SpaceX - Ankündigungen, Realität, Zukunft

Protuberanz

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Dann hoffen wir mal, das SpaceX das Tempo hoch halten kann. Wenn es gelingt, dann sehen die anderen Mitbewerber ganz schön alt aus. Ich bin sehr gespannt, auf die ersten Bilder, bzw. auch auf die ersten Hopser.
 

Bynaus

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Wenn SpaceX erfolgreich ein BFS auf dem Mars landet (sei das nun 2022 oder jedes andere Datum vor 2030, egal ob mit oder ohne Besatzung), dann ist die NASA (zumindest das bemannte Programm) fürs erste erledigt. Dann werden sehr unangenehme Fragen kommen, wie es sein kann, dass so viele Milliarden an Boeing und Lockheed Martin gingen, ohne dass diese dafür auch nur etwas halbwegs vergleichbares vorweisen können.
 

Protuberanz

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Das muß vor 2030 passieren, sonst bin ich dann vielleicht schon zu senilkonfus, um es überhaupt noch mitzubekommen. :-D
Ich sehe das ebenso, wie Du. Aber mittlerweile ist es mir auch egal, wer es als erster schafft. Hauptsache es passiert überhaupt wieder etwas in der bemannten Raumfahrt. Und SpaceX ist derzeit wohl der erfolgversprechendste Akteur auf diesem Terrain.
 

Bynaus

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@TomTom333: Ich greife das mal hier auf, damit wir uns im anderen Thread auf die eigentlichen Starts etc. konzentrieren können.

Muss ich jetzt nicht Verstehen? Musk baut das BFR bereits. Die ersten beiden Flüge werden zwischen 2022 und 2032 stattfinden und das erste Material bringen. 2 oder 4 Jahre später kommen die ersten bemannten Flüge....... wieso sollte es mit der Kolonisierung nicht gehen? Musk ist 46 Jahre alt, also hat er noch einiges vor sich. Was ist dein Argument dagegen? Jeder Flug bringt 140 t Material zum Mars. Und an zahlenden Kunden und Wissenschaftlern wird es ihm nicht mangeln.

Ich bin sicher, Protuberanz hat seine eigene Antwort, aber man muss natürlich schon sehen, dass es enorme Risiken für Verzögerungen gibt - wie immer in diesem Business. Und selbst, wenn das BFR einmal fliegt (ich bezweifle nicht, dass das irgendwann der Fall sein wird), ein Marsflug, sowohl ohne als auch mit Besatzung, ist eine sehr viel grössere Herausforderung, die erst noch zu meistern wäre, ganz zu schweigen vom Aufbau einer Kolonie mit zehntausenden von Siedlern (!). Das kann im Moment wirklich nur das visionäre Fernziel sein.

2022 werden wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Marsflug eines BFR sehen. Es ist denkbar (aber aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich), dass das BFR bis dann schon kommerziell in den Erdorbit fliegt. Dann kommt erst der schwierigste Teil: ein für den Marsflug spezialisiertes BFS muss gebaut werden (die Frachtversion für den Erdorbit ist ja nicht geeignet, nur schon, weil das Mars-BFS sehr viel länger im All überleben muss, in eine andere Atmosphäre eintreten muss, auf unvorbereitetem Terrain landen muss, etc.). Man muss dann auch das Betanken im All entwickeln und üben. Und schliesslich müssen auch die Gerätschaften, die zum Mars gebracht werden sollen, entwickelt werden: wie genau soll dort nach Eis gesucht werden, wie genau wird es dann zu Treibstoff verarbeitet? Woher kommt die benötigte Energie? Und so weiter. Ich würde sagen, wenn SpaceX das gegenwärtige Tempo hält, ist das alles vor 2030 zu schaffen, und Flüge mit Besatzungen folgen in der Zeit danach. Ablenkungen wie Mondlandungen, Tourismus, Punkt-zu-Punkt-Flüge auf der Erde werden diesen Zeitrahmen aber nur Verlängern, auch wenn sie helfen könnten, das ganze Mars-Projekt zu finanzieren. Aber selbst, wenn Musk es schafft, in den 2030ern Menschen regelmässig zum Mars zu schicken, so heisst das noch lange nicht, dass eine Kolonie Wirklichkeit werden wird. Die USA haben auch den Mond besucht - aber dort nie eine Kolonie gebaut. Dass die Kolonie gelingen wird, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine sichere Sache sein, ja nicht einmal dann, wenn Menschen auf dem Mars gelandet sind. Wir werden sehen.
 

Bynaus

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Im GTO, nicht viele, denn das Perigäum beim GTO ist oft sehr tief, manchmal sogar in der Atmosphäre. Das heisst, eine Stufe im GTO wird nicht lange überleben. SpaceX hat auch begonnen, die zweiten Stufen im LEO direkt nach der Freisetzung der Satelliten abzubremsen, damit sie schnell in die Atmosphäre eintreten (dies wurde dem Zuma Satelliten zum Verhängnis, der vom Satellitenhersteller gelieferte Ablösemechanismus funktionierte nicht und der Satellit begleitete die Stufe zurück in die Atmosphäre...)

Ich glaube, es gibt Webseiten, die die im All verbliebenen SpaceX 2. Stufen zählen. Geschätzt nicht mehr als ein Dutzend, würde ich sagen.
 

Jakob5

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Ich finde die Vision von Musk spannend, aber zur Zeit absolut nicht realistisch.

Jeder der sich ein bisschen mit Gesundheit auskennt, weiss, dass auch die fittesten Menschen krank werden, wenn man sie für mehrere Monate / Jahre in einem künstlich versorgten Raum einsperrt.

Der Mensch ist Teil der Natur und braucht frische Luft, ausreichend Sonne, frische Nahrung, Bewegung, Wasser, ansonsten wird er krank. Dazu die enormen Strahlenschäden, die bei Menschen nach einiger Zeit zwangsläufig Krebs auslösen werden.

Man sollte es also schrittweise angehen. Einen Schritt schein Musk auszulassen: Zwischen Erde und Mars ist es weit, dazwischen sollten wir einige "Vorratsstationen" aufbauen. Ich würde vorschlagen: einfach ein paar Vorratsstationen genau in der Mitte der beiden eliptischen Bahnen stationieren, so, dass bei eventuellen Engpässen eine Marseinheit jederzeit auf ein nicht allzu fernes Ziel zurückgreifen kann, das von der Erde aus regelmässig gewartet wird.

Wie haben Scot und Amundsson den Südpol erobert? Einfach mal losspaziert, der Sprit wird schon reichen? NEIN, sie haben so gut wie möglich monate vorher Vorratsstationen so weit wie möglich in die Antarktis gebaut.
 

Bynaus

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Der Mensch ist Teil der Natur und braucht frische Luft, ausreichend Sonne, frische Nahrung, Bewegung, Wasser, ansonsten wird er krank. Dazu die enormen Strahlenschäden, die bei Menschen nach einiger Zeit zwangsläufig Krebs auslösen werden.

Deshalb werden wir die Natur eben auf den Mars mitnehmen. Sonne gibt es da genügend, frische Nahrung wird direkt vor Ort angebaut (ökologische, keine Massenproduktion!), Platz für Bewegung ist da, Wasser gibt es in Form von Eis in grossen Mengen, alles kein Problem. Mars hat all die Grundlagen, die eine menschliche Zivilisation braucht. Wir müssen nur die Menschen dahinbringen (mit ein bisschen "Startkapital"), der Rest ergibt sich dann - über die Jahrhunderte - schon.

Die Strahlenbelastung auf dem Flug zum Mars ist etwa so, wie wenn man in der Zeit täglich ein Päckchen Zigaretten rauchen würde. Sicher nicht gesund, aber auch kein Todesurteil. Auf der Marsoberfläche beträgt die Strahlenbelastung etwa 40% dieses Wertes, also etwa so wie 8 Zigaretten pro Tag. Strahlenschäden gibt es auf dem also Mars nur, wenn du längere Zeit ungeschützt direkt an der Oberfläche lebst. Das wird jedoch niemand tun - schlafen und arbeiten kann man auch gut unter dem Boden, z.B. in einer Lavahöhle, die künstlich mit Tageslicht geflutet wird (bedenke, dass auch auf der Erde viele Menschen tagsüber ausschliesslich drinnen sind, zumindest in den Industrieländern).

Man sollte es also schrittweise angehen. Einen Schritt schein Musk auszulassen: Zwischen Erde und Mars ist es weit, dazwischen sollten wir einige "Vorratsstationen" aufbauen. Ich würde vorschlagen: einfach ein paar Vorratsstationen genau in der Mitte der beiden eliptischen Bahnen stationieren, so, dass bei eventuellen Engpässen eine Marseinheit jederzeit auf ein nicht allzu fernes Ziel zurückgreifen kann, das von der Erde aus regelmässig gewartet wird.

Das macht aus Gründen der Orbital-Mechanik keinen Sinn. Zwischen den Bahnen von Mars und Erde kannst du nichts "stationieren" - diese "Vorratsstation" würde die Sonne ebenfalls umkreisen (mit einer Umlaufszeit, die zwischen jener von Erde und Mars liegen würde) und wäre deshalb in dem Moment, an dem das Raumschiff vorbei kommt, wohl ganz woanders auf ihrer Bahn (man müsste für einen Marsflug also nicht nur warten, bis Erde und Mars in Position sind, sondern nun müsste auch die Station in Position sein; denke z.B. an die "Grand Tour", die Voyager 2 gemacht hat - die ist nur alle paar 100 Jahre möglich, weil alle Planeten an bestimmten Positionen sein müssen).

Zudem, wenn die Station die Sonne in einem kreisförmigen Orbit umkreist, hätte sie eine hohe Relativgeschwindigkeit (von sicher einigen km/s) relativ zum vorbeifliegenden Marsrauschiff. Das Raumschiff müsste also seinen Kurs jenem der Station anpassen - und ihn danach wieder ändern, um zum Mars weiter zu fliegen. In beiden Fällen bräuchte es mehr Treibstoff. Und an Bord der Station wäre es nicht wirklich besser: die starke interplanetare Strahlung wäre immer noch da. Ein "Zwischenhalt" ist im Weltraum (zumindest auf halber Strecke) deshalb nicht sinnvoll. Um deinen historischen Vergleich zu korrigieren: beim Apollo-Programm hat man auch keine Stationen zwischen Erde und Mond aufgebaut, sondern ist einfach direkt hingeflogen.

Der beste Ansatz, wenn man die Strahlenbelastung minimieren will, ist ein schneller Transit-Flug. Das ist im Muskschen Programm möglich, weil das Mars-Raumschiff im Erdorbit aufgetankt wird. Im Idealfall kann die Reisezeit so von 9 auf 3 Monate und die Strahlenbelastung um zwei Drittel reduziert werden. Wenn mal später mal Fusion etc. zur Verfügung hat, kann diese Transit-Zeit fast beliebig gedrückt werden - ein Flug zum Mars mit konstanter 1 Ge-Beschleunigung (Beschleunigung & wieder Bremsen) dauert rund 3 Tage.

Dass man einen einmal angefangenen Flug nicht wirklich abbrechen kann, bzw. dass es viele Monate dauert, bis man wieder zurück zur Erde kommt - damit muss man einfach leben. Man kann sich höchstens darauf vorbereiten, sich möglichst selbst zu helfen. Die europäischen Seefahrer der frühen Neuzeit hatten ja diesbezüglich auch keine Wahl.
 

Jakob5

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Wirklich gute Antwort, danke!

Die Stationen waren natürlich orbitierend gedacht. Aber das Abbremsen wäre tatsächlich ein Problem.

Das bringt mich auf eine bessere Idee:

Wieso macht man nicht ein / mehrere Stationen, die so einen Orbit haben, dass sie gelegentlich sowohl die Erde als auch den Mars besuchen? Das wird pro Station natürlich nur alle Dutzend Jahre passieren, aber dafür könnte man ja Dutzende hochschicken, und so die Transportkosten ENORM reduzieren. Naja die Transportdauer wäre dafür ziemlich lang, je nach Konstellation auch mal mehrere Jahre. Wenn man aber genug solcher Stationen hätte, liese sich das eventuell abfangen.
 

Protuberanz

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Geschätzt nicht mehr als ein Dutzend, würde ich sagen.
Da Du ja nun mal einen Nick aus dem Startrek-Universum trägst, möchte ich folgendes Zitat von einem gewissen J.T.Kirk in Abwandlung bemühen.
"Eine Schätzung?! Von Ihnen Bynaus?! Hör’n Sie mal, daß ist ja was ganz Neues!"
Ich denke, wenn Du weißt, wie sich diese Szene fortsetzt, wirst Du es mir nachsehen. ;-)
 

Protuberanz

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Deshalb werden wir die Natur eben auf den Mars mitnehmen. Sonne gibt es da genügend, frische Nahrung wird direkt vor Ort angebaut (ökologische, keine Massenproduktion!), Platz für Bewegung ist da, Wasser gibt es in Form von Eis in grossen Mengen, alles kein Problem. Mars hat all die Grundlagen, die eine menschliche Zivilisation braucht. Wir müssen nur die Menschen dahinbringen (mit ein bisschen "Startkapital"), der Rest ergibt sich dann - über die Jahrhunderte - schon.
Für den Fall, daß sich die Menschheit nicht selbst abschafft, wird es genau so kommen, davon bin ich überzeugt. Menschen können nicht anders. Und es wird nicht nur der Mars sein. Aber und da muß ich Jakob Recht geben, zum augenblicklichen Zeitpunkt ist dies nur eine Vision, nicht mehr. In meiner Lebensspanne wird diese Vision nicht mehr ihren Startpunkt haben. Ich bezweifle auch, das irgendein anderer Forenteilnehmer dies erleben wird. Mehr als ein paar kleine Ausflüge zum Mars, werden viele von uns wohl nicht zu sehen bekommen. Wenn überhaupt.

Die Strahlenbelastung auf dem Flug zum Mars ist etwa so, wie wenn man in der Zeit täglich ein Päckchen Zigaretten rauchen würde. Sicher nicht gesund, aber auch kein Todesurteil. Auf der Marsoberfläche beträgt die Strahlenbelastung etwa 40% dieses Wertes, also etwa so wie 8 Zigaretten pro Tag. Strahlenschäden gibt es auf dem also Mars nur, wenn du längere Zeit ungeschützt direkt an der Oberfläche lebst. Das wird jedoch niemand tun - schlafen und arbeiten kann man auch gut unter dem Boden, z.B. in einer Lavahöhle, die künstlich mit Tageslicht geflutet wird (bedenke, dass auch auf der Erde viele Menschen tagsüber ausschliesslich drinnen sind, zumindest in den Industrieländern).
Gesundheitsrisiken sind noch nie ein Kriterium für Menschen gewesen, eine Sache nicht zu tun. Es wird darüber diskutiert werden, aber letztendlich werden die ausführenden Personen sagen, ist mir Banane, ich mach das jetzt einfach. Deswegen können wir die Strahlenbelastung durchaus in den Skat drücken.

Wenn mal später mal Fusion etc. zur Verfügung hat, ...
Alter Verwalter!!! In Sachen Visionen ist EM ein Dilettant gegen Dich. Wir schießen im Augenblick deutlich mehr Energie in einen Tokamak, als am Ende erzeugt wird und Du sinnierst über die Fusion im RS-Antrieb. Respekt!

Die europäischen Seefahrer der frühen Neuzeit hatten ja diesbezüglich auch keine Wahl.
Das ist nur bedingt richtig. Wenn sie auf der passenden Erdhalbkugel fuhren, dann war eine Umkehr, dank der Corioliskraft unter Umständen sogar sinnvoll. Im Zweifelsfall gab es aber auch noch die Technik des Kreuzens, also des Segelns gegen den Wind.
Diese Option haben Marsfahrer wohl eher nicht. ;-)
 

Protuberanz

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Wieso macht man nicht ein / mehrere Stationen, die so einen Orbit haben, dass sie gelegentlich sowohl die Erde als auch den Mars besuchen? Das wird pro Station natürlich nur alle Dutzend Jahre passieren, aber dafür könnte man ja Dutzende hochschicken, und so die Transportkosten ENORM reduzieren. Naja die Transportdauer wäre dafür ziemlich lang, je nach Konstellation auch mal mehrere Jahre. Wenn man aber genug solcher Stationen hätte, liese sich das eventuell abfangen.
Also quasi ein Pluto-Orbit im Kleinformat? Das ist sinnfrei. Denn ein "echter" Orbit dieser Art wäre extrem elliptisch und würde in sein Aphel wohl irgendwo zwischen Jupiter und Saturn liegen und im Perihel wahrscheinlich in der Nähe der der Venusbahn. Zeichne es Dir einfach mal auf und rechne aus, welche Transferzeiten Du dabei hättest.
Eine permanente Ellipse Erde-Mars würdest Du nur dann automatisiert bekommen, wenn Du das Transportmittel so schleichend langsam fahren läßt, das es die Planeten immer in der gleichen Position trifft. Das wäre aber niemals der kürzeste Weg und auf jeden Fall mit Kurs- und Bremskorrekturen verbunden.
 

Bynaus

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Jakob5 schrieb:
Wieso macht man nicht ein / mehrere Stationen, die so einen Orbit haben, dass sie gelegentlich sowohl die Erde als auch den Mars besuchen?

Buzz Aldrin hätte viel Freude an dir... :) Solche Stationen nennt man "Cycler", und ja, das wurde auch schon vorgeschlagen. Es ist nicht ganz trivial, wie man das wiederholte Besuchen genau anstellen soll, gerade wenn die Transit-Zeit kurz sein soll: dann brauchst du mindestens zwei Stationen, eine, die die Astronauten auf dem Weg nach aussen brauchen, und eine für den Weg zurück. Aber wie Protuberanz schrieb, wenn der Transfer sehr schnell gehen soll, wird die Bahn sehr exzentrisch, das Ein- und Aussteigen sehr energieintensiv und der "Cycle" des "Cyclers" sehr lang. Für einen schnellen Transfer ist das also nicht die beste Lösung.

Ich denke dass, ganz langfristig gesehen, so etwas denkbar ist: ein grosses, interplanetares Raumschiff, das tausende oder vielleicht sogar zehntausende von Touristen und Siedlern fasst, stets im All bleibt und an beiden Enden der Reise im Orbit von BFS'en be- bzw. entladen wird. Irgendwann werden Schulkinder auf dem Mars die Heart of Gold (SpaceX' erstes Marsraumschiff soll diesen Namen bekommen...) anschauen und sagen: "Was, in dieser Nussschale hat man damals die Distanz zwischen Erde und Mars zurückgelegt?!? Aber da ist ja kaum Platz darin!"

Protuberanz schrieb:
Ich denke, wenn Du weißt, wie sich diese Szene fortsetzt, wirst Du es mir nachsehen.

Haha, ich bin schon beeindruckt, dass du weisst, woher mein Nick kommt... :)

Und es wird nicht nur der Mars sein.

Oh ja, natürlich.

Ich denke übrigens, all das "leere Land" da draussen ist der beste Grund, andere Himmelskörper zu besiedeln. Ein neuer Ort, um eine Gesellschaft nochmals ganz neu aufzubauen, von Grund auf. Es besser zu machen. Wenn man sich die Geschichte des Lebens ansieht, jede sich für das Leben öffnende Nische hat zu einer "Radiation" geführt, der Entwicklung von Diversität. Und Diversität ist gut, denn sie stärkt das Gesamtsystem: je diverser, desto grösser die Chance, dass - egal welche externen Kräfte auf das System einwirken - zumidest ein Teil des Systems überleben wird. Je mehr menschliche Gesellschaften es gibt, und je diverser sie sind, desto grösser die Chance, dass die Menschheit langfristig überlebt. Es geht also nicht einfach um ein "Backup".

Aber und da muß ich Jakob Recht geben, zum augenblicklichen Zeitpunkt ist dies nur eine Vision, nicht mehr.

Es ist eine Vision, aber es wird sehr schnell mehr. Die ersten Geräte zum Bau der BFR sind bereits geliefert worden...

Mehr als ein paar kleine Ausflüge zum Mars, werden viele von uns wohl nicht zu sehen bekommen. Wenn überhaupt.

Du könntest recht haben - oder aber, positiv überrascht werden. Wer hätte z.B. 1939 gedacht, dass nur 30 Jahre später ein Mensch auf dem Mond landen würde? Technologische Entwicklung verläuft selten gleichförmig, sondern in Sprüngen - immer dann, wenn wir einen neuen Weg finden, Dinge zu tun, wird kopiert und innoviert was das Zeug hält. Und ich habe das Gefühl, wir stehen an dem Punkt just vor einem solchen Sprung. Aber ich kann mich natürlich täuschen.

In Sachen Visionen ist EM ein Dilettant gegen Dich.

Ich denke EM ist sich des langfristigen Potentials der Fusion durchaus bewusst. Es hat einfach nicht Priorität bei SpaceX, weil SpaceX so bald wie möglich auf den Mars will und das auch ohne Fusion möglich ist. Wenn Fusion vor dem Marsflug kommen müsste, wäre diese EM's Priorität.

Wir schießen im Augenblick deutlich mehr Energie in einen Tokamak, als am Ende erzeugt wird und Du sinnierst über die Fusion im RS-Antrieb. Respekt!

Es gibt viele interessante Ansätze für Fusion in der Weltraumtechnik (siehe z.B. hier: https://www.space.com/37146-nuclear-fusion-rockets-interstellar-spaceflight.html). Es ist auch, bis zu einem gewissen Grad einfacher, ein Raumschiff per Fusion anzutreiben als aus dieser Fusion Strom für Haushalte zu erzeugen.

Das ist nur bedingt richtig. Wenn sie auf der passenden Erdhalbkugel fuhren, dann war eine Umkehr, dank der Corioliskraft unter Umständen sogar sinnvoll. Im Zweifelsfall gab es aber auch noch die Technik des Kreuzens, also des Segelns gegen den Wind. Diese Option haben Marsfahrer wohl eher nicht. ;-)

Ich meinte das in dem Sinn, wenn ihnen irgendwo in der Südsee der Mast brach, konnten sie auch nicht einfach nach - sagen wir - Portugal zurück kehren um einen neuen einzubauen. Sie mussten Zimmersleute dabei haben, die aus lokalem Material einen neuen Mast erstellen konnten. Heute sind die Zimmersleute Ingenieure, aber das Konzept bleibt das gleiche.
 

Bynaus

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Am Montag (Lokalzeit - 3 Uhr Morgens am Dienstag unserer Zeit) wird SpaceX einen Life-Stream starten, in dem der erste besatzte Mondflug (oder, vermutlich, Mond-um-flug) von SpaceX mit einer BFR/BFS (Big Falcon Rocket / Big Falcon Spaceship) angekündigt werden soll. Der Passagier (oder die Passagiere?) wird/werden dann auch gleich vorgestellt. Auf die Frage, ob er selbst zum Mond fliege, hat Elon Musk auf Twitter mit dem Emoji der japanischen Flagge geantwortet, weshalb davon ausgegangen wird, dass der (oder die) Passagier(e) japanische Staatsbürger sind.

Wir erinnern uns: SpaceX hatte bereits vor etwas mehr als einem Jahr einen bemannten Mondumflug mit Dragon + Falcon Heavy angekündigt, dann aber (kurz vor dem Start der Falcon Heavy diesen Februar) einen Rückzieher gemacht - die Passagiere wurden auf die BFS "vertröstet". Angeblich deshalb, weil es zu viel Aufwand wäre, die Falcon Heavy für besatzte Flüge zu zertifizieren. Nun kommt also die "aktualisierte" Ankündigung.

SpaceX hat zusammen mit der Ankündigung auch ein neues Bild des BFS im Mondorbit (oder beim Mondvorbeiflug) gepostet. Eine grosse Version davon findet ihr hier: https://www.spacex.com/sites/spacex/files/bfr1_moon1_nosolar_all_engines.jpg
Interessant daran ist, dass das BFS offenbar nochmals überarbeitet wurde. Nun hat es, wie Tim & Struppi's Mondrakete, eine triaxiale Symmetrie, und die Landebeine sind offenbar an den Spitzen der drei "Flügel" angebracht. Weiter hat es neu zwei Canards nahe der Spitze, und es scheint auch, dass sich zwei der drei Landebeine "klappen" lassen, evtl. für den Wiedereintritt. Neu sind es auch 7, gleich grosse, Raptor-Triebwerke. Weitere geringfügige Änderungen gegenüber der letztjährigen Iteration des BFS befinden sich im Passagier-Bereich, so scheint es z.B., dass das grosse Frontfenster, das ursprünglich bei der 2016er Version zu sehen war, wieder zurück ist. Insgesamt sieht das BFS, denke ich, dem Space Shuttle immer ähnlicher.

Noch ein kleines Update von Gwen Shotwell: sie meinte, das BFS könnte dereinst einen Satelliten einfangen, den Laderaum schliessen und den Druck wiederherstellen, so dass direkt am Satelliten gearbeitet werden kann, bevor man ihn wieder frei lässt. Das würde natürlich die Art und Weise, wie wir im Weltraum arbeiten, fundamental auf den Kopf stellen...

Bleibt zu hoffen, dass wir am Montag / Dienstag nicht nur ein paar schöne Animationen, sondern auch ein bisschen mehr Hardware sehen werden. In LA wird ja gerade das erste Test-BFS gebaut, das nächstes Jahr seinen Erstflug (erst mal nur kleine Hopser vom Boden aus) absolvieren soll. Je nach dem zeigen sie etwas davon, oder - hoffentlich - zumindest neue Testvideos von Raptor-Triebwerken oder Kohlenfaser-Tanks.
 

Protuberanz

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Vielen Dank für die Information Bynaus. Schön endlich mal wieder etwas neues darüber zu erfahren.
Trotzdem denke ich, das es möglicherweise sinnvoll gewesen wäre, zuerst einmal mit der FH bemannte Flüge durchzuführen. Welche Aufwändung wäre denn nötig gewesen, um eine Zertifizierung zu erhalten? Es hätte relativ viel bewährte Technik gehabt. Und man sollte sinnvollerweise immer einen Schritt nach dem anderen tun.
Ich denke EM ging das einfach nicht schnell und nicht spektakulär genug. Was sein bemanntes Marsprojekt betrifft, ist die FH mit Crew Dragon natürlich eine Sackgasse. Da er sich aber am Transport der ISS-Besatzung beteiligen will, wird die Zertifizierung einer Rakete unterhalb der BFR ja trotzdem notwendig sein. Ich kann mir nicht vorstellen, das er mit dem BFR/BFS System diese Versorgungsflüge vornehmen will, nur um eine weitere Zertifizierung zu umgehen.
 

Bynaus

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Die F9 ist für Crew-Flüge zertifiziert, und ab nächstem Jahr gehts damit (in der Dragon) mit Astronauten zur ISS. Das steht ausser Frage. Auch wenn wir schon Darstellungen des an die ISS angedockten BFS gesehen haben, ist das höchstens ein Hintergedanke für später. Die Zertifizierung der FH für Besatzungen wäre aber ein Zusatzaufwand, der sich längerfristig nicht auszahlt (eine Sackgasse, wie du schreibst). Diese Arbeitsstunden fliessen, aus der Sicht von Elon Musk, besser direkt ins BFS. Dessen Entwicklung wird ja auch sonst lange genug dauern.
 

Protuberanz

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Diese Argumente sind natürlich plausibel. Trotzdem würde ich gern wissen wollen, welchen Aufwand (finanziell) man für eine Erweiterung des Zertifikats von F9 auf FH betreiben müßte. Der materielle Aufwand dürfte sich ja theoretisch eher in Grenzen halten, da die Basis ja baugleich ist. Aber letztendlich stellt sich die Frage, ob die FH überhaupt eine Zukunft haben wird. Denn es gab ja schon andere leistungsfähige Transporter, die auch keine Nutzlast gefunden haben. Man denke nur an die Energija. Die Russen haben das gute Stück angeboten wie sauer Wein. Niemand wollte sie haben.
Wie auch immer, ich freue mich auf jeden Fall schon mal auf die Präsentation.
 
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