Quasare: Neuer Entfernungsrekord

astronews.com Redaktion

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Ein Team europäischer Astronomen hat in mühsamer Arbeit und mit Hilfe mehrerer Teleskope einen neuen Quasar in Rekordentfernung entdeckt und untersucht. Es handelt sich um das mit Abstand hellste bislang aufgespürte Objekt im jungen Universum. Im Inneren des Quasars verbirgt sich ein supermassereiches Schwarzes Loch mit der zweimilliardenfachen Masse unserer Sonne. (30. Juni 2011)

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Kosmo

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Nach den bisherigen Theorien wachsen schwarze Löcher ja deutlich langsamer, als dass so ein Objekt bereits ein paar hundert Millionen Jahre nach dem UK exitieren kann. Wird jetzt wieder etwas "Dunkles" eingeführt? ;) Oder kann das u.U. auch denjenigen in die Hände spielen, die sagen, dass sich solche Objekte viel näher an uns befinden als angenommen?
 

Hirschi

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Naja, damals war die Materie im Raum noch deutlich konzentrierter als heute und es gab die gigantischen (mehrere hundert Sonnenmassen), metallosen Poulation 3 Sterne. Nicht alle dieser Pop 3 Sterne flogen in Supernovae (paarinstabile Supernovae)auseinander, manche waren schlicht so dermaßen schwer, dass sie "einfach so" in sich zusammenfielen und die ersten gigantischen schwarzen Löcher bildeten. Die höhere Materiedichte und die sehr frühen schwarzen Löcher legen nahe, dass es damals sogar leichter gewesen sein könnte, supermassereiche SL zu bilden, als heutzutage.

Gruß
Hirschi
 

Alex74

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Über den Daumen glaube ich nicht daß PopIII-Sterne und ähnliche "natürliche" Mechanismen ausreichen diese SL zu erklären.

Sieht man sich mal an wie extrem langsam SL generell wachsen, dann müssen die heutigen Riesen-SL zwanglos schon kurz nach dem Urknall existiert haben. Ihr massives Wachstum muß zu einer Zeit stattgefunden haben, in der das Universum ganz anders war als heute.

Ich hätte dazu drei Ideen;

-Entweder es handelt sich bei diesen SL um das, was mit den Superstrings einst postuliert wurde, also Überbleibsel des (sozusagen) "Auskristallisierens" des Universums; nur eben nicht zweidimensional sondern quasi-punktförmig.

-Oder die Inflationsphase hat sie geschaffen, z.B. indem diese Inflation nicht überall sondern nur schaumstrukturähnlich gewirkt hat, so daß Bereiche blieben in denen sehr viel Masse auf sehr engem Raum konzentriert blieb und in sich zusammenfiel.

-Oder dunkle Materie war kurz nah dem Urknall immernoch vereinzelt so konzentiert, daß sich aus dieser diese SL bildeten und natürlich auch massig gewöhnliche Materie schluckten.

Interessanterweise ist es aber doch in jedem Fall so: wenn diese SL schon so früh existiert haben, dann kann man die frühen Schwerkrafttröge mit eben diesen erklären und braucht hierfür wohl keine DM mehr. Oder?

Gruß Alex
 

Hirschi

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also wenn ein Pop 3 SL schon mit 100+ Sonnenmasse statt der handelsüblichen 3+ (Rest) anfangen kann zu akkretieren besonders in Verbindung mit "Mehr Materie im kleineren Raum" stehen die Chancen für "natürliche" Effekte nicht ganz schlecht denke ich.
Vielleicht trug auch die geschlossene Geometrie des frühen Raumes dazu bei, dass die Materie nicht so leicht davon kommen konnte.
 

Alex74

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Zur Zeit der PopIII Sterne war die Geometrie des Universums nicht anders als heute. Und zwischen 100 und Milliarden Sonnenmassen sehe ich ein Größenverhältnisproblem...das kommt nicht hin, zumal solches Wachstum ja ansteigend ist, die meiste Masse also später erst hinzugekommen sein muß. Zur Zeit der PopIII Sterne war der Raum aber auch leer genug daß ein solches SL nicht nur durch Gravitation derartig viel an Masse zugenommen haben kann.
 

Hirschi

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Ok, ich weiß nicht wann der Raum zwischen geschlossen und euklidisch flach gewechselt hat. Aber die Masse ist sicher nicht später hinzugekommen. Wie denn auch?
Meine Frage: Wieso sollen höhere Dichte (Materie/Raum) und höhere Startmassen der SL das Wachstum ebensolcher nicht beschleunigt haben?
Gruß Hirschi
 

Kosmo

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Meine Frage: Wieso sollen höhere Dichte (Materie/Raum) und höhere Startmassen der SL das Wachstum ebensolcher nicht beschleunigt haben?
Gruß Hirschi
Ich glaube nicht, dass der User ausschließt, dass das Wachtum dadurch beschleunigt werden kann, sondern dass das beschleunigte Wachstum ausreichen würde, diese massiven Objekte zu erklären. Der Meinung bin ich übrigens auch. Ich hatte die bereits genannte Hypothese mit der starken Konzentration der dunklen Materie im Blick. Die Cranktheorie (ist es überhaupt eine Cranktheorie oder gibt es auch ernstzunehmende Überlegungen?), dass Quasare wesentlich näher zu uns liegen, würde aber auch passen. :D
 

Alex74

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Noch ein Argument dagegen, daß die Wachstumsphase dieser SL in der Zeit nach dem Weltlater 300.000 Jahren (aber vor der Reionisierung) stattfand:
Die Reionisierung fand erst ab etwa 150 mio. Jahre nach dem Urknall statt.
Ein so brachiales Wachstum von - für ein solches SL - also gut 5-10 Sonnenmassen pro Jahr hätte ringsum alles restlos freigepustet und den Wasserstoff bereits in dieser Phase reionisiert; hat er aber nicht.

Sind diese SL aber in der Phase um 500-1000 Millionen Jahren derart gewachsen, was 1-2 Sonnenmassen pro Jahr entspricht, so haben wir als Ergebnis das, was wir als Quasar ja auch beobachten. Der pustet zwar auch, aber Sterne gibt es ja auch schon länger nun, und er muß ja nicht dauerhaft aktiv sein; Akkretion von Materie, zerstrahlen und schlucken dieser und neues Ansammeln könnten sich ja pulsartig abspielen. Das könnte erklären wieso scheinbar nicht alle damaligen Galaxien aktiv sind; Anzeichen für vergangene Tätigkeit scheinbar ruhiger, junger Galaxien gibt es ja.

Evtl. gibt es also zwei Typen solcher massiver SL; Nachzügler die erst als Quasar über viele Millionen Jahre wuchsen, und solche die schon (fast) mit dem Urknall oder der Inflation entstanden. Ob letztere überhaupt möglich sind kann ich nicht belegen, aber ich gebe zu daß der Gedanke reizvoll ist.

Gruß Alex
 

Bernhard

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Ok, ich weiß nicht wann der Raum zwischen geschlossen und euklidisch flach gewechselt hat.
Gemäß Standardmodell, soviel ich weiß, gar nicht. Dort gibt es einen dimensionslosen Parameter k, der nur die Werte -1, 0, 1 annimmt und dann über die prinzipielle Geometrie vom Urknall bis t -> infty entscheidet. 0 steht dabei für euklidisch, 1 für ein geschlossenes Universum und -1 für eine hyperbolische Geometrie (s.a.)
MfG
 

sirius3100

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Wenn man die Dunkle Energie mit einbezieht war das Universum aber wirklich mal geschlossen, ist jetzt flach und wird sich in Zukunft zu einer hyperbolischen Geometrie entwickeln.
Das ist ja auch der Ansatzpunkt für Zweifel an der Dunklen Energie: Warum sollten wir zufällig gerade zu der Zeit Leben an der das Universum (mit der messbaren Genauigkeit) flach ist!

(so hab ich das zumindest bisher verstanden)
 
Zuletzt bearbeitet:

MGZ

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Wenn man die Dunkle Energie mit einbezieht war das Universum aber wirklich mal geschlossen, ist jetzt flach und wird sich in Zukunft zu einer hyperbolischen Geometrie entwickeln.
Das ist ja auch der Ansatzpunkt für Zweifel an der Dunklen Energie: Warum sollten wir zufällig gerade zu der Zeit Leben an der das Universum (mit der messbaren Genauigkeit) flach ist!

(so hab ich das zumindest bisher verstanden)

Das Universum ist nach heutigen Messungen flach und war es auch immer. Wenn ich mich richtig erinnere, schließen die Messungen der Hintergrundstrahlung einen lokalen Krümmungsradius von weniger als 77 Giga-ly aus.
Die Dunkle Energie wurde eingeführt, um zu erklären, warum das Universum beschleunigt expandiert. Allerdings erklärt sie tatsächlich auch, warum das Universum flach sein kann. Vielleicht unterliegt das Universum auch Zwangsbedingungen, die es in flache Form bringen, und die DE wäre dabei eine Art Spannungsenergie des Raumes.
 

sirius3100

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Ich dachte dass aus der zeitlich konstanten Energiedichte der dunklen Energie folgt dass sich die Geometrie des Universums ändert da sich damit ja der Gesamtenergie-Inhalt ändert (wobei ich mit der Gesamtenergie des Universums eh so meine Probleme habe: Selbst wenn man die dunkle Energie weglässt stimmt ja aufgrund des (t)^(1/4)-Verhaltens der Strahlungsenergiedichte die Energieerhaltung ja nicht wirklich da der Raum ja nur mit (t)^3 größer wird).
 

Bernhard

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Hallo Sirius,

der "springende Punkt" ist hier wirklich die kosmologische Konstante. Die macht es zumindest im Modell möglich auch ein euklidisches Universum beschleunigt expandieren zu lassen. Das genaue zeitliche Verhalten des Skalenfaktors wird dabei durch die Friedman-Gleichungen beschrieben.
Gruß
 

Bernhard

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...da sich damit ja der Gesamtenergie-Inhalt ändert...
Ich denke, genau das ist halt nicht richtig. Ein euklidisches Universum ist schon per Definition unendlich groß und bei konstanter Energiedichte der dunklen Energie ergibt das eine Gesamtenergie von ebenfalls unendlich. Das, was sich ändert ist nur die Skalierung der Abstände.
 

MGZ

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Ich denke, genau das ist halt nicht richtig. Ein euklidisches Universum ist schon per Definition unendlich groß und bei konstanter Energiedichte der dunklen Energie ergibt das eine Gesamtenergie von ebenfalls unendlich. Das, was sich ändert ist nur die Skalierung der Abstände.

Im Prinzip kann auch ein euklidisches Universum endlich und randlos sein. Man denke nur an Pacman, der misst sicher keine Raumkrümmung.
 
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