Bemannte Mission zum Jupitermond IO ?

Bynaus

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Jupiter- und Saturnmonde vlt. in 300 Jahren oder eher nie

Aus meiner Sicht viel zu pessimistisch. Wenn der technologische Durchbruch da ist, um zu vertretbaren Kosten zum Mars zu fliegen (und das wird, denke ich, in den nächsten 20 Jahren der Fall sein), lässt sich die gleiche Technologie (mit nicht allzu drastischen Änderungen) auch auf andere Ziele im Sonnensystem anwenden. Schaut man sich das mit Blick auf das Delta-V an, so hat man im Erdorbit bereits etwa die Hälfte des Weges geschafft. Der Titan ist besonders interessant, weil man seine Atmosphäre zum Bremsen brauchen kann (statt dass man dafür Treibstoff mitschleppt). Das gleiche kann man mit den Gasriesenatmosphären tun (also anfliegen, in der Atmosphäre gerade so bremsen, dass man mit genügend Schwung raus kommt, um noch zu einem Monde zu kommen). Mars mit seiner dünnen Atmosphäre ist so gesehen sogar ein eher schwieriges Ziel. Für den Rückflug bremst man wieder mit der Erdatmosphäre. Mit diesem Prinzip stehen uns alle Planeten und Monde offen, ausser Merkur (aber da will wohl eh kaum jemand hin).

Ich würde deshalb behaupten, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts alle grösseren Welten des Sonnensystems (evtl. mit Ausnahme von Planet Neun, sollte er existieren, und mit Ausnahme der extrem strahlenverseuchten Ziele, wie Io) von Menschen zumindest besucht wurden. Mond, Mars und Titan könnten bis dahin eigenständige Kolonien haben.
 

pauli

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Welcher technologische Durchbruch soll das ermöglichen? Am Antriebsprinzip hat sich ja praktisch nichts geändert, oder ist mir da was entgangen. Ende 21. Jahrhundert sehe ich max. eine bemannte Marsmission, und das auch nur mit viel Glück und Gottes Hilfe. Jenseits von Mars sind allein schon die selteneren Startfenster problematisch, und wer baut auf Titan das Habitat, und wann können sie wieder zurück?

Ich sehe nur eine Chance es schneller bemannt hinzubkommen: mit One-Way-Tickets.
 

Bynaus

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Der nötige technologische Durchbruch: günstig wiederverwendbare Raketen. Etwas später dann Tankdepots im All und die Nutzung lokaler Ressourcen. Mehr braucht es nicht. Es ist nur schwierig, sich das heute vorzustellen, weil wir es nur anders kennen.

Die Startfenster sind jenseits von Mars häufiger, nicht seltener: z.B. zum Jupiter kann man alle 13 Monate, zum Saturn und darüber hinaus einmal pro Jahr (wann immer die Erde wieder in den gleichen relativen Position ist). Länger warten muss man nur, wenn man auf Flybys angewiesen ist.

Das Habitat wird immer zuerst das Raumschiff selbst sein (muss ja eh eines sein), dann modulare Systeme, die per Frachtschiff geliefert wurden, dann später aus lokalem Material gebaute Systeme. One-Way-Tickets lohnen sich gegenüber Rückkehrtickets nur, wenn man ohnehin grosse Teile des Systems wegwirft. Das wird man aber nicht (siehe oben: wiederverwendbar). Und wenn das Raumschiff eh zurück fliegt, können auch die Passagiere wieder mit nach Hause. Alles nur eine Frage vom Auftanken am Zielort (auf dem Mond ist nicht mal das nötig - das BFR/BFS-System kann ca. 20 Tonnen Fracht auf dem Mond landen und ohne Auftanken zur Erde zurück).
 

Bynaus

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Ehm, nein... :) Dafür würde ich doch nicht meinen 7000sten Beitrag verschwenden! So aber passt es sehr gut. :)
 

Kibo

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7000 sinnvolle Beiträge, das muss man erstmal schaffen. Glückwunsch, aller Achtung!
 

pane

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Ich glaube auch nicht, dass wir 300 Jahre brauchen um mit bemannte Sonden auf dem Titan zu landen. Aber dort oder auf dem Mars eine Kolonie zu errichten halte ich für schwieriger. Das kann nur gelingen, wenn alles so glatt weiter läuft wie bisher, seit dem 2. Weltkrieg. Ich befürchte aber, dass wir in 300 Jahren schon einige Atombomben auf bewohnte Gebiete abgeworfen haben und die ganze Entwicklung so ein wenig ins Stocken gerät.
 

Protuberanz

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Jetzt ist erst einmal wieder eine Hürde zur Europareise genommen. Das Geld für 2 NASA-Missionen dorthin ist eingeplant. Freuen wir uns also erst einmal darauf und hoffen, das nicht vorher noch wieder eine Rückentscheidung erfolgt. (für mich ist Europa eh das interesantere Ziel)
Vielleicht kann ja die in Bewegung bleibende Sonde der Europa-Mission, nach Abschluß der Primärmission, in Richtung IO weiterfahren. Sofern sie nicht als Relais für den Lander benötigt wird.
Aber ob solch ein Ansinnen beim Bau mit Berücksichtigung finden kann, ist wohl eher zu bezweifeln. Das gibt das Budget bestimmt nicht her.
 

Bynaus

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@Protuberanz: Europa Clipper wird nicht in einen Orbit um Europa eintreten. Dafür müsste die Sonde viel stärker gegen Strahlung abgeschirmt werden, was zu teuer geworden wäre. Stattdessen wird die Sonde den Jupiter umkreisen und wiederholte Vorbeiflüge bei Europa durchführen. Der Orbit wird dabei weit genug sein, damit die Sonde den grössten Teil der Zeit ausserhalb der Strahlungsgürtel verbringt. Durch Vorbeiflüge an Ganymed und Kallisto wird sich der Orbit auch immer wieder ändern, so dass verschiedene Teile der Oberfläche von Europa beprobt werden können. Vorbeiflüge an Io wird es jedoch keine geben (der nächste Punkt der Annäherung an Jupiter ist gerade innerhalb von Europa's Orbit).

Ähnlich ist die Lage mit JUICE, der Europa/Ganymed/Kallisto-Sonde der ESA. Diese wird allerdings am Ende ihrer Reise in einen Orbit um Ganymed eintreten.
 

Protuberanz

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Hallo Bynaus,
ich bin auch nicht von einem Europa-Orbit ausgegangen. Ich nahm nur an, das der Clipper als Relais für den späteren Lander fungieren könnte, weil die geplante Summe für den Lander recht niedrig ausfällt. Um trotzdem möglichst viele sinnvolle Experimente an Board des Landers zu bekommen, muß man ja woanders sparen. So zB bei der teuren Sendeanlage. Die Daten an den Clipper zu übertragen, wäre deutlich billiger. Und der könnte dann später auf seiner Runde die eingesammelten Daten zur Erde senden.
An Io-Transits während der Primärmission habe ich auch nicht geglaubt. Aber wenn alle Europa-Messen gelesen sind, könnte man Richtung Io steuern, theoretisch zumindest.
 

Bynaus

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weil die geplante Summe für den Lander recht niedrig ausfällt

Das ist nur das Geld, das für den Lander in dieser Budgetperiode gesprochen wurde. Da werden über die Jahre ein paar Milliärdchen zusammenkommen. Der Lander soll wohl einen eigenen Kommunikationssatelliten als Relais erhalten, aber die Europa Clipper Sonde könnte aushelfen, wenn sie bis dahin immer noch funktioniert.

Aber wenn alle Europa-Messen gelesen sind, könnte man Richtung Io steuern, theoretisch zumindest.

Vermutlich, ja. Man wird die Sonde wohl ohnehin auf den Jupiter abstürzen lassen wollen, da gibt sich zumindest die theoretische Möglichkeit, ein paar neue Fotos von Io zu machen.
 

Protuberanz

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Das ist nur das Geld, das für den Lander in dieser Budgetperiode gesprochen wurde. Da werden über die Jahre ein paar Milliärdchen zusammenkommen. Der Lander soll wohl einen eigenen Kommunikationssatelliten als Relais erhalten, aber die Europa Clipper Sonde könnte aushelfen, wenn sie bis dahin immer noch funktioniert.
Puh, da bin ich aber wirklich beruhigt. Ich habe schon vorm trüben inneren Auge gesehen, das mit den paar Millionen, kaum mehr als die Cubesat-Version eines Landers drin ist. Das hätte nicht gerade auf tiefschürfende Erkenntnisse hoffen lassen.
Vermutlich, ja. Man wird die Sonde wohl ohnehin auf den Jupiter abstürzen lassen wollen, da gibt sich zumindest die theoretische Möglichkeit, ein paar neue Fotos von Io zu machen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber ich denke die Neugier wird ein übriges tun und es wird sich sicher ein Absturzkurs berechnen lassen, der noch ein paar interessante Daten zu Tage fördern könnte.
Aber bis dahin haben wir wohl noch ein paar Tage Zeit.
 
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