein: Beim Mars muss man es wirklich darauf anlegen, so unabhängig wie möglich von der Erde zu sein. Alle Planung muss auf diesen Fakt ausgerichtet werden. "Failure is not an option", auf die Spitze getrieben.
 

Bynaus

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Wobei der Ressourceneinsatz bei einer Marsreise ja noch ungleich größer ist.

Klar - wobei natürlich auch die positive Wirkung ungleich grösser, und auch langanhaltender sein könnte. Ein günstiger Zugang zum Weltraum könnte z.B. zur Erschliessung von Weltraumrohstoffen führen, zu Solarsatelliten (langfristig die beste Energiestrategie überhaupt), zu einem vertieften Verständnis von geschlossenen Ökologien, zu neuen Wasser- und Nahrungsaufbereitungstechniken, Fernmedizin, etc.

Und nein, nicht unbedingt Mars One. Wo (angeblich) nichts mehr wirklich entwickelt werden muss, sind auch keine grossartigen Innovationen zu erwarten.
 

Enas Yorl

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Das ist mir bewusst. Ich meinte mit "investieren", dass er in die Forschung investieren soll, eben diese langen Nanoröhren herstellen zu können. Bei sich bei SpaceX, und nicht irgendwo an einer Uni. Das sollte wahrscheinlich billiger kommen als tatsächlich eine Rakete in den Orbit oder noch weiter zu schießen.

Das ist an für sich eine gute Idee, aus der Sicht des Unternehmers ist es leider kaum zu kalkulieren, wann und ob überhaupt, man hier ein verwertbares Produkt hat. Für Musk wäre das eine zusätzliche Option, aber nichts worauf man sich verlassen kann um mit SpaceX im Geschäft zu bleiben.

Klar, der Mars ist einfach für den Menschen passender. Auch ich würde lieber zum Mars als zum Mond! Aber mein Argument war ganz sprichwörtlich: "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?" ;)
Auf einer Mondstation hätte ich nicht das Problem des 20- bis 40-minütigen Kommunikationslags, ich bin schneller (und damit günstiger) da. Aus rein wissenschaftlicher Sicht würde ich mir erst einmal eine "einfache" Experimientierplattform suchen, bevor ich zu den richtig großen Sprüngen ansetze.

Nur das eine wissenschaftliche Experimentierplattform als Begründung heute nicht ausreicht, um das Geld für bemannte Flüge zum Mond locker zu machen. Der Nutzen den heute so ein Unternehmen für die Politik hat, ist weitaus geringer als zu Zeiten des Apollo-Programms, und für einen kommerziellen Nutzen ist es zu früh. Ich bin ehrlich gesagt nicht allzu optimistisch, was die Verwirklichung solcher Projekte in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren angeht.
 

Entro-Pi

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Auf dem Mars gäbe es soweit kein Problem für einen Weltraumlift, bloss dass der etwas schwingen muss um Phobos nicht in die Quere zu kommen.

Interessant... Ich hätte ja eher an eine "Bodenstation" gedacht, die ein paar Kilometer auf dem Äquator hin und her fahren kann, um Phobos nicht in die Quere zu kommen. Da die Raumstation nicht vom Seil "festgehalten" wird dürfte das ja eigentlich auch recht einfach sein, denn es sollten eigentlich nicht all zu viele Kräfte am Seil ziehen.
 

Kibo

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Man findet wirklich erstaunlich wenig zu einem Weltraumlift auf dem Mars, ich jedenfalls gar nichts. Müsste man mal wirklich nachrechnen.

Also der Mars-stationäre Orbit ist 17.055 km entfernt wobei hier die höchste Kraft wirkt (Zugraft aus beiden Richtungen), Fallbeschleunigung is 3,69 m/s² auf Nullniveau. Ich nehme jetzt mal als Beispiel ein Dyneemaseil

Daten von Wikipedia auf der Erde bei Raumtemperatur 8 mm 5800 daN 50 g/1m

Bei -30°c Steigt die Zugfestigkeit um 30%

17.055 Km Dyneemaseil dieser Dicke haben also eine Masse von 85275 Kg.
Diese Masse verteile ich jetzt gleichmäßig von Marsoberfläche bis zum Marsstationären Orbit.

1.Berechnung der Zugkraft ohne Einbeziehung der Fliehkraft, zB Aufteilung des Seils in abschnitte von 1m
f(r)=G* 50g*6,419 * 1023 kg/r²
Tja, wie bilde ich denn jetzt das integral um dann die fläche unter der Funktion zu berechnen...


2. Subtraktiion der auf die Abschnitte wirkenden Fliehkraft?
Irgendwas mit Winkelgeschwindigkeit? vielleicht eher mit der Formel: m*v²/r das entsprechend wieder integriert ergibt glaube Ich 1/6*m²*v³
komischerweise ist da dann r raus aus der Funktion, damit wäre die Fliehkraft nur noch von v also der Geschwindigkeit abhängig?

Tja wie man sieht, bin ich etwas zu lange aus dem Mathematikstoff raus... Hat wer ein paar Tips?
 
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