Herschel: Riesige Trümmerscheibe um q1 Eridani

astronews.com Redaktion

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Um den der Sonne nicht unähnlichen Stern q1 Eridani haben Astronomen mit Hilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Herschel eine Trümmerscheibe entdeckt, die etwa doppelt so groß und rund 1.000 Mal massereicher ist als der Kuipergürtel in unserem Sonnensystem. Ihre Entstehung ist den Wissenschaftlern bislang ein Rätsel. (14. September 2010)

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Hirschi

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Huhu :)
Selbst auf die Gefahr hin, mich als Unwissenden zu outen (Was ich aber auch bin :D ) : Geht man beim Q1 Eridani System von der gleichen Entstehung aus wie bei unserem Sonnensystem? Vielleicht war unsere Entstehungs-SN größer und das resultierende SL hat mehr Materie akkretiert.
Hat Q1 Eridani auch eine "Oortsche Wolke"?
Ich mein, 1000 mal mehr Masse ist natürlich ne Hausnummer aber vielleicht ähneln sich die Systeme Sonne und Q1 nicht nur beim Zentralstern, sondern auch in der Gesamtmasse, bloß dass sie verschieden verteilt sind abzüglich der höheren Akkretion bei unserem System.

Gruß
Hirschi
 

Bynaus

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Vielleicht war unsere Entstehungs-SN größer und das resultierende SL hat mehr Materie akkretiert.

Du scheinst einem Irrtum zu unterliegen, dem man gelegentlich begegnet. Die Supernova, die an der Enstehung unseres Sonnensystems beteiligt war, war weit weg (mindestens ein paar Lichtjahre, viel in einem Sternhaufen) und hat tausende von Sternsystemen beeinflusst / mit frisch synthetisiertem radioaktivem Material versorgt. Sie hat keine direkte Beziehung zu unserem Sonnensystem. Der Grossteil der Materie in unserem Sonnensystem (~99%) stammt jedoch nicht aus Supernovae, sondern wurde in Riesensternen früherer Sterngenerationen synthetisiert.
 

Hirschi

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Huhu :)
Danke Bynaus, ich war tatsächlich der Meinung "große SN, wir sind der Rest".
Dazu aber mal noch ein paar Verständnisfragen.
Enstehen Elemente > Fe nur in Supernovae?
Was wurde aus den von Dir erwähnten Riesensternen (< 3 Sonnenmassen nehm ich an)? Sollten die nicht auch zu SL oder zumindest Pulsaren werden?
Q1 Eridani ist ja nun auch ca 3,5 mal so jung wie unser System. Eventuell verleiben sich ja noch die Gasriesen einen Teil der Materie ein, bis hin zum Fusionsstart. Vielleicht lieg ich ja da auch wieder falsch in Grundsatzfragen aber in vollstem Vertrauen in Dein Wissen und Deinen Korrekturwillen :) verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen
Hirschi
 

jonas

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Hi Hirschi
Enstehen Elemente > Fe nur in Supernovae?
Diese Frage übernehme ich jetzt mal schnell. Antwort: Nein

Elemente > Fe entstehen z.B. auch im sogenannten S-Prozess. "S" steht hier für "slow", also langsam, im Gegensatz zum R-Prozess, bei dem "R" für rapid, also schnell, steht.

Wiki sagt dazu:
Der s-Prozess läuft hauptsächlich in Sternen ab, die sich im asymptotischen Riesenast des Hertzsprung-Russell-Diagramms befinden [also Roten Riesen, Anm. von mir]. Dies sind Sterne mit Durchmessern vom Tausendfachen des Sonnendurchmessers, in deren Kern Wasserstoff- und Heliumbrennen bereits zum Erliegen gekommen sind und in einer Schale um den Kern Helium zu Kohlenstoff fusioniert wird, im so genannten Schalenbrennen. In ihnen kommt es auch zu Fusionsreaktionen, die Neutronen freisetzen.

In Super Novae findet nach aller Wahrscheinlichkeit der R-Prozess statt:
Er ist ein Neutroneneinfangprozess, der bei hohen Neutronen-Dichten und Temperaturen abläuft, im Gegensatz zum langsamen s-Prozess. Dabei werden durch einen hohen Neutronenfluss instabile neutronenreiche Atomkerne aufgebaut, die rasch zu stabilen neutronenreichen Kernen der schweren Elemente von Eisen bis Blei sowie den instabilen langlebigen Isotopen von Bismut, Thorium, Uran und Plutonium zerfallen.
 

Bynaus

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*jonasbeitragunterschreib*

Hirschi schrieb:
Was wurde aus den von Dir erwähnten Riesensternen (< 3 Sonnenmassen nehm ich an)?

"Riesensterne" bezeichnet nicht die Masse oder Grösse, sondern ihre Position im Hertzsprung-Russel-Diagramm. Riesen bilden sich (grob gesagt) am Ende der Lebenszeit von Hauptreihensternen - auch die Sonne wird mal zum Riesen, in etwa 6-7 Mrd Jahren.

Die Sache mit den 3 Sonnenmassen ist ein weiterer verbreiteter Irrtum. Schwarze Löcher bilden sich nicht aus Sternen mit über 3 Sonnenmassen, und Neutronensterne nicht aus Sternen mit über 1.4 Sonnenmassen. Richtig ist das nur für die Kernmassen der betroffenen Sterne. Die Hülle (der nicht Kernfusion betreibende Teil des Sterns, der einen Grossteil der Gesamtmasse des Sterns ausmacht) wird ja nach der Riesenphase abgeworfen. Grob könnte man sagen, dass Sterne bis ~8 Sonnenmassen am Ende ihres Lebens Weisse Zwerge bilden, Sterne darüber bilden Neutronensterne, und erst ab ca. ~25 Sonnenmassen kann der Kern wirklich 3 Sonnenmassen schwer werden und ein Schwarzes Loch bilden.

Q1 Eridani ist ja nun auch ca 3,5 mal so jung wie unser System. Eventuell verleiben sich ja noch die Gasriesen einen Teil der Materie ein, bis hin zum Fusionsstart.

Es gibt kein Gas mehr in dieser Scheibe, die Planetenbildung ist da längst abgeschlossen. Und soooo massiv ist die Scheibe dann auch wieder nicht. Zusammengenommen dürften das höchstens ein paar Erdmassen sein. Der Ring dehnt sich - gemäss dem Preprint, der unten im Artikel verlinkt ist - etwa von ~40 bis 85 AU aus. Das ist nicht unähnlich zu unserem System, wo sich der Kuipergürtel von 30 bis 50 AU ausdehnt. Wie Neptun beim Kuipergürtel, könnte auch diese Scheibe noch einen weiteren, bisher unbekannten Planeten an der "Innengrenze" (bei ~40 AU) enthalten.
 
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