Projekt Orion

mac

Registriertes Mitglied
Hallo KevinS,

wir wollen bei euch bloß unser neues Raumschiff starten." Es könnte ja was "schief" gehen und das mit Atombomben beladene Schiff Detoniert, Pustet die ganze "Konkurenz" weg.
wer so etwas kann, hat im Prinzip auch ohne ein solches Raumschiff, kein prinzipielles Problem mit dem 'wegpusten'.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

Oooch. ;) Naja. Mit Spaltbomben und vom Erdboden aus, nur wenns unbedingt sein muss. Fusionsbomben, und von der Mondoberfläche aus, das wär doch was...
:)



Der Unterschied wäre, dass man Atombomben auch zu friedlichen Mitteln bauen könnte.
ja, wobei ich bezweifle, daß man das Bauen der Atombomben, egal ob mit oder ohne diese Raumschiffe verhindern kann.



Ich weiss nicht, wie etwa Israel auf das "friedliche Raumfahrtprogramm zur Erforschung des Sonnensystems durch die islamische Republik Iran mittels Pulsed Plama Propulsion" reagieren würde...
äußerst nervös. Was ich sogar nachvollziehen kann, selbst wenn man den Bau des Rauschiffs, als Geste des guten Willens, einfach wegläßt. ;)

Herzliche Grüße

MAC
 

Martin

Registriertes Mitglied
Es gab ja durchaus mal zivile Programme zur Nutzung von Kernsprengsätzen in Ost un West, einschließlich von Tests. In der UdSSR z.B. der Test "Chagan" (140kt, 1965), in den USA der Test Sedan (104kt, 1962). Der letztere ist wohl auch ganz bekannt, da er einen Krater erzeugte, welcher herangezogen wurde um zu belegen, das viele Krater auf der Erde und dem Mond vom Impakten her stammen. Da gibt es denke ich auch eine Doku bei der Shoemaker an diesem Krater interviewt wird.
Man dachte bei der zivilen Nutzung unter anderem an Massenbewegungen (Hafen- und Kanalbau, da gab es auch mal deutsche Ideen für Ägypten), Rohstoffgewinnung und eben Raumschiffantriebe. Gerüchteweise soll man für Orion auch einen Test bei der Operation Tumbler-Snapper (Testserie 1955) durchgeführt haben, aber das ist wohl falsch. Es gab nur kleine nichtnukleare Test für Orion.
Die für Orion vorgesehenen Bomben waren auch nicht groß, dafür zahlreich. Die vorgesehene Sprengkraft lag bei 0.1kt bis 20 kt. Beim Start sollte eine 0.1kt Bombe pro Sekunde detonieren, nach einer Weile sollte die Frequenz gesenkt werden und die Srengkraft zunehmen auf 20kt aller 10 Sekunden.
Die ganze Geschichte im Detail gibts hier: http://www.astronautix.com/articles/probirth.htm
 

frontloop

Registriertes Mitglied
Der Orion Antrieb kommt erst, wenn Morgan Freeman Präsident der USA ist (Deep impact) ... oder war es in Armageddon? *g*

So, nun ist "Morgan Freeman" US-Präsident. Wie geht's weiter?

Mich würde eine Sache interessieren. Reicht dieses bisschen Materie aus um eine Druckwelle zu erzeugen. So eine Bombe besteht aus wenigen Kilogramm Metall oder was auch immer. Innerhalb der Atmosphäre ist es verständlicher, da die Luft um die Detonation herum sehr stark komprimiert wird und diese ganze Luftmasse alles um sich herum wegfegt. Aber im Vakuum wäre zwischen dem Raumschiff und der Bombe nichts da was man unter Druck setzen kann. Reichen da wirklich diese paar Kilogramm um genügend Plasma zu erzeugen?
 

frontloop

Registriertes Mitglied
Beim Start sollte eine 0.1kt Bombe pro Sekunde detonieren, nach einer Weile sollte die Frequenz gesenkt werden und die Srengkraft zunehmen auf 20kt aller 10 Sekunden.

Warum eigentlich werden beim Start kleinere Bomben verwendet? Physikalisch gesehen spielt doch die Geschwindigkeit keine Rolle. Diese ist ja sowieso relativ. Wo ist der Unterschied, ob ich zuerst die 0.1 kt zünde und dann die 20 kt oder umgekehrt?
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo frontloop,

willkomen im Forum.

Mich würde eine Sache interessieren. Reicht dieses bisschen Materie aus um eine Druckwelle zu erzeugen. So eine Bombe besteht aus wenigen Kilogramm Metall oder was auch immer. Innerhalb der Atmosphäre ist es verständlicher, da die Luft um die Detonation herum sehr stark komprimiert wird und diese ganze Luftmasse alles um sich herum wegfegt. Aber im Vakuum wäre zwischen dem Raumschiff und der Bombe nichts da was man unter Druck setzen kann. Reichen da wirklich diese paar Kilogramm um genügend Plasma zu erzeugen?
das sind eine ganze Menge, nicht einfach aus dem Ärmel zu beantwortende Fragen.

Ich beschränke mich erst mal nur auf den übertragbaren Impuls.


den Anteil der frei werdenden kinetischen Energie, der durch Impulsübertragung zum Antrieb beitragen kann, kann man sicher ziemlich gut errechnen. Sowas müßte ich aber erst mit viel Zeitaufwand zusammentragen, deshalb schätze ich ihn hier mal zu 1/10 der gesamten kinetischen Energie.

Die Gesamtenergie beträgt 204 MeV pro Kernspaltung
davon gehen
167 Mev in die kinetische Energie der beiden Spaltfragmente
5 MeV in die kinetische Energie von Neutronen
Den Rest (32 MeV) lasse ich einfach mal weg, ebenso den Neutronenanteil. Die bringen nicht genug, um in meiner groben Schätzung die dafür (für mich) dann nötige Arbeit zu rechtfertigen.

Wenn ich annehme, daß beide Spaltfragment gleich schwer sind (Atomgewicht 118) dann ergibt sich daraus eine (relative) Geschwindigkeit von 1,17E4 km/s für jedes Spaltfragment
Aus
V = Wurzel(2*Wkin/m)
und
1,6E-19 Joule = 1 Elektronenvolt (eV)
mit
V=Geschwindigkeit in Meter pro Sekunde
m = Masse in kg, hier: 118 * 1,67E-27 kg
Wkin = kinetische Energie in Joule, hier: 1,6E-19 J/eV * (167 MeV /2)
1MeV = 1.000.000 eV
m = Masse in kg
ergibt sich
V = 11700 km/s


Der Energieinhalt von 1 kT TNT wird mit 4,2E12 Joule angegeben. Mit den 204 MeV pro Spaltung ergeben sich daraus:
4,2E12 J / (1,6E-19 J/eV * 204.000.000 eV) = 1,29E23 Kernspaltungen mit doppelt so vielen Spaltfragmenten. Also eine Masse von 1,29E23 * 2 * 118 * 1,67E-27kg = 5,07E-2 kg.
Bei der oben errechneten Geschwindigkeit hat diese Masse einen Impuls von
11,7E6 m/s * 5,07E-2 kg = 5,9E5 kg m / s

Nehmen wir an, solch ein Raumschiff wiegt 10000t und 1/10 (man kann das Ausrechnen, aber ich müßte erst noch lernen wie, deshalb nur diese sehr grobe Schätzung) des Impulses kann übertragen werden, dann würde ein 1kT-‚Treibsatz‘ dieses Schiff über die Impulserhaltung
m1 * v1 = m2 * v2
um
v1 =1/10 * (5,9E5kg*m/s) /1E7kg = 5,93E-2 m/s
beschleunigen.

Kommt mir etwas wenig vor, ich müßte aber erst mal raussuchen, wieviel ein solcher ‚Treibsatz‘ heutzutage wiegt. Das kannst Du aber auch und nachrechnen ob ich irgendwo noch einen groben Schnitzer drin hab‘ auch.

Herzliche Grüße

MAC

Verwendete Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernspaltung
http://de.wikipedia.org/wiki/Proton
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenvolt
http://de.wikipedia.org/wiki/TNT
und eigenes Gedächtnis
 

frontloop

Registriertes Mitglied
Warum eigentlich werden beim Start kleinere Bomben verwendet? Physikalisch gesehen spielt doch die Geschwindigkeit keine Rolle. Diese ist ja sowieso relativ. Wo ist der Unterschied, ob ich zuerst die 0.1 kt zünde und dann die 20 kt oder umgekehrt?

Jetzt hatte ich die Erleuchtung.

Damit ist der Start vom Boden gemeint! :eek: Man man man, da muss man es aber wirklich nötig haben weg zu kommen.

Soetwas sollte erst im Weltraum zusammengebaut werden.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Naja, ist sicher nicht ideal. Aber anderseits ist es auch nicht wirklich dramatisch. Die untersten Bereiche der Atmosphäre (die Troposphäre) sind sehr schnell überwunden. Weiter könnte man von einem der Pole starten, wo die Atmosphäre dünner (weniger hoch), die Tropopause tiefer, und das Magnetfeld so ausgerichtet ist, dass der Grossteil der entstehenden Ionen von der Erde weggeleitet werden. Wenn der Start irgendwo auf einer kanadischen Arktisinsel stattfindet, dürften die Auswirkungen auf den Rest der Menschheit relativ gering sein.

Aber du hast schon recht: heute ginge das wohl einfach nicht mehr. Aber wie weiter oben erwähnt, man kann die Dinger im Prinzip auch auf dem Mond zusammenbauen und von dort aus starten. Oder aber, man baut einen Orion-Antrieb, der mit "sauberen" Bomben arbeitet, also reinen Fusionsbomben (ohne Fissions-Trigger). Solche gibt es aber bisher nicht (vielleicht zum Glück - sonst wäre die Hemmschwelle, solche Waffen auch in Konflikten einzusetzen, sehr viel tiefer).
 

frontloop

Registriertes Mitglied
@mac

Danke für die Schlaumachung! Viel mitrechnen kann ich da nicht.

Kommt da jetzt 6 cm/s Geschwindigkeitssteigerung bei einer Sprengladung?

Dann wäre es das, was ich mir auch vorgestellt hätte ;-)
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
@Mac: Ein grosser Teil der Arbeit über die eigentlichen Bomben ist ja (IIRC) immer noch geheim, aber ich glaube, u.a. ging es da um nukleare Richtladungen (heikel weil man das Zeugs auch für Bunker-Buster etc. brauchen kann), dh, der Anteil der freiwerdenden kinetischen Energie, die auf den Antrieb übertragen werden kann, beträgt im Idealfall 50%.
 

frontloop

Registriertes Mitglied
Je nach Stabilität der Materialien kann auch die Form der Abfangplatte optimiert werden.

impuls2.gif


impuls1.gif
 

Kibo

Registriertes Mitglied
Guten Morgen,

Hier mal eine moderne Version von Projekt Orion mit relativ sauberen Mikrofusionsbomben und Magnetfeldschild.
Zu lesen auf NBF.

da ich es anscheinend vergessen habe:
ich wünsche ein frohes neues Restjahr!
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Ich schreibe jetzt mal hier weiter zu Projekt Orion / Radioaktivität etc., im Pluto-Thread ist das ganze etwas ausser Kontrolle geraten. Ich knüpfe hier an die Antworten auf meinen Post dort an.

Zuerst @pane:

Darum ist ja alles um Tschernobyl verseucht, wegen den Alpha-Strahler, die dort im Boden, und damit in Pflanzen und Tiere sind.

Nö. Die wichtigsten radioaktiven Isotope in Tschernobyl sind Cäsium-137 und Strontium-90. Beides sind Beta-Strahler. Beide sind deshalb problematisch, weil sie wegen ihrer chemischen Ähnlichkeit zu Kalium bzw. Kalzium in Knochen eingebaut werden können und so zu Blutkrebs (Leukämie) führen können. Kühe sollte man dort also nicht weiden lassen, zumindest so lange man vorhat, ihre Milch zu trinken.

Ginge es nur nach der Abschirmung, wären Neutrinos das Gefährlichste überhaupt.

Es geht um das Produkt von Abschirmung und Teilchenenergie. Neutrinos sind nahezu masselos und deshalb ungefährlich. Die meisten Alpha-Strahler senden zwar massive Teilchen (eben Alphas) aus, aber auch im Körperinnern ist der "Aktionsradius" von solchen massiven Teilchen sehr beschränkt auf ein paar Millimeter. Zudem haben viele (nicht alle) Alpha-Strahler sehr lange Halbwertszeiten und so ist die Anzahl Zerfälle im Körper ebenso reduziert. Nicht so bei Betas: geringere Abschirmung und kürzere Halbwertszeiten sorgen dafür, dass deren Radiotoxizität in der Regel höher ist.

@zardoz:

Selbst wenn. Es ging darum, dass im Prinzip alles strahlt. Meine Grundaussage war, ...

Ich stimme mit deiner Grundaussage überein. Nicht ganz alles strahlt, aber sehr vieles, aber das allermeiste davon auf einem extrem niedrigen Niveau. Die meisten Menschen können aber z.B. kaum glauben, dass es Gegenden auf der Erde gibt, in denen die natürliche Hintergrundstrahlung stärker ist als im Unfallgebiet von Fukushima - und dass die Menschen dort friedlich und gesund vor sich hinleben.

Das gilt so lange, wie zwischen nuklearem Plasma und den hydraulischen Stossdämpfern Vakuum vorhanden ist. Aber irgendwann wird das sehr heiße Plasma ja Kontakt aufnehmen mit den Stossdämpfern.

Nein, denn dazwischen ist der Schild. Da kommt das Plasma nicht durch und er ist viel zu gross und massiv, als dass er sich durch die Explosionen so stark erhitzen würde, dass die Wärmeleitung den Stossdämpfern irgendwie gefährlich werden könnte. Die leichte Ablation des Schildes hilft sogar noch bei der Kühlung.

Sie wussten mit Sicherheit wie man Wasserstoffbomben baut.

Nicht nur das - sie wussten auch sehr genau, welche Auswirkungen Wasserstoffbomben und andere Kernwaffen auf Materialien etc. haben - das war schliesslich ihr Job! Das Ziel einer Kernwaffe ist ja nicht, einen besonders schönen Pilz an den Himmel zu zeichnen, sondern die Zerstörung von militärischen Zielen.

Hydraulikflüssigkeit verdampft bei der Hitze.

Dann rechne doch mal vor, wenn du denkst, dass du zu einem anderen Schluss kommen wirst als die Physiker selbst...

Wer Recht hat (und ich hoffe ich habe Unrecht) wird sich nur bei einem Test zeigen.

Nein. Die Frage wurde sehr eingehend studiert, simuliert, es wurden Tests durchgeführt, die Teilaspekte des Problems ausprobierten. Es gibt keinen Grund, warum man vermuten sollte, dass es nicht funktionieren würde. Die Sorge dass die Bomben irgendwie das Raumschiff sprengen/schmelzen würden, gehörte nie zu den Hauptsorgen der involvierten Experten. Das einzige Problem mit den Bomben, von dem man dachte, dass man es nur durch Experimente herausfinden könnte, war, dass die Turbulenz des Plasmas in Kombination mit dem ablatierten Schildmaterial so zusammenwirken könnte, dass der Schild schneller ablatiert wird als geplant - heute liesse sich das durch entsprechend fortschirttliche Simulationen testen (siehe unten).

Der englische Wikipedia-Artikel hat dazu eine Reihe von Informationen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Project_Orion_%28nuclear_propulsion%29#Potential_problems schrieb:
Exposure to repeated nuclear blasts raises the problem of ablation (erosion) of the pusher plate. Calculations and experiments indicated that a steel pusher plate would ablate less than 1 mm, if unprotected. If sprayed with an oil would not ablate at all, this was discovered by accident; a test plate had oily fingerprints on it and the fingerprints suffered no ablation. The absorption spectra of carbon and hydrogen minimize heating. The design temperature of the shockwave, 67,000 °C, emits ultraviolet light. Most materials and elements are opaque to ultraviolet especially at the 340 MPa pressures the plate experiences. This prevents the plate from melting or ablating.

One issue that remained unresolved at the conclusion of the project was whether or not the turbulence created by the combination of the propellant and ablated pusher plate would dramatically increase the total ablation of the pusher plate. According to Freeman Dyson in the 1960s they would have had to actually perform a test with a real nuclear explosive to determine this; with modern simulation technology this could be determined fairly accurately without such empirical investigation.

Another potential problem with the pusher plate is that of spalling—shards of metal—potentially flying off the top of the plate. The shockwave from the impacting plasma on the bottom of the plate passes through the plate and reaches the top surface. At that point spalling may occur damaging the pusher plate. For that reason alternative substances, plywood and fiberglass, were investigated for the surface layer of the pusher plate and thought to be acceptable.

If the conventional explosives in the nuclear bomb detonate but a nuclear explosion does not ignite, a dud, shrapnel could strike and potentially critically damage the pusher plate.
 

Dgoe

Gesperrt
Ja, da stehts doch, sagst Du selbst. Man ist sich nicht sicher, dass das Material das aushält, so zusammengefasst. Ob es zu schnell abgetragen wird, Öl und Fiberglas helfen, oder 'Fehlzündungen' partiellen Schaden anrichten können, man weiß es nicht genau, getestet wurde dies nicht.

Gruß,
Dgoe
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Gewisse Dinge sind nicht ganz klar, ja. Aber von der "Hitze" der der "Wucht" der Explosion ist da aber - erwartungsgemäss - nirgends die Rede. Wenn die Abtragung grösser ist als gedacht (das Öl auch nichts hilft) macht man eben den Schild dicker.
 

Dgoe

Gesperrt
Wenn die Abtragung grösser ist als gedacht (das Öl auch nichts hilft) macht man eben den Schild dicker.
Ok, nur wenn die Abtragung/Ablation viel zu schnell geht? Nach ein paar Stunden oder Tagen die Hälfte weg?

Wenn die gigantische nötige Masse für eine längere Reise zu schwergewichtig und damit zu träge wäre, so dass es sich nicht mehr günstig rechnen lässt?
Immer dicker und dicker geht ja wohl nur bis zu gewissen Grenzen. Aber ok, für ein one way ticket reicht es vielleicht dann doch evtl.

Gruß,
Dgoe
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Ok, nur wenn die Abtragung/Ablation viel zu schnell geht? Nach ein paar Stunden oder Tagen die Hälfte weg?

Wie gesagt: die Lebensdauer der Stossplatte (des Schildes) war eine offene Frage. Hitze oder Strahlung war nie ein Problem, wie hier behauptet wurde.

Aber rechnen wir doch mal nach. Angesichts der beobachteten Fakten: 1 mm Ablation einer Stahlplatte pro Bombe, 0 mm bei einer gefetteten Stahlplatte, scheint mir eine maximale Ablation in einer ähnlichen Grössenordnung realistisch. Schliesslich erreicht die Platte nur eine bestimmte Energiemenge, und diese Energie muss ausreichen, um die ablatierten Stücke von der Platte loszureissen. Die Energie in den befürchteten "Turbulenzen" muss ja letztlich auch woher kommen. Bei einer 0.15 kT Bombe (= 0.15 * 4.2 * 10^12 J), die in 100 m Abstand explodiert, sind das maximal 5 MJ/m^2. Für Stahl habe ich online eine Verdampfungs-Enthalpie von 6.8 MJ/kg gefunden, dh, pro Quadratmeter verdampft höchstens ein 5/6.8 kg (wenn der Stahl bereits kurz vor dem Siedepunkt steht). Bei einer Dichte von 8 g/cc sind das etwa 90 cc oder 9 mm. Das ist im absolut "idealen" Fall, wo alle Energie der Bombe vollständig in die Verdampfung des Stahls geht, nichts reflektiert oder abgestrahlt wird (letzteres besonders unrealistisch) und der Stahl bereits superheiss ist (hier muss man bedenken dass die Erwärmung nur sehr kurzzeitig ist und danach vergleichsweise "viel Zeit" - 3 Sekunden - zur Abkühlung zur Verfügung stehen). Mehr Energie ist schlicht nicht vorhanden, und schneller als 9 mm/Bombe (unter den genannten Bedingungen: 0.15 kt, 100 m Abstand) kanns darum nicht gehen (sofern der Stahl gut genug ist, dass keine grossen Stücke rausbrechen).

Bei einer Bombe pro 3 Sekunden (in etwa das, was man für 1 Ge Beschleunigung braucht) sind das etwa 850 Bomben für eine Beschleunigung auf 25 km/s (das Pluto-Szenario). Das wären dann ca. 7 m pro Beschleunigungsphase, was tatsächlich sehr viel wäre (aber wie gesagt: das ist ein absolutes, energielimitiertes Maximum). Die projektierte Dicke der Platte bei 1000 Tonnen Masse und 40 m Durchmesser beträgt nur gerade ca. 1 m. Mit anderen Worten, wenn die Platte am Ende der vier Beschleunigungsphasen (= Rückkehr in den Erdorbit) noch zur Hälfte vorhanden sein soll, dann dürfen pro Bombe nicht mehr als 0.5 m / (4 * 850) = 0.15 mm davon abgetragen werden.
 

Dgoe

Gesperrt
(sofern der Stahl gut genug ist, dass keine grossen Stücke rausbrechen).
Hallo Bynaus,

möglicherweise ist aber kein Stahl gut genug, Stücke brechen ab, zerbröselt irgendwann...
Die Abtragung habe ich mir tatsächlich wesentlich schwerwiegender vorgestellt.
Der ausgeübte Druck kommt doch sehr plötzlich, ich stelle mir vor, dass die Hydraulik viel zu träge ist, um zu reagieren; die Stoßwelle (innerhalb des Schiffes) die Dämpfer überspringt und für unangenehmen Reisekomfort sorgt. Die magnetische Variante klingt viel besser, funktioniert die theoretisch denn?

Was ist mit den lasergesteuerten Fusionsbömbchen, ist das Zukunftsmusik?

Gruß,
Dgoe
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

Registriertes Mitglied
möglicherweise ist aber kein Stahl gut genug, Stücke brechen ab, zerbröselt irgendwann...

Da sind wir wieder bei der Spekulation...

Der ausgeübte Druck kommt doch sehr plötzlich, ich stelle mir vor, dass die Hydraulik viel zu träge ist, um zu reagieren; die Stoßwelle (innerhalb des Schiffes) die Dämpfer überspringt und für unangenehmen Reisekomfort sorgt.

Die Hydraulik muss nicht "reagieren", das ist ein völlig passives System. Da ist eine 1000 Tonnen schwere Platte mit 40 m Durchmesser, die da plötzlich mit einigen 10 m/s auf das Raumschiff zugeflogen kommt - da kann die Hydraulik gar nicht anders, als zu reagieren. Die Stosswelle kann die Dämpfer nicht "überspringen" weil es schlicht keine andere Verbindung zum Rest des Schiffes gibt.

Die magnetische Variante klingt viel besser, funktioniert die theoretisch denn?

Ja, sie klingt viel besser. Die klassiche Orion ist furchtbar ineffizient, aber das kann man sich quasi "leisten" und immer noch enorm viel rausholen, weil einfach so viel Energie insgesamt zur Verfügung steht. Umso mehr könnte man rausholen, wenn man das ganze Design optimiert. Aber dann ist das natürlich keine "quick and dirty"-Mission mehr (wie im ursprünglichen Szenario gefordert), sondern ein richtiges Entwicklungs-Programm für eine Raumflotte. "Theoretisch" funktioniert ja viel, die Frage ist einfach, wie viele offene Fragen man gewillt ist zu akzeptieren. Ein Stichwort dazu ist Mini Mag Orion.

Was ist mit den lasergesteuerten Fusionsbömbchen, ist das Zukunftsmusik?

Siehe z.B. hier: http://www.nature.com/news/laser-fusion-experiment-extracts-net-energy-from-fuel-1.14710 oder (falls du zum ersten Artikel keinen Zugang hast) hier: http://www.bbc.com/news/science-environment-24429621

Man kann also heute Fusionsladungen mit Lasern zünden und mehr Energie rausbekommen als man reingesteckt hat - unter kontrollierten Bedingungen. Bevor daraus ein Fusions-Orion wird, wird noch einige Zeit vergehen. Da gibt es andere Fusions-Antriebs-Konzepte, die in näherer Zukunft realisiert werden könnten.
 

Dgoe

Gesperrt
Vielen Dank für die Links, denen gehe ich gerne noch nach, aber vorab:
Die Platte ist also platt, eben. Die Explosion ist aber punktförmig radial, trifft die Platte in der Mitte also heftiger, als zu den Rändern hin. Könnte sie trotz der Dicke nicht auch brechen? Einem überdimensionalen Kung-Fu-Schlag gleich? Höhlt sie sich in der Mitte stärker aus per Ablation?

Natürlich spekuliere ich nur, was soll ich denn sonst machen? Zum nächsten Schrottplatz gehen und 800 Atombomben zünden, um zu sehen, wie das Zeug darauf reagiert?
Ja, ich weiß, ist nicht vergleichbar, war auch nur ein Scherz.

Die Hydraulik hat doch aber irgendwie eine Führung und Hülse, starre Befestigung, gibt es darüber eine Verbindungsmöglichkeit für die Druckwelle, wenn auch relativ gering?

Gruß,
Dgoe
 
Oben