Doppelsterne am 19.05.2007

BDBruemmer1

Registriertes Mitglied
Beobachtungsbericht

Beobachtungsdaten:

Beobachter:
Dieter Brümmer
Standort: Erfurt (Breite: 50° 58´ 7,5“ N, Länge: 11° 1´ 43,1“ O)
Datum: 19.05.2007
Uhrzeit: 22:30 - 23:00 Uhr MESZ
Instrument: Skylux Lidlscope (Öffnung: 70mm, Brennweite: 700mm) „Melusine“
Okulare: 25mm Meade MA (28fache Vergrößerung), 20mm Super Plössl Wide Angle Long Eye Relief (35fache Vergrößerung), 9mm Vixen Eyepiece OR (78fache Vergrößerung), 4mm Kellner (175fache Vergrößerung)
Sonstiges Zubehör: Karkoschka „Atlas für Himmelsbeobachter“, dtv-Atlas der Astronomie, Schreibkladde mit Stift, Rotlichtlampe
Wetter: zuerst einigermaßen klar, schoben sich dann so gegen 23:00 Uhr Wolken von Süden merklich heran
Temperatur: Anfang: +18,8° C Ende: +18,0° C
Objekte: Doppelsterne: α Leonis „Regulus“, γ Leronis „Algieba“, Unsicheres Objekt: β Leonis „Denebola“
Thema: Eine Doppelsterntour

Vorbericht:

Da ich jetzt in einer größeren Stadt wohne, mache ich mir schon Gedanken, was ich so alles beobachten kann unter diesen erschwerten Bedingungen. So kam ich auch schnell darauf, es mal an ein paar Doppelsternen zu versuchen. Zu diesem Zweck suchte ich mir sowohl im besagten Karkoschka „Atlas für Himmelsbeobachter“ als auch im dtv-Atlas der Astronomie ein paar dieser Objekte heraus. Dabei musste ich erstmal den Himmelsausschnitt, den ich zur Verfügung hab, berücksichtigen. Zusätzlich natürlich auch, welche Doppelsterne überhaupt für mein Gerät möglich sein könnten. Und drittens, die jeweilige Jahreszeit um die Uhrzeit, zu der ich beobachten will. Die Objekte, die da in Frage kommen, unterteilen sich in ganz einfache, mittelschwere und ganz schwere Objekte, also richtige Knackpunkte, wo die Trennung gar nicht mal sicher ist. Da wir jetzt Spätfrühling haben, sind natürlich unter anderem Sternbilder wie der Löwe oder der Bootes für mich von Bedeutung. Erschwerend an der ganzen Sache ist die Aufhellung hier. Markante Sternbilder wie den Löwen erkenne ich auf Anhieb, während ein Sternbild wie der Krebs mir doch arge Schwierigkeiten bereitet. Nixdestotrotz wollte ich trotzdem die Beobachtung wagen. Die nachfolgend aufgeführten Daten zu den einzelnen Doppelsternen hab ich aus dem Karkoschka und dem dtv-Atlas entnommen und dienen als Basis, um aufzuzeigen, um welchen Stern es sich überhaupt handelt, wo man ihn finden kann usw.

Eigentliche Beobachtung:

Kurz vor 22:30 Uhr machte ich mich daran, meine Ausrüstung aufzustellen, mein Material bereit zu legen und dann mit Sucher gen Himmel zu schauen. Das erste Objekt sollte ι Cancri (iota) im Krebs werden, doch da zeigten sich schon die Probleme, das Sternbild war zum einen mit bloßem Auge fast gar nicht zu sehen, zum anderen auch schon zu weit gen Westen fortgeschritten um die Uhrzeit und im Sucher war die Identifizierung auch sehr schwierig. Nun ja, ich wollte mich jetzt nicht ultralange dabei aufhalten und ging rüber zum nächsten Sternbild.

Sternbild Löwe:

α Leonis (alpha) „Regulus“
Scheinbare Helligkeit: 1,4 – 7,9m (Hauptstern – Begleiter)
Farbe: weiß – gelblich (Hauptstern – Begleiter)
Distanz des Begleiters: 175,9“ nordöstlich vom Hauptstern
Rektaszension.: 10h 08m 24s
Deklination: + 11° 58´ 12“


Die Distanz sagte mir schon, dasz dieser Doppelstern sogar schon locker im Fernglas getrennt werden müsste, was ich aber bisher noch nicht ausprobiert hatte. Hier reichte mir aber schon die 28fache Vergrößerung, um seinen Begleiter locker sehen zu können. Ganz einfach und wer noch nie Doppelsterne betrachtet hat, Regulus ist grad für Anfänger ein dankbares Objekt. Die Farbe des Begleiters soll laut Karkoschka gelblich sein. Das allerdings war mir für mich nicht ersichtlich, aber das liegt auch an seiner scheinbaren Helligkeit, wo sich einfach keine Farben mehr zeigen lassen wollen.

γ Leonis (gamma) „Algieba“
Scheinbare Helligkeit: 2,3 – 3,5m (Hauptstern – Begleiter)
Farbe: gelblich – gelblich (Hauptstern – Begleiter)
Distanz des Begleiters: 4,7“ südwestlich vom Hauptstern
Rektaszension: 10h 20m 00s
Deklination: 19° 50´ 24“


Hier hatte ich einen schweren Kandidaten vor mir, den man aus der Stadt beobachten kann. Weder bei 28facher noch bei 35facher Vergrößerung konnte ich eine Trennung erkennen. Mit der 78fachen Vergrößerung konnte ich sehen, dasz der Stern etwas länglich erschien, aber trotz intensiven Schauens war die Trennung noch nicht eindeutig zu erkennen. Tja, also musste tatsächlich das 4mm ran, ein Okular, was ich nur ungern am Lidl einsetze, weil es halt die Maximalvergrößerung, die ich noch für sinnvoll erachte an diesem Gerät, um 35fach überschreitet. Mit der 175fachen Vergrößerung konnte ich zumindest für Bruchteilen von Sekunden immer mal wieder einen schwarzen Zwischenraum zwischen beiden Sternen erkennen, womit für mich somit die Trennung beider Sterne auch gelungen war. Das Bild selber allerdings war sehr wabbrig und beileibe kein Vergnügen. Anfänger rate ich auch eher davon ab, diese Okular bei engen Doppelsternsystemen zu benutzen. Ich denke auch, dasz mir die Trennung nur gelang, weil beide Objekte fast gleich hell waren. Wäre der Bereich so wie bei Regulus gewesen, dann glaube ich kaum, dasz mir die Trennung gelungen wäre.

Unsicherheitskandidat β Leonis (beta) „Denebola“ ?
Scheinbare Helligkeit: 2,1 – 7,0m (Hauptstern – Begleiter) ???
Farbe: bläulich – weiß (Hauptstern – Begleiter) ???
Distanz: 1134“ vom Hauptstern ???
Rektaszension: 11h 49m 06s
Deklination: 14° 34´ 12“


Diesen hier habe ich als Unsicherheitskandidaten deshalb so bezeichnet, weil ich mir selber darüber nicht im Klaren bin, ist dies ein Doppelstern oder ist dies keiner? Der dtv-Atlas, wie ich ihn habe (Originalausgabe von März 1973) sieht ihn als Doppelstern, wo halt in knapp 1200 Bogensekunden ein 7m heller Begleiter sein soll. Der Karkoschka (3. Auflage von 1997) hingegen führt ihn überhaupt nicht als Doppelstern auf. Wenn ich den Sucher auf Denebola richte, so sehe ich bei ihm ca. ein Viertel Grad nordöstlich einen schwachen Stern (man muss dazu sagen, der Sucher zeigt das Bild auf dem Kopf, man muss umdenken dabei in der Richtungsangabe). Es war natürlich klar, dasz ich hier die 28fache Vergrößerung nur nahm. Nur, selbst bei der Vergrößerung tauchen einige schwache Sterne um die 7 – 8m auf im Okular selbst bei dem besagten Stern, den ich da im Sucher sah. Daraus konnte ich jetzt auch nicht schließen, welcher dieser schwachen Sterne der angebliche Begleiter sein soll. Wie gesagt, ich bin mir da keinesfalls sicher, ob Denebola wirklich ein Doppelstern ist.

Ich hatte dann auch vor, weitere Sternbilder wie den Bootes, den Raben, die Wasserschlange und die Waage aufzusuchen, doch leider machten mir die von Süden aufkommenden Wolken einen Strich durch die Rechnung. Ich musste die Beobachtung leider beenden.

Fazit:

Jede Beobachtung bringt neue Erkenntnisse und Überraschungen mit sich, selbst, wenn es nur ein paar Doppelsterne sind. Dem 4mm Okular z. B. sind grad bei engen Doppelsternen die Grenzen aufgezeigt worden. Mag das Okular vielleicht noch beim Mond einsetzbar sein, so wird es schon bei solchen Objekten wie halt den Doppelsternen zu einem heftigen Geduldsspiel. Ich sollte mir Gedanken um ein gutes 5mm Okular machen, was eine 140fache Vergrößerung bringt und somit die sinnvollere Maximalvergrößerung ergibt. Weiterhin konnte ich Daten aus einem Buch (dtv-Atlas) in Frage stellen wie eben an Denebola aufgezeigt. Ich glaube da auch eher, dasz beta Leonis kein Doppelstern ist wie es auch der Karkoschka aussagt, nur glauben heisst bekanntlich nicht wissen. Alles in allem zeigte mir aber auch diese Beobachtung wieder, wieviel Spaß einem das Hobby Astronomie machen kann und dasz auch Wolken die gewonnenen Eindrücke nicht trüben können.

viele grüße

dieter
 

Toni

Registriertes Mitglied
Toller Bericht!

Hallo Dieter,

das ist ja wieder mal ein sehr interessanter Bericht! Alle Achtung! :cool:

Ich weiß jedoch nicht, ob Dir dies bekannt ist, aber Regulus ist ein Dreifachstern. - Natürlich nur für extrem gute Teleskope. ;)
Wikipedia schrieb:
α Leonis ist ein auffallend heller Stern. Der lateinische Name Regulus bedeutet „Prinz“. Es handelt sich um ein Mehrfachsternsystem, bestehend aus drei Komponenten, in 78 Lichtjahre Entfernung. Der leuchtkräftige Hauptstern ist ein relativ jungen Stern, dessen Alter auf einige hundert Millionen Jahre geschätzt wird. Der Stern rotiert in nur 15,9 Stunden um die eigene Achse und ist durch die starken Fliehkraft an den Polen stark abgeplattet. Er besitzt den 3,5fachen Durchmesser unserer Sonne.
In einem Abstand von 4.200 Astronomische Einheiten umkreist ein Paar leuchtschwächerer Sterne den Hauptstern in etwa 130.000 Jahren. Von der Erde aus gesehen hat das Paar einen Abstand von 3 Bogenminuten zum Hauptstern. Im Prismenfernglas wird ein 7,6m heller Begleitstern sichtbar. Im Abstand von 4 Bogensekunden befindet sich die nur 13m helle dritte Komponente, zu deren Beobachtung man ein größeres Teleskop benötigt.
Bei Algieba steht in "Wiki" noch folgendes:
Wikipedia schrieb:
γ Leonis ist ein Doppelstern in 90 Lichtjahren Entfernung. Die beiden Komponenten können bereits mit einem kleinen Teleskop von 4 cm Öffnung beobachtet werden.
Der arabische Name Algieba bedeutet „Stirn des Löwen“.
Denebola ist allerdings auch hier nicht als Doppelstern aufgeführt. Gleiches gilt für mein Taschenbuch "Unser Sternenhimmel" (2003). In meinem Astro-Lexikon (1977) wiederum steht er als solcher aufgeführt:
abc der Astronomie schrieb:
Denebola hat einen lichtschwachen Begleiter von 7,6m in einem Abstand von 176".
Wem soll man da noch glauben? - In "Wikipedia" erfährt man denn auch:
Wikipedia schrieb:
Das System β Leonis ist 42 Lichtjahre entfernt. Der Hauptstern ist rund 20mal heller als unsere Sonne. Im weiten Abstand von 19 Bogenminuten befindet sich ein Begleitstern der 6. Größenklasse. Zur Beobachtung genügt ein Prismenfernglas.
Der arabische Name Denebola leitet sich von „Schwanz des Löwen“ ab.
Nun ja, irgend jemand wird wohl recht haben ... :rolleyes:

Ich wünsche Dir jedenfalls weiterhin viel Spaß bei Deinen Beobachtungen und uns interessante Berichte! :)

Beste Sternenbeobachtungsgrüße von
Toni
 

BDBruemmer1

Registriertes Mitglied
hallo toni,

dasz mit regulus und dreifach ist mir bekannt, ich hab allerdings den dritten begleiter nicht erwähnt, weil er halt für kleine instrumente zu lichtschwach ist.

nun ja, wie gesagt, gamma leonis ist ein schwieriger kandidat, aber mit meiner beobachtung konnte ich zumindest beweisen, dasz ein 3-zöller den auch noch trennen kann.

was denebola angeht, kann ich das rätsel vielleicht aufklären. ich vermute mal, dasz der in manchen büchern nicht als doppelstern aufgeführt wird, weil die begleiter alle nur optisch sind, also keine physischen. in einem anderen forum hat mir jemand geschrieben, dasz, ich zitiere:

Das Burnham's Celestial HB widmet den Begleitern - sie sind alle nur optisch - einen ganzen Absatz. Der ferne Begleiter, von dem im dtv-Atlas die Rede ist, nennt sich "Burnham-603", +5,9 m hell, ein enger Doppelstern.

insofern kann es also immer mal wieder vorkommen, dasz einige bücher gewisse sterne noch als doppelsterne ausweisen, während andere das nicht mehr tun, weil sie eigentlich keine doppelten in dem sinne sind.

viele grüße

dieter
 

BDBruemmer1

Registriertes Mitglied
hallo nochmal,

wer etwas mehr über denebola erfahren möchte, ich hab hier einen bericht über seine eigenbewegung:

Die Eigenbewegung von Denebola von Wolfgang Vollmann am 01.06.2006

falls das wetter heute mitspielen sollte (laut www.wetter-online.de eher nicht, da es hier in erfurt gewitter geben soll, wäre schade), bin ich in erfurt-gispersleben zu finden in der zittauer straße 30 beim telefonbuchverlag (dort sind auch andere hobbyastronomen), um die saturnbedeckung durch den mond zu schauen. wenn jemand aus erfurt und umgebung kommt, kann er/sie dort gerne vorbeischauen. :)

viele grüße

dieter
 

Udo_S

Registriertes Mitglied
Hi Dieter
Du machst ja hier einen richtig guten Job. Hab mir deine ganzen Berichte einmal durchgelesen und fand sie sehr interessant.
Leider bin ich wohl doch ein bisschen zu weit weg (200km), sonst könnten wir ja mal zusammen beobachten.
Zum Thema Doppelsterne kann ich dir nur den Tipp geben, dir dafür eine Nacht mit gutem Seeing vorzunehmen. Das wabern der Luft ist nämlich nicht in jeder Nacht gleich schlimm. Flackern die Sterne bis in grosse Höhen, dann ist es eher nicht ratsam, erscheinen sie allerdings eher ruhig, dann musst du es unbedingt wieder versuchen.
Grüsse Udo S
 
Oben