Astronomen entdecken riesigen "Leerraum" im Universum

Raumgleiter

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http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,501791,00.html

Aus dem Artikel:

"James Condon vom National Radio Astronomy Observatory erklärte, es könne sich auch um eine statistische Laune der Natur handeln. Wahrscheinlicher sei aber, dass es sich tatsächlich um ein gigantisches Loch handle."

Wär ein solcher "statistischer Ausreißer" nicht äußerst unwahrscheinlich? Eine Ausdehnung von einer knappen Milliarde LJ ist im Verhältnis zur Größe des sichtbaren Universums meiner Meinung nach recht erstaunlich...

Ich bin gespannt, ob man einen Mechanismus hinter der Entdeckung erkennen und verstehen wird.
 
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Bynaus

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Wär ein solcher "statistischer Ausreißer" nicht äußerst unwahrscheinlich? Eine Ausdehnung von einer knappen Milliarde LJ ist im Verhältnis zur Größe des sichtbaren Universums meiner Meinung nach recht erstaunlich...

Das Sichtbare Universum hat einen Durchmesser von knapp 100 Milliarden Lichtjahren, also insgesamt etwa 1.5 Milllionen Milliarden (oder 1.5 Billiarden) Kubiklichtjahre. Also etwa eine Million mal grösser als der entdeckte Leerraum. Das scheint mir nicht besonders überraschend...

Schon faszinierend, diese gigantische Leere.
 

Toni

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Hallo Raumgleiter,

Du warst etwas schneller als ich! :eek: Vor genau einer dreiviertel Stunde hatte ich nämlich auch solch einen Artikel beim ORF entdeckt, bin dann aber erst mal den dortigen Links gefolgt.

Riesengroßes Loch im Universum

Wär ein solcher "statistischer Ausreißer" nicht äußerst unwahrscheinlich? Eine Ausdehnung von einer knappen Milliarde LJ ist im Verhältnis zur Größe des sichtbaren Universums meiner Meinung nach recht erstaunlich...
Wie wäre es denn mit der Möglichkeit, dass dies das eigentliche Zentrum des Universums ist? :( Praktisch gesehen die Stelle, von der das Universum auseinandergeflogen ist? - Der "Hort" des Urknalls also? - Und wenn nicht "Urknall", dann doch zumindest die Stelle, wo das Vorgänger-Universum seine größte Verdichtung erfuhr?

Vielleicht befindet sich dort mitten drin ja auch ein supergigantisches supermassives Schwarzes Loch, welches nach dem Urknall / nach der größten Verdichtung entstand und mittlerweile diesen Bereich vollkommen leergefressen hat??

Fragen über Fragen ... - aber auf jeden Fall eine hochinteressante Entdeckung, finde ich!

Gespannte Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Wie wäre es denn mit der Möglichkeit, dass dies das eigentliche Zentrum des Universums ist?

Kriecht ein flaches Tierchen über einen farbigen Ballon. Plötzlich findet es eine Stelle, an der etwas weniger Farbe ist als an anderen Stellen. "Hurra", ruft es, "endlich bin ich im Mittelpunkt des Ballons angekommen..."

Im Ernst: wenn sich das Universum von einem Punkt im dreidimensionalen Raum aus ausdehnen würde, wenn es also ein Zentrum gäbe, dann würde man dies an den Bewegungen der Galaxien sehen - sie würden sich dann nicht gleichmässig von uns entfernen, sondern ihre Geschwindigkeit würde von der Richtung, in die wir blicken, abhängen.
 

komet007

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Wär ein solcher "statistischer Ausreißer" nicht äußerst unwahrscheinlich? Eine Ausdehnung von einer knappen Milliarde LJ ist im Verhältnis zur Größe des sichtbaren Universums meiner Meinung nach recht erstaunlich...

Ich bin gespannt, ob man einen Mechanismus hinter der Entdeckung erkennen und verstehen wird.

Das hat nichts mehr mit Statistik zu tun, nicht bei der Größe.
Vor allem lässt sich dieses "Loch" bereits in der Hintergrundstrahlung erkennen, das heisst, es entstand höchstwahrscheinlich bereits mit dem Urknall.
 

komet007

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Im Ernst: wenn sich das Universum von einem Punkt im dreidimensionalen Raum aus ausdehnen würde, wenn es also ein Zentrum gäbe, dann würde man dies an den Bewegungen der Galaxien sehen - sie würden sich dann nicht gleichmässig von uns entfernen, sondern ihre Geschwindigkeit würde von der Richtung, in die wir blicken, abhängen.

Das besagt allerdings das Urknallmodell, wobei die Ausdehnung aus einem Punkt heraus, nach der superluminalen Expansion nach der Inflationsphase abgeschlossen war.
 

Toni

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wenn sich das Universum von einem Punkt im dreidimensionalen Raum aus ausdehnen würde, wenn es also ein Zentrum gäbe, dann würde man dies an den Bewegungen der Galaxien sehen - sie würden sich dann nicht gleichmässig von uns entfernen, sondern ihre Geschwindigkeit würde von der Richtung, in die wir blicken, abhängen.
:confused: :confused: Das ist mir jetzt zu hoch, Bynaus!

Nehmen wir noch mal den Ballon als Anschauungsobjekt, aber nicht dessen Oberfläche, sondern sein Inneres!
Den blasen wir aber nicht auf, sondern knippern (knoten) ihn einfach unten zu (damit hinterher niemand sagen kann, dass sich durch das Aufblasen die Anzahl Moleküle in seinem Innern erhöht hätte ;) ). Dann geben wir den unaufgeblasenen Ballon in eine Vakuumkammer. Während die Luft aus der Kammer entweicht, dehnt sich der Ballon aus. Die Moleküle in seinem Innern werden dabei aber nicht mehr, sie vergrößern lediglich ihre Abstände zueinander. - Und genau das geschieht in unserem Universum! Die Abstände der Moleküle/Galaxien vergrößern sich relativ gleichmäßig untereinander, egal, von welchem Molekül aus wir das ganze betrachten. Von unserem Molekül aus betrachtet bewegen sich alle anderen Moleküle von uns weg. Je schneller, desto größer der Abstand zu ihnen ist.

Auf unser Universum übertragen ist es genau das gleiche, nur mit dem Unterschied, dass hier die treibende Kraft nicht außen sitzt (der wachsende Unterdruck), sondern in seinem Innern selbst begründet liegt. - Und eben diese treibende Kraft im Innern liegt vielleicht in dem riesigen Leerraum begründet, der sich scheinbar genau so von uns fortbewegt wie all die anderen fernen Galaxien ...

Treibende Grüße von
Toni
 

Bynaus

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komet007 schrieb:
Das besagt allerdings das Urknallmodell, wobei die Ausdehnung aus einem Punkt heraus, nach der superluminalen Expansion nach der Inflationsphase abgeschlossen war.

Überhaupt nicht. Im Urknallmodell gibt es keine Expansion von einem Punkt im Raum aus...

Und genau das geschieht in unserem Universum!

Nein, nicht ganz. Nimm eine Explosion, und reite geistig auf einem Trümmerteil mit. Durch Beobachtung der anderen Trümmerteile, die dich umgeben, könntest du darauf schliessen, aus welcher Richtung die Explosion erfolgt ist (ohne einen Referenzhintergrund zu haben), das ist ein Unterschied zum Universum, wo sich kein 3D-Zentrum ausmachen lässt, sondern offenbar der Raum expandieren muss. Denn Genausowenig, wie man eine Kugeloberfläche perfekt auf eine Ebene abbilden kann, genausowenig kann man die Bewegungen in einem "4D-Raum" perfekt auf einen 3D-Raum abbilden.
 

komet007

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Auf unser Universum übertragen ist es genau das gleiche, nur mit dem Unterschied, dass hier die treibende Kraft nicht außen sitzt (der wachsende Unterdruck), sondern in seinem Innern selbst begründet liegt. - Und eben diese treibende Kraft im Innern liegt vielleicht in dem riesigen Leerraum begründet, der sich scheinbar genau so von uns fortbewegt wie all die anderen fernen Galaxien ...

Hallo Toni

im Grunde hat Bynaus recht, dass dieser Leerraum, bezogen auf die theoretische Gesamtgröße des Universums verschwindend gering ist. Das Interessante dabei ist eben, dass sich dieser Leerraum bereits in der Hintergrundstrahlung zeigt. Ich gehe mal davon aus, dass man diesen Bereich eingehenden Analysen unterzogen hat, das heisst, es lassen sich weder elektromagnetische Emissionen noch Gravitationslinseneffekte entdecken, das heisst es ist nahezu ausgeschlossen, dass Materie in irgendeiner Form vorliegt.
Zudem sind Raumbereiche in dieser Größenordnung gravitativ entkoppelt, das heisst, es ist sehr wahrscheinlich, dass es noch nie Materie in diesem Bereich gegeben hat, was sich letztendlich nicht mit dem Urknallmodell vereinbaren lässt.
 

Raumgleiter

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Bei der Expansion dehnt sich der Raum in sich aus. Es gibt keinen Start- oder Ursprungspunkt. Der Raum war von vorneherein vorhanden, nur halt nicht in der jetzigen Ausdehnung.
Man darf die Expansion nicht mit einer Explosion verwechseln. Die Explosion setzt einen Raum voraus, indem sie sich ausbreiten kann. Bei der Expansion des Urknalls breitet sich kein Raum "in einem Raum" aus. Die Expansion erfolgt in jedem Punkt des Raums.
 

Raumgleiter

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Ich habe nicht geschrieben von einem Punkt im Raum heraus, sondern aus einem Punkt.
So einfach kriegst du mich nicht. ;)

Aber genau diese Aussage schließt doch auch einen Mittelpunkt des Urknalls aus. Aus einem Punkt, der den gesamten Raum zum Zeitpunkt t0 darstellte. Der Raum war in diesem Punkt voll vorhanden, dehnte sich aber im Zuge des Urknalls aus.
 

Toni

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Hallo Raumgleiter, Bynaus & Wolfgang,

Bei der Expansion dehnt sich der Raum in sich aus. Es gibt keinen Start- oder Ursprungspunkt. Der Raum war von vorneherein vorhanden, nur halt nicht in der jetzigen Ausdehnung. (...) Die Expansion erfolgt in jedem Punkt des Raums. (...) Der Raum war in diesem Punkt voll vorhanden, dehnte sich aber im Zuge des Urknalls aus.
genau dies beschreibt doch mein "Luftballon-Modell"! Die darin enthaltenen Moleküle werden nicht mehr, sie vergrößern lediglich aufgrund des immer größer werdenden Raumes ihre Abstände zueinander. Unser sichtbares Universum wäre ja auch nur eine Seifenblase innerhalb dieses Luftballons. Aber diese Seifenblase "wächst" genau so mit.

Sich Blasen an die Finger schreibende Grüße von
Toni
 

Raumgleiter

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Das hat nichts mehr mit Statistik zu tun, nicht bei der Größe.
Vor allem lässt sich dieses "Loch" bereits in der Hintergrundstrahlung erkennen, das heisst, es entstand höchstwahrscheinlich bereits mit dem Urknall.


Das denke ich auch. Wenn das Universum einen Durchmesser von 100 Mrd. LJ hat und der Durchmesser dieses Objekts ca. 1 Mrd LJ....

Das wäre das Gleiche, als hätte ich einen Behälter mit 1 m³ Wasser, in das ich Farbe auflöse und in diesem Bereich würde sich eine Zone von 1000 mm³ bilden, in dem das Wasser frei von Farbe ist...
Ich weiß der Vergleich hinkt ein wenig, ist aber anschaulich für für die Proportionsverhältnisse (bin jetzt von einem Kubus ausgegangen, ist aber bei dieser Betrachtung egal, da das Verhältnis ja gleich bleibt).
 

Toni

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Das wäre das Gleiche, als hätte ich einen Behälter mit 1 m³ Wasser, in das ich Farbe auflöse und in diesem Bereich würde sich eine Zone von 1000 mm³ bilden, in dem das Wasser frei von Farbe ist...
Sehr schöne bildliche Darstellung, Raumgleiter! - Allerdings passen in diesen Würfel von 1 cm³ (den mann durchaus innerhalb des Kubikmeters gefärbten Wassers wahrnimmt :eek: ) unsere Lokale Gruppe, der Virgo-Galaxienhaufen, der Virgo-Superhaufen und noch einige andere Superhaufen auf einmal hinein - wenn schon mal bei bildlichen Darstellungen sind. :rolleyes:

Bildhafte Grüße von
Toni
 

Bynaus

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genau dies beschreibt doch mein "Luftballon-Modell"! Die darin enthaltenen Moleküle werden nicht mehr, sie vergrößern lediglich aufgrund des immer größer werdenden Raumes ihre Abstände zueinander.

Eben nicht ganz. So wie ein expandierender Kreis mit Punkten darin dein Luftballonmodell nicht genau abbilden kann, kann dein Luftballonmodell die Expansion des Universums nicht erklären.
 

komet007

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Das wäre das Gleiche, als hätte ich einen Behälter mit 1 m³ Wasser, in das ich Farbe auflöse und in diesem Bereich würde sich eine Zone von 1000 mm³ bilden, in dem das Wasser frei von Farbe ist...
Ich weiß der Vergleich hinkt ein wenig, ist aber anschaulich für für die Proportionsverhältnisse (bin jetzt von einem Kubus ausgegangen, ist aber bei dieser Betrachtung egal, da das Verhältnis ja gleich bleibt).

Der Vergleich hinkt überhaupt nicht, genau so beschreibt es das Urknallmodell, dass zu Beginn des Universums die Energie homogen im Raum verteilt war.
Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass sich innerhalb von knapp 400 000 Jahren, vom Urknall bis zur Hintergrundstrahlung, bereits so immense Leerräume gebildet haben.
 

astronews.com Redaktion

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VLA: Astronomen finden riesiges Loch im All

Amerikanische Astronomen haben ein gewaltiges Loch im Universum gefunden: In dem fast eine Milliarden Lichtjahre durchmessenden Bereich gibt es weder Gas, noch Sterne oder Galaxien. Noch nicht einmal Dunkle Materie scheint sich hier zu befinden. Solche Löcher im All wurden schon früher entdeckt, allerdings waren diese bedeutend kleiner als der jetzige Fund. (24. August 2007)

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Marc

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Hintergrundstrahlung oder nicht!!!

Das hat nichts mehr mit Statistik zu tun, nicht bei der Größe.
Vor allem lässt sich dieses "Loch" bereits in der Hintergrundstrahlung erkennen, das heisst, es entstand höchstwahrscheinlich bereits mit dem Urknall.

Ja, das ist sicher eine mögliche Antwort.

Aber genau so gut könnte hier zum ersten Mal sichtbar werden, dass womöglich die sogenannte Hintergrundstrahlung keine Hintergrundstrahlung ist, bzw. dass zumindest ein Teil der Hintergrundstrahlung eine Vordergrundstrahlung ist.

Der kalte dunkle Fleck wäre dann durch fehlende strahlende Materie entstanden.

Meine Meinung: Hochspannend das Ganze.

Gruss Marc
 
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